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verkehrt, dass es Mikaels Verleumder verblüffen und Henrik Vangers Beitritt das maximale Rampenlicht verschaffen musste. Aber allen war die Logik dieses Plans klar - es war ein Signal, dass die Pestflagge, die derzeit über der Millennium -Redaktion wehte, wieder eingeholt wurde. Ab jetzt wurde mit harten Bandagen gekämpft.
Das Unternehmen Vanger steckte in einer Krise, aber es war immer noch ein gewichtiger Industriekonzern, der, wenn nötig, offensiv agieren konnte.
Das ganze Gespräch verlief in Form einer Diskussion zwischen Erika auf der einen Seite und Henrik und Martin auf der anderen. Keiner hatte Mikael gefragt, was er von der Sache hielt.
Spätnachts lag Mikael mit dem Kopf auf Erikas Brust und sah ihr in die Augen.
»Wie lange diskutiert ihr schon über diese Vereinbarung, du und Henrik Vanger?«, fragte er.
»Ungefähr seit einer Woche«, antwortete sie lächelnd.
»Ist Christer einverstanden?«
»Natürlich.«
»Warum durfte ich nichts davon erfahren?«
»Warum hätte ich das mit dir besprechen sollen? Du bist als verantwortlicher Herausgeber ausgeschieden, hast die Redaktion und die Verlagsleitung verlassen und dich mitten im Wald angesiedelt.«
Mikael dachte ein Weilchen darüber nach.
»Du meinst, ich verdiene es, wie ein Idiot behandelt zu werden?«
»Oh ja!«, sagte sie mit Nachdruck.
»Du warst wirklich sauer auf mich.«
»Ich habe mich noch nie so verraten und verkauft gefühlt wie in dem Moment, als du aus der Redaktion spaziert bist. Ich war noch nie so böse auf dich.« Sie griff ihm fest in die Haare und schob seinen Kopf weiter nach unten.
Als Erika Hedeby am Sonntag verließ, war Mikael so wütend auf Henrik Vanger, dass er nicht riskieren wollte, ihm oder einem anderen Mitglied der Familie über den Weg zu laufen. Stattdessen fuhr er nach Hedestad und verbrachte den Nachmittag damit, durch die Stadt zu bummeln, die Bibliothek zu besuchen und in einer Konditorei Kaffee zu trinken. Am Abend ging er ins Kino und sah sich Herr der Ringe an, den er in all dem Premierentrubel vor einem Jahr verpasst hatte. Plötzlich fand er, dass die Orks im Vergleich zu den Menschen doch einfache, unkomplizierte Wesen waren.
Er rundete den Abend bei McDonald’s in Hedestad ab und fuhr gegen Mitternacht mit dem letzten Bus auf die Insel zurück. Er machte Kaffee, setzte sich an den Küchentisch und holte einen Ordner hervor. Er las bis vier Uhr morgens.
Die Ermittlungen im Fall Harriet Vanger hatten einige Fragen aufgeworfen. Sie traten umso deutlicher hervor, je länger Mikael sich in den Bericht einarbeitete. Es waren keine sensationellen Entdeckungen, die er da machte, sondern altbekannte Probleme, die Gustav Morell lange Zeit beschäftigt hatten, sogar in seiner Freizeit.
Im letzten Jahr ihres Lebens hatte Harriet sich verändert. In gewisser Weise konnte man die Veränderung als die Metamorphose interpretieren, die alle Jugendlichen in ihrer Teenagerzeit in der einen oder anderen Form erleben. Harriet wurde langsam erwachsen, aber in ihrem Fall hatten Klassenkameraden, Lehrer und mehrere Familienmitglieder bezeugt, dass sie reserviert und verschlossen geworden war.
Zwei Jahre zuvor noch ein ganz normaler, ausgelassener Teenie, war sie auf einmal sichtbar auf Distanz zu ihrer Umgebung gegangen. In der Schule war Harriet immer noch mit ihren Mitschülern zusammen, doch plötzlich auf eine Weise, die eine ihrer Freundinnen als »unpersönlich« beschrieb. Das Wort, das die Freundin verwendete, war so außergewöhnlich, dass Morell es notierte und weitere Fragen dazu stellte. Sie erklärte ihm, dass Harriet aufgehört hatte, über sich selbst zu sprechen, zu tratschen oder über vertrauliche Dinge zu reden.
Harriet war auf kindliche Art christlich gewesen, während sie heranwuchs - Sonntagsschule, Abendgebet und Konfirmation. Im letzten Jahr schien sie jedoch richtiggehend religiös geworden zu sein. Sie las in der Bibel und ging regelmäßig in die Kirche. Sie hatte sich allerdings nicht Pastor Falk angeschlossen, der ein Freund der Familie Vanger war, sondern sich im Frühling eine Pfingstgemeinde in Hedestad gesucht. Dieses Engagement in der Pfingstgemeinde dauerte aber nicht lange. Schon nach zwei Monaten hatte sie die Gemeinde wieder verlassen und stattdessen begonnen, Bücher über den Katholizismus zu lesen.
Teeniehafte religiöse Schwärmerei? Vielleicht, aber in der Familie war sonst niemand in nennenswertem Ausmaß religiös, und es war schwer herauszufinden, welche
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