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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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Cassie mit der Hand gegen eins der gerahmten Fotos. Gereizt nahm sie es vom Tisch, um es beiseitezulegen, und erstarrte.
    Irgendetwas stimmte nicht. Der Rahmen fühlte sich unter ihren Fingerspitzen seltsam an. Sie hielt ihn sich dicht vors Gesicht. Selbst im fahlen Licht der künstlichen Morgendämmerung zitterte ihre Hand.
    Der Metallrahmen war geschmolzen. So sah es zumindest aus. Verzerrt, verbogen und krumm - als hätte er zu nah an einem Feuer gestanden. Die grinsenden Gesichter von Patrick und den Kindern aus dem Cranlake Crescent waren zu grauenvollen Masken geschmolzen. Erschrocken fasste sie den Nachttisch an. Er war ziemlich kühl. Cassie schluckte vernehmbar. Dann schwang sie die Beine aus dem Bett und griff nach dem anderen Foto. Am Ende des letzten Trimesters hatte sie heimlich eine Aufnahme von Ranjit gemacht. Auch dieses Foto war übel verzerrt: Der Bilderrahmen sah aus, als habe er sich in der Nacht verflüssigt und sei dann wieder fest geworden, wie Kerzenwachs. Und Ranjits schüchtern lächelndes Gesicht war nicht mehr zu erkennen. Traurig strich sie über das Bild und Tränen schossen ihr in die Augen. Was hatte sie getan?
    Moment. Was brachte sie auf den Gedanken, dass sie etwas getan hatte?
    Ein Gefühl, das war alles...
    Spie fluchte unglücklich, aber nicht leise genug. Denn im Nachbarbett regte Isabella sich und reckte sich gähnend. Cassie hatte kaum genug Zeit, um die geschmolzenen Bilder unter ihr Kissen zu stopfen, bevor Isabella auch schon schläfrig blinzelte. Ihre Mitbewohnerin gähnte noch einmal und lächelte.
    »Morgen, Cassie. Hmmm...« Sie richtete sich abrupt auf.
    »Hey! Wir sind in New York!«
    Cassie schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich gleich viel besser. Wie konnte Isabella zu dieser Stunde eine solche Begeisterung versprühen? Ihre Freundin hatte sich seit Paris nicht verändert - was irgendwie schön war, da sich alles andere so sehr verändert hatte. »Immer mit der Ruhe, Schätzchen«, sagte sie in betont gedehnter Sprechweise. »Es ist sechs Uhr morgens. Die Sonne geht erst in einer Stunde auf.«
    Isabella verdrehte die Augen. »Cassie, dieser Akzent ist eher South Carolina als South Bronx, und selbst ich merke das. Also...« Sie ließ sich wieder ins Bett fallen und rieb sich in freudiger Erwartung die Hände. »Was machen wir heute?«
    »Ähm, du meinst, abgesehen davon, dass die Schule heute anfängt?«, fragte Cassie.
    »Ja, ja, abgesehen davon. Dies ist die Stadt, die niemals schläft! Und wir sollten es auch nicht tun!«
    »Was du nicht sagst.« Cassie machte sich nicht die Mühe zu erwähnen, dass sie in diesem Punkt bereits einen Vorsprung hatte. »Du weißt doch, dass die erste Stunde Mathe ist, richtig?«
    »Nein. Nein, nein, nein! Ich will nicht einmal daran denken!«, jammerte Isabella. Sie hielt inne, dann sah sie Cassie von der Seite an. »Wir müssen über dich sprechen, Cassie.«
    »Oh Gott.« Cassie seufzte. »Nicht schon wieder. Zuerst Ranjit, jetzt auch noch du. Können wir nicht über jemand anderen sprechen?«
    Isabella verschränkte ungehalten die Arme vor der Brust. »Cassie. Ich habe dich gestern laufen lassen, weil du dich mit deinem indischen Prinzen getroffen hast - übrigens etwas, von dem du mir ebenfalls erzählen musst.« Sie zwinkerte Cassie zu. »Aber ich weiß, dass du mir etwas verheimlichst. Du bist am Flughafen ohnmächtig geworden! Du hast nicht nur deshalb so schrecklich und so verhungert ausgesehen, weil du das Frühstück verpasst oder dir einen Bazillus eingefangen hattest. Es liegt an dem, was sie mit dir gemacht haben, nicht wahr? Bei der Zeremonie der Auserwählten?«
    Cassie rieb sich den Nacken. »Ja«, murmelte sie.
    Isabella nickte und kniff die Augen zusammen. »Schön. Und was hast du deswegen unternommen?«
    »Sir Alric hatte eine ... ähm ... Lösung.« Cassie lächelte strahlend und hoffte, dass Isabella erst mal aufhören würde nachzufragen, wenn sie ihr eine Erklärung lieferte — auch wenn sie mit der Wahrheit sehr sparsam umgehen musste. Sie brauchte Zeit. Mehr Zeit. »Buchstäblich, meine ich. Eine flüssige Lösung.«
    »Du meinst Drogen?« Isabella schlug sich eine Hand auf den Mund. »Cassie, ich bin mir nicht sicher...«
    »Bitte, Isabella, es gibt keinen Grund zur Sorge.«
    »Ach nein?« Wieder verschränkte Isabella die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue hoch. »Wenn es für dich keinen Grund zur Sorge gibt, warum bist du dann immer noch so unglücklich? Ich kenne dich! Warum bist du so nervös

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