Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
hörte, überlegte Dean, ob die Dunkelhaarige vielleicht recht damit hatte, das Mieder sei zu fest geschnürt. Zugegeben, eine so schmale Taille hatte er nur selten gesehen, und die alabasterfarbenen Brüste quoll geradezu aus dem engen Oberteil. Wo blieb denn nur die Hilfe? Wieder flatterten ihre Lider, und ein gequälter Laut entstieg ihrer Kehle.
Mit einem Fluch öffnete Dean die Bänder der Korsage und war erleichtert, als sie einen tiefen Atemzug tat. Wieder fühlte er ihren Puls, der sich noch weiter beschleunigt hatte. War dies ein gutes Zeichen?
Sie blinzelte.
„Lady Shawe?“, fragte er und tätschelte ihre Wange. „Hört Ihr mich?“
Mit einem leisen Stöhnen öffnete sie die Augen.
Fionas Herz raste, als sie so schnell, wie sie konnte, durch den dunklen Garten eilte. Jetzt durfte nichts schieflaufen. Als sie Lord Weston in den Garten hatte gehen sehen, war ihr klar geworden, dass dies die Chance war, auf die sie und Amelie seit Wochen gewartet hatten.
Aber der Plan hatte Schwachstellen. Ein schneller Blick durch den Ballsaal gab ihr jedoch Hoffnung: Lord Shawe, der Earl of Lindale – Amelies Vater –, kam mit Lord Cliffard Ansley, dem zukünftigen Ehemann ihrer Freundin, direkt auf sie zu. Darum bemüht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, lächelte sie die beiden an.
„Lady Kingsley – wisst Ihr, wohin meine Tochter entschwunden ist?“, wollte der Earl erfahren.
Fiona konnte den Gesichtern der beiden Männer entnehmen, dass sie sehr verärgert darüber waren, von Amelie an diesem Abend kaum beachtet worden zu sein. Ansley hatte die Lippen wütend zusammengekniffen, und sein suchender Blick durchkämmte durch den Saal.
„Es zeugt nicht gerade von Anstand, seinen Begleiter einfach stehen zu lassen“, mokierte er sich.
Den Zeigefinger gegen ihr Kinn tippend, tat Fiona so, als überlegte sie.
„Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich sie zuletzt sah, als sie gemeinsam mit Lord Weston in den Garten ging“, sagte sie und deutete auf die weit geöffneten Türen.
„In den Garten? Was sucht sie da?“, rief ihr Vater aufgebracht, und schon eilte er in die angegebene Richtung.
Ansley folgte ihm dicht auf den Fersen, und Fiona hörte gerade noch, wie er murmelte: „Ausgerechnet mit diesem Weston!“
Die Frau vor ihm öffnete vorsichtig die Augen und leckte sich die Lippen. Langsam richtete sie sich auf, wobei ihr Mieder einen tiefen Einblick bot. Das Mondlicht schien die festen Brüste wie ein unsichtbarer Liebhaber zu liebkosen, und Dean hatte Mühe, sich auf das Befinden der Lady zu konzentrieren.
„Lady Shawe, wie geht es Euch? “, fragte er und versuchte, seinen Blick von den sanften Hügeln fernzuhalten.
Amelie brauchte all ihre Selbstbeherrschung, um ihre Blöße nicht augenblicklich zu bedecken. Reglos liegen zu bleiben, als sie Dean Westons Hände an den Schnüren ihres Mieders gespürt hatte, war beinahe unmöglich gewesen. Noch nie zuvor hatte ein Mann sie derart intim berührt, und ihre Haut kribbelte noch immer dort, wo er sie gestreift hatte. Sie verfluchte Fiona für diese wahnsinnige Idee, die niemals gut gehen konnte. Sie atmete tief durch, um sich auf ihr Vorhaben zu besinnen, als sie schon Schritte auf dem Kies näherkommen hörte.
Dean kniete an ihrer Seite, und Amelie errötete unter seinem Blick, der irgendwo zwischen ihren Brüsten zu ruhen schien. Sie wusste, ihre nächste Bewegung würde ihm noch deutlich mehr enthüllen als bisher, aber, wenn sie verhindern wollte, dass ihr Vater sie Lord Cliffard Ansley zur Frau gab, durfte sie nicht zögern.
„Mylord, mir wird ganz schwindelig!“, keuchte sie daher und warf sich ihm in die Arme. Ihr Mieder klaffte vollends auseinander, und es war, als zucke ein Blitz durch ihren Körper, sobald ihre erhitzte Haut seine kühle Weste streifte.
Instinktiv schloss Dean seine Arme um die Frau, um sie zu stützen. Ihr leises Stöhnen verschmolz mit dem empörten „Zum Teufel!“ des Mannes, der gerade in den Pavillon trat und mit einem schnellen Blick die kompromittierende Situation erfasste. Er riss die junge Frau von ihm weg, zerrte sie auf die Füße und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, die sie taumeln ließ. Der Versuch, ihr Mieder zusammenzuraffen, scheiterte an ihren zitternden Fingern.
„Wie kannst du es wagen?“, schrie der Mann sie an. Sein Kopf war rot vor Wut, der Speichel flog ihm aus dem Mund. „Du blamierst deine Familie!“, fauchte er, ehe er
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