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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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mit dir? Fühlst du dich heute besser?« Er umarmte sie unbeholfen und Cassies Herz krampfte sich zusammen. Sie und Jake hatten Monate gebraucht, um ihre beiderseitige Vorsicht zu überwinden. Und als sie endlich echte Freunde geworden waren, hatten die Ereignisse sich überschlagen. Jetzt war Cassie nicht nur eine leibhaftige Erinnerung an seine verlorene Schwester, sie war außerdem eine der Auserwählten - der Gruppe, die für Jessicas Tod verantwortlich war. Kein Wunder, dass eine gewisse Anspannung zwischen ihnen herrschte; seine Gefühle für sie mussten auch sehr gemischt sein. Sie hoffte nur, dass sie in der Lage sein würde, Jake zu beweisen, dass er ihr nach wie vor vertrauen konnte — und sie hoffte, dass sie es auch sich selbst würde beweisen können ...
    »Auf dem Weg ins Klassenzimmer fiel Cassie ein blasses, nervöses, rothaariges Mädchen auf. Sie hatte ihre Mathebücher vor der Glastür fallen lassen und sofort eilte ein hochgewachsener Junge herbei. Er bückte sich, um ihr zu helfen, und berührte den Ellbogen der Rothaarigen auf eine Art und Weise, bei der das arme Geschöpf ein sichtlicher Schauder überlief. Sie sah ihn ehrfürchtig an, während er ihr die Bücher in die Arme drückte. Cassie erhaschte einen Blick auf sein Gesicht. Auf affige Weise gut aussehend, mit einem strahlenden Lächeln.
    Richard Halton-Jones.
    Cassie wurde kalt. Ganz offensichtlich hatte er sich nicht verändert: immer noch ein unverbesserlicher Aufreißer. Er sprang auf alles an, was zwei Beine hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie das anziehend gefunden. Jetzt fühlte sich die Erinnerung an ihre letzte Begegnung an wie ein Schlag in den Magen. Sie hatte ihn gemocht, ihm vertraut, hatte sogar angefangen zu glauben, dass er sich ebenfalls für sie interessierte. Und was hatte ihr das eingebracht? Richard war derjenige gewesen, der sie in den Arc de Triomphe und zu einer Zeremonie gelockt hatte, bei der sie lieber nicht gewesen wäre. Es war ihr egal, dass er nur einen Befehl ausgeführt hatte. Und zwar den der ältlichen Madame Azzedine, die Cassie ins Herz geschlossen und in ihr den perfekten neuen Wirt gesehen hatte. Ohne ihn würde sie jetzt nicht in einem solchen Schlamassel stecken.
    Sie wandte den Blick schroff ab, schob sich an Richard vorbei ins Klassenzimmer und hoffte, dass er sie nicht beachten würde. Schließlich konnte er von Glück sagen, dass er nicht der Schule verwiesen worden war. Selbst jemand, der so unverfroren war wie er, musste sich in ihrer Gegenwart schämen, nach allem, was er ihr angetan hatte...
    Anscheinend nicht. Jemand griff nach ihrem Arm und hielt sie fest.
    »Du hast ja keine Ahnung«, murmelte er, »wie sehr du dich verändert hast.«
    Sie fuhr auf dem Absatz herum und funkelte ihn an. Um sie herum hasteten die letzten Schüler ins Klassenzimmer.Wie zu Beginn eines jeden neuen Trimesters schwatzten und lachten sie laut und aufgeregt. Doch jetzt betrat Herr Stolz den Raum, räusperte sich und klopfte aufs Lehrerpult.
    Richard ignorierte ihn. »Hallo, Cassie.«
    »Der Unterricht fängt an«, sagte sie schroff.
    Auch das ignorierte er. »Du siehst... umwerfend aus.«
    »Danke.« Ihre Stimme war arktisch.
    »Ah, du klingst auch anders.«
    Bildete sie sich das nur ein oder lag da ein Anflug von Traurigkeit in seiner Stimme? Wen scherte es? Sie wandte sich ab und sah zu, wie Isabella ins Klassenzimmer rauschte, sich auf Jake stürzte und dabei beinahe seinen Stuhl umwarf. Cassie musste lächeln, obwohl ihr auf- fiel, dass Jake, der hektisch in ein Notizbuch gekritzelt hatte, immer noch ein wenig geistesabwesend wirkte. Cassie runzelte die Stirn — nach all der Zeit, die Isabella gebraucht hatte, um ihn für sich zu gewinnen, hatte sie gehofft, dass Jake ihrer besten Freundin ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken würde. Sie ließ sich auf den nächsten freien Stuhl neben den beiden sinken.
    »Immer mit der Ruhe, Isabella! Du wirst noch die Mobel beschädigen.«
    »Ach, Cassie. Da bist du ja! Keine Bange, Jakes männlicher Körper ist kräftig genug, um mich kleines Persönchen auszuhalten.« Isabella sah ihren Freund an und klimperte ein wenig — aber deutlich genug — mit den Wimpern. Jake hatte endlich seinen Stift beiseitegelegt und küsste sie schnell auf die Nase.
    Zum ersten Mal sah Cassie sich bewusst in dem Raum um und stellte fest, dass die eleganten, modernen Tische und Stühle wahrscheinlich ohnehin nicht nachgeben würden, dazu waren sie zu solide gebaut. Im

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