Verborgene Sehnsucht

sagte Forge und fluchte. Dieser verdammte Bastard. Wie Lothair gefielen dem Razorback-Kommandanten die jungen Mädchen. Er genoss es, sie bis zum letzten Tropfen zu leeren, wenn er sich nährte.
    »Danke. Du musstest nicht …« Als Angela den Blick wieder auf ihn richtete, legte sie die Waffe in den Schoß. »Aber die Information ist hilfreich. Jetzt habe ich einen Ansatzpunkt.«
    Ihre Dankbarkeit war ihm unangenehm. Er verlagerte das Gewicht, ließ die Schultern kreisen, streckte seinen Nacken und studierte das körnige Muster des Betonbodens. Als das nicht half, starrte er auf seine Hände und ließ jeden Knöchel einzeln knacken. Das trockene Krachen durchbrach das Schweigen kurz, aber nach einer vollen Minute der Stille wurde es ihm zu viel. Er hatte während der letzten vierundzwanzig Stunden genug Ruhe gehabt. Wollte die wertvolle Zeit, die er mit den Nightfury-Frauen hatte, nicht in Gedanken verbringen.
    »Und du«, murmelte er und sah kurz hinüber zu Myst. »Willst etwas über die Energieverschmelzung erfahren.«
    Angela warf der Frau neben ihr einen Blick zu. Was zum Teufel stand darin. »Energie was ?«
    »Eine spezielle Verbindung zwischen Gefährten … eine Form des Energieteilens«, sagte Forge. »Wenn ein Mann sich nährt, verbindet er sich durch die Frau mit dem Meridian, um seinen Hunger zu stillen, was ihn gesund hält. Eine Frau braucht die Energie ihres Gefährten, um sich wohlzufühlen und zu heilen. Die Verbindung gibt es unter Drachenpaaren nur sehr selten. Myst und Bastian sind auf diese Art und Weise verbunden, genauso wie …«
    Fast hätte er du gesagt, aber Forge hielt sich zurück. Er fragte sich, wie viel er ihr offenbaren konnte. Wenn Rikar es ihr nicht erklärt hatte, dann wusste seine Gefährtin nichts von der Verbindung zwischen ihnen. Forge dagegen konnte sie an ihr riechen, nahm den Energiemix wahr wie ein Jagdhund den Fuchs.
    »Genauso wie …?« Angela beugte sich vor, ihren beachtlichen Intellekt direkt auf ihn gerichtet.
    Forge runzelte die Stirn, zögerte. Sosehr er Frosty auch eins auswischen wollte, es war nicht an ihm, Angela davon zu erzählen. Diese Unterhaltung war etwas Privates – ein besonderer Moment für jeden Krieger, in dem er seiner erwählten Gefährtin seine Hingabe offenbarte.
    Und etwas so Wertvolles musste respektiert werden.
    Außerdem wollte Rikar ohnehin schon seinen Kopf. Vielleicht war es also nicht die beste Idee, den Bastard auch noch in den Schwanz zu kneifen. Noch nicht.
    Also ruderte er zurück und sagte: »Andere Männer unserer Art.«
    »Aber es reicht nicht, um mich zu beschützen, oder?« Myst wiegte seinen Sohn mit sanften Bewegungen hin und her. Vor und zurück. Sie dachte an Caroline. Er wusste es so sicher, wie er in einer Zelle saß, denn die Erinnerung an seine Gefährtin verließ ihn niemals. Forge versuchte, sich abzulenken und blickte zu seinem Sohn. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er war fast eingeschlafen, die Augen waren ihm bereits zugefallen, und er lutschte an seinem winzigen Daumen, um sich zu beruhigen. »Es muss noch etwas anderes passieren, oder?«
    Ihr Instinkt war gut. Und das war ein Problem. Bastians Gefährtin war schlauer als ihr guttat.
    Mühsam wandte er sich vom Gesicht seines Sohnes ab. Ein besorgter Blick begegnete ihm, und Forge wurde schwer ums Herz. Er hasste es, Myst die Information vorzuenthalten. Schließlich hing ihr Leben davon ab. Aber …
    Verdammt.
    Er konnte ihr einfach nicht von der Zeremonie erzählen, dem Ritual, das den magischen Bund vervollständigte und die Energie eines Kriegers auf Lebenszeit mit der seiner Gefährtin verknüpfte … dafür sorgte, dass sie jung und gesund blieb, bis er starb. Forge hatte durch seine Eltern von der Energieverbindung erfahren. Das Wissen aus erster Hand hatte ihm, zusammen mit dem uralten Buch, das sein Vater ihm zu lesen gegeben hatte, einen Vorteil verschafft. Er hatte die detaillierte Beschreibung wieder und wieder gelesen, immer in der Hoffnung, das Ritual eines Tages mit seiner eigenen Gefährtin durchführen zu können.
    Aber dazu war es nicht gekommen. Ganz gleich, wie sehr seine menschliche Hälfte sich nach ihr verzehrt hatte, der Drache in ihm – die Magie, die das Band zum Leben erweckte – hatte sich nicht mit Caroline verbunden, sich geweigert, sie als Gefährtin zu akzeptieren. Sein Fehler – für den er bis zum Ende seines Lebens jeden Tag würde zahlen müssen. Aber wie er Angela gesagt hatte, die Vergangenheit war vorüber. Er