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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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ärgerlich. »Die Phoenix ist schon vor vier Tagen ausgelaufen. Und von dem Pack, das auf die Insel soll, ist keiner vom Schiff entkommen. Davon wüsste ich. Ach was, jeder in Sydney hätte davon erfahren. Und jetzt rate ich dir zum letzten Mal...«
    »Warten Sie!«, rief Cleo beschwörend. »Ich weiß, dass die Frau vom Schiff entkommen ist, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ihr das unentdeckt gelingen konnte! Sie muss auch auf dem Schiff Helfer gehabt haben. Vermutlich hat ihr Mann, der über genug Geld verfügt, dort jemanden bestochen. Aber sie ist entkommen, glauben Sie mir! Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen, und der Soldat, der ihren Lügen geglaubt hat und sie entkommen ließ, wird sie Lieutenant Danesfield bestimmt zweifelsfrei beschreiben können. Ich habe nach seinem Namen gefragt. Er heißt James Chesterton! Und Sie sollten mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass der Lieutenant und der Captain an dieser Nachricht bestimmt sehr interessiert sind! Nicht von ungefähr haben die beiden Herren Offiziere regelrecht Jagd auf sie gemacht und die Farm Yulara am Hawkesbury, wo sie mit ihrem Mann gelebt hat, niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht!«
    Nachdenklich zog der Sergeant seine Unterlippe zwischen die Zähne und überlegte sichtlich angestrengt, was er von der Sache halten sollte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, die Frau, so abstoßend sie auch sein mochte, hinauszujagen. Der Lieutenant war kein Mann von großer Geduld, wenn man einen Fehler machte, das wusste er aus leidlicher Erfahrung. Deshalb ließ er sich gnädig zu der Frage herab: »Wer ist diese Frau überhaupt, die angeblich unbemerkt von der Phoenix entkommen sein soll?«
    »Sie heißt Abby Lynn, das heißt, seit sie den freien Siedler Andrew Chandler geheiratet hat, nennt sie sich Abby Chandler. Ich kenne Abby gut. Ich bin mit ihr auf dem Sträflingsschiff Kent vor viereinhalb Jahren in die Kolonie gekommen. Sie machte natürlich die ganze Zeit auf unschuldig, ist aber ein ganz durchtriebenes Ding. Und die Chandlers haben den Offizieren hier ganz übel mitgespielt!«, sprudelte Cleo hervor und hatte Mühe, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen, dass sie nun endlich seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Als das New South Wales Corps letztes Jahr gegen Gouverneur Bligh gemeutert hat, ihn abgesetzt und die Macht in die eigenen Hände genommen hat, da haben sich die Chandlers auf die Seite von Bligh gestellt und alles Mögliche versucht, um den Offizieren zu schaden! Andrew Chandler, also Abbys Mann, und dessen älterer Bruder Melvin sollen sogar zwei Rumdistillerien von Lieutenant Danesfield und Captain Grenville zerstört haben!«
    »Also, das Wort >Meuterei< will ich nicht noch einmal hören!«, verwarnte sie der Sergeant mit ärgerlich gerunzelten Brauen. »Dieser verdammte Bligh ist unfähig gewesen, sein Amt richtig auszuüben, sowohl damals auf seinem Schiff, der Bounty, als auch hier in der Kolonie als Gouverneur, und einzig und allein zum Wohle der Kolonie hat das Corps ihn abgesetzt! Haben wir uns verstanden?«
    »Natürlich! Das war wirklich ein dummer Ausrutscher von mir, Sergeant! Natürlich war es nur zum Wohle der Kolonie!«, versicherte Cleo eiligst, obwohl doch jeder in der Kolonie wusste, dass es eine schändliche Meuterei gewesen war. Gouverneur Bligh hatte nämlich der korrupten Offiziersclique das lukrative Geschäft mit dem Rumhandel verbieten wollen, mit dem sie sich seit Jahren die Taschen füllten und die Kolonie aussaugten wie eine Plage von Blutegeln. Aber das kümmerte sie wenig. Ihretwegen konnten die verfluchten Rotröcke weiterhin ihre schmutzigen Geschäfte mit dem Rum betreiben - bis London reguläre Truppen und einen neuen Gouverneur nach Australien entsandte und der ganzen Bande das Handwerk legte. Ihr war das so gleichgültig wie der Mann da draußen, dessen Auspeitschung offensichtlich ein Ende gefunden hatte, waren doch seine Schreie nicht länger zu hören. Aber vielleicht war er auch nur in Ohnmacht gefallen.
    »Also gut, dann wollen wir die Dinge mal der Reihe nach festhalten«, sagte der Sergeant, zog ein leeres Blatt Papier hervor und wollte den Federkiel gerade ins Tintenfass tunken, als hinter ihm die Tür aufging - und Lieutenant Danesfield erschien.
    »Was ist das hier für ein endloses Gequatsche, Simonton?«, verlangte der hochgewachsene, schwarzhaarige Offizier mit den scharf geschnittenen Gesichtszügen zu wissen, ohne Cleo auch nur eines Blickes zu

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