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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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Kratzen einer Schaufel auf Erde. Leises Gelächter.
    Direkt über ihnen entlud sich ein Blitz und tauchte die Welt in grelles Weiß. In dem Sekundenbruchteil bevor der Donner die Erde erzittern ließ, sah Cassie, was vor sich ging. Sah die Gestalten und was sie taten - im Licht erstarrt wie ein Gemälde. Dem ersten Blitz folgte sofort ein zweiter. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine verzerrte, unmenschliche Silhouette vor Cassie auf. Instinktiv wich sie zurück und stolperte.
    Dann war es direkt vor ihr. Ein schauerliches Gesicht, hasserfüllte und machtbesessene, rot brennende Augen, ein furchtbarer Schrei.
    Sie hatte keine Zeit zu reagieren. Ein gewaltiger Schlag fegte sie von den Füßen. Sie wurde durch die spannungsgeladene Luft geschleudert und schlug hart mit dem K opf auf. Während sie sich abmühte aufzustehen, zuckte ohne Vorwarnung ein weiterer Blitz durch die Nacht und krachte in einen nahen Baum. Für einen Moment sah Cassie ganz klar, als ein Ast wie ein abgerissenes Glied auf sie zuschoss. Und dann wurde die Nacht wahrhaft schwarz.

KAPITEL 25
    Das Bewusstsein kehrte wie eine kalte Ohrfeige zurück. Als Cassie versuchte, auf die Füße zu kommen, stellte sie fest, dass der schwere Ast sie zu Boden drückte. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und schaffte es, den Ast hochzustemmen, aber als sie Luft holte, durchzuckte sie ein sengender Schmerz. Mindestens eine Rippe war gebrochen. Sie hustete und keuchte abermals, als eine neuerliche Welle des Schmerzes über ihr zusammenschlug. Um sie herum heulte der Wind; Blitze knisterten am Horizont — wenn nun auch in weiter Ferne.
    »Dummes Mädchen. Dumme, törichte Stipendiatin. Wie kannst du glauben, du seist uns gewachsen? Selbst mit deinen unheimlichen Kräften. Und die gierige alte Mutter Natur musste sich auch noch vordrängen. Dieser Blitz hätte dich beinahe wie einen Weihnachtsbaum erleuchtet.«
    Die teuren schwarzen Stiefel sagten ihr nichts, aber sie erkannte die Stimme.
    Katerina.
    Verzweifelt schlug Cassie mit einer Faust um sich, aber die Füße vor ihr sprangen rechtzeitig zurück. Das Ausweichmanöver der Schwedin gab den Blick frei auf mehrere Silhouetten hinter ihr. Sie sahen menschlich aus und doch... auch wieder nicht. Die Gestalten wirkten verzerrt: So verzerrt wie Katerinas groteske Form. Oh, Cassie wusste nur zu gut, worum es sich handelte. Sie hatte es schon früher einmal gesehen, am Arc de Triomphe - als Katerina ihren wahren, bösartigen Auserwählten-Geist herausgelassen hatte. Die zurückgezogenen Lippen, die roten Augen, die Zähne, die so gar nicht dem amerikanischen Schönheitsideal entsprachen.
    Trotzdem sah sie immer noch elegant aus. Chic, auch in der lässigen Pose, in der sie die bewusstlose Isabella unter einem sehnigen Arm festhielt.
    »Mein Gott, ihr drei habt wirklich ein Mordsglück«, lachte Katerina. »Wieder und wieder habe ich versucht, meine Rache ein wenig eleganter zu gestalten, aber am Ende läuft alles auf Handgreiflichkeiten und fliegende Äste hinaus.«
    »Isabella!« Cassie streckte die Hand nach ihrer Freundin aus. »Tu ihr nicht weh!«
    »Mach dir keine Sorgen um deine Mitbewohnerin, meine Liebe. Ich werde mich um sie kümmern.« Die grauen Lippen zogen sich noch weiter zurück. »Ein und für alle Mal.«
    Mit einem zornigen Knurren versuchte Cassie, aufzuspringen und Isabellas habhaft zu werden. Aber Katerina wich ihr mit lachhafter Mühelosigkeit aus. Einer ihrer teuer beschuhten Füße schnellte vor, traf Cassie an der Schläfe und schleuderte sie zurück.
    Verdammt, wenn sie sich doch nur konzentrieren könnte, wenn sie diesen Schmerz überwinden könnte. Cassie zwinkerte heftig und schüttelte ihren schwindeligen Kopf. Sie war sich sicher, die beiden Gestalten hinter Katerina zu kennen; sie hatte sie erst neulich gesehen. Immer noch außerstande, aufrecht zu stehen, taumelte sie ruckartig vorwärts und schielte in den peitschenden Regen und die tanzenden Schatten. Katerina hatte ihr verächtlich den Rücken zugekehrt und stolzierte auf ihre Kameraden zu; Isabella hing wie eine Stoffpuppe in ihren Armen.
    Verzweifelt kroch Cassie vorwärts, grub die Finger in das schlammige Gras und blinzelte Regen aus den Augen. Jetzt konnte sie die Gestalten in der Ferne schon deutlicher sehen. Die größere hatte helles, platinblondes Haar, kürzer geschnitten als das von Katerina, davon abgesehen aber ganz ähnlich. Die andere Person war breit und muskulös, mit kurz geschorenem Haar und dicken Lippen; die

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