Verborgene Sehnsucht
der Schmerzen litt, während man sich ihm in Menschengestalt näherte, war keine gute Idee.
Er hob die Hände in die Luft und sprach ihn leise an. »Mac.«
Der Drache zuckte. Eine Sekunde später schnaubte er, Dampf stieg aus seinen Nasenlöchern auf.
»Du musst dich verwandeln, Großer.«
Mit langsamen Bewegungen streckte Rikar die Hand aus und legte sie Mac auf die Schulter. Die Berührung war sanft, er wollte den Krieger nicht erschrecken. Das dunkelblaue Tattoo, das Mac auf seinem schuppigen Oberkörper trug, schimmerte unter Rikars Hand auf. Als er sich nicht bewegte, erlosch das Glühen wieder zu einem einfachen, dunklen Muster. »Wir müssen dich reinbringen.«
Mac blinzelte, langsam fielen ihm die Augen zu, dann öffnete er sie wieder. Er versuchte, den Kopf zu heben. »Ich will zurück ins Wasser.«
Bastian kam im Laufschritt zu ihnen herüber. »Drinnen gibt es ein Salzwasserbad, Kumpel. Wir bringen dich hin.«
Mac stützte sich mit einer Pranke auf und drückte sich hoch. Seine Muskeln zitterten, und er stöhnte leise auf, als er sich verwandelte. Rikar zuckte zusammen. In Menschengestalt sah der Cop noch viel schlimmer aus. Armer Kerl. In der ersten Nacht draußen schon der harten Realität zu begegnen.
Es war nicht im Geringsten gerecht. Und auch nicht schlau.
Jungdrachen waren zu Beginn immer verletzlich. Erschöpft von der Verwandlung. Überwältigt von ihren neuen Körpern und ratlos, wie sie sie benutzen sollten. Also, ja. Ein neuer Drachenkrieger wurde immer beschützt, von der Welt und anderen Drachen ferngehalten, bis er lernte, wie er mit sich umzugehen hatte.
Aber, oh nein. Nicht Mac. Der Krieger hatte sich direkt ins Getümmel gestürzt. Ohne zu zögern. Ohne Angst. Ohne verdammten Menschenverstand. Und genau so, schätzte Rikar, würde sich ihr Neuer von jetzt ab immer verhalten. Es war nicht die schlechteste Reaktion, aber … Mann. Es würde die Hölle werden, ihn zu beschützen, bis er richtig bei sich angekommen und wirklich bereit für den Kampf war.
Rikar legte sich den Arm des Cops um die Schulter. Mac fluchte. »Entschuldigung«, murmelte er, machte aber weiter. Bas hatte während des Flugs durchgegeben, wann sie ankommen würden. Sloan erwartete sie, also …
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.
Rikar half Mac über die LZ und nahm Kontakt zu seinem Kameraden auf. »Sloan, bist du so weit?«
»Alles bereit.« Plastik raschelte, das Geräusch drang klar durch die gedankliche Verbindung, als der Krieger sagte: » Notaufnahme ist startklar. Wie geht es dem Kleinen?«
»Beschissen« , knurrte Mac durch zusammengebissene Zähne.
» Lass Salzwasser in die Wanne« , sagte Bastian, der hinter ihnen ging. »Und hol Myst. Er muss genäht werden. «
» Äh … apropos« , begann Sloan zögerlich.
Rikar schnaubte verärgert auf. Oh, Himmel. Was zum Teufel sollte das denn jetzt? Sloan zögerte eigentlich nie.
» Wo ist meine Gefährtin ? «, fragte Bastian.
» Das soll dir Daimler erklären. «
Mit Macs Arm auf der Schulter warf Rikar seinem besten Freund einen alarmierten Blick zu.
Bas erwiderte ihn, dann murmelte er: » Verdammte Scheiße. Diese Frau! «
Bastians schwere Stiefel hallten über den Granit, als er an ihnen vorbeizog. Rikar beschleunigte seine Schritte. Jep, kein Zweifel. Myst erwartete eine ganze Portion gar nicht gut . Was bedeutete, dass Angela ihre Finger im Spiel hatte. Verdammt, sie hatte die ganze Sache wahrscheinlich angezettelt.
Fantastisch. Diese Frau war der treffende Ausdruck. Er konnte es nicht erwarten, sie in die Finger zu bekommen. Er würde ihr entweder den hübschen Hals umdrehen oder sie küssen, bis sie ohnmächtig wurde.
Sein Körper reagierte sofort auf die Vorstellung. Sein Verstand schloss sich an, und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn. Kein Wunder. Nachdem er Angela genährt und sich heute Nacht kräftig geprügelt hatte, brauchte er Energie wie ein Süchtiger den Schuss. Der Hunger nagte an ihm, verwandelte seine Eingeweide in ein bodenloses Loch. Rikar schluckte, um das Brennen zu bekämpfen und unterdrückte seine Begierde. Hungrig oder nicht, seine Gefährtin war nicht einmal auch nur annähernd bereit, ihn zu nähren. Wenn er sie jetzt anfasste, würde sie vor Angst davonlaufen … ihn hassen, bevor er jemals die Chance gehabt hatte, ihr seinen Wert zu beweisen.
Und das konnte er auf keinen Fall zulassen.
Er wollte, dass sie ihn wollte, nicht, dass sie ihn fürchtete. Er hatte also nur eine Wahl.
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