Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
Katze schnurrte, als sich die langen Fingernägel der Frau wieder durch ihr Fell gruben.
„Du hast recht! Ich war zu sanft mit ihnen! Ich hätte eine opfern sollen, um den anderen zu zeigen, wie ernst es mir ist!“
„Diese überheblichen Weiber! Ein Mann mit Titel würde ihnen sicher mehr Ehrfurcht einflößen.“ Sie setzte die Katze auf das Fensterbrett und drehte sich um. Mit einer langsamen Bewegung öffnete sie das Seidenband, welches den Stoff um ihre Taille raffte, und streifte den Mantel ab. Als der glänzende Satin zu Boden sank, war es, als neckte er dabei jeden Zentimeter ihrer Haut. Sie wusste um die Wirkung, die sie damit auf den Mann erzielte.
„Kümmere dich darum, dass die Schlampen zahlen!“
Sie nahm die Katze auf den Arm, das Köpfchen genau zwischen ihren vollen Brüsten, während der Schwanz des Tieres sich um ihre Taille schmiegte. Die Krallen ritzten sacht die Haut an ihrem Arm, aber sie lächelte. „Oder willst du, dass ich schon bald nackt herumlaufen muss, weil kein Geld für Kleider da ist?“
Damit warf sie ihm einen provozierenden Blick zu und schritt wie eine Königin aus dem Raum.
Der Mann fuhr sich übers Gesicht, als versuche er, das Bild ihrer nackten Kehrseite fortzuwischen, und schüttelte den Kopf. Wie hatte er – ausgerechnet er – zum Spielzeug dieser Sirene werden können?
Aber so sehr er sich auch einredete, sich jederzeit von ihr lossagen zu können, bewiesen doch seine pulsierende Männlichkeit und sein unbändiges Verlangen nach ihr etwas anderes. Nein, er wollte sie hier wirklich nicht unbekleidet herumlaufen sehen. Es wäre die reinste Folter! Wie schon so oft wünschte er, die vermaledeite Katze zu sein und seinen Kopf zwischen die Brüste seiner Geliebten zu betten. Denn die Momente, in denen sie ihm erlaubte, sie zu berühren, waren so selten, dass er nicht einmal von der Erinnerung daran zehren konnte. Sie war wie eine Flamme, die ihn wärmte, während sie ihn mit ihrer verführerischen Hitze verbrannte. Er wusste, sie würde ihm erst wieder erlauben, sich ihr zu nähern, wenn er ihr Gold und einen Titel würde bieten können.
Er würde ihr beweisen, was für ein Mann er war!
Er musste es, wenn er nicht vor ungestilltem Verlangen vergehen wollte. Er würde es allen zeigen und endlich seine Rache bekommen. Viel zu lange hatte er darauf gewartet. Noch heute würde er nach England aufbrechen!
Kapitel 4
D evlin Weston kam in den Raum geeilt, den der Gastgeber ihnen freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte. Erleichtert sah Dean zu seinem großen Bruder auf, auch wenn er fürchtete, dessen Unmut über den Aufruhr noch zu spüren zu bekommen. Selbst Amelie sah geduckt zu Deans Bruder auf, schnappte angesichts dessen versteinerter Miene nach Luft, und senkte schnell wieder den Kopf. Ihre züchtig im Schoß gefalteten Hände und die flammende Röte in ihrem Gesicht zeigten das Bild einer gehorsamen, tugendhaften Frau, die wünschte, vor Schande im Boden zu versinken.
Und Dean wünschte, sie täte es. Immer wieder schüttelte er den Kopf über seine eigene Naivität. In den letzten Jahren hatte er viele Frauen verführt. Verheiratete Frauen, Witwen und auch die Mätressen anderer Männer. Und er hatte sich mit ihnen an Orten, die sehr viel weniger abgelegen waren als der Pavillon, auf intime Weise vergnügt, die weit über das hinausgingen, was heute geschehen war. Immer war ihm bewusst gewesen, wie hoch das Risiko war, erwischt zu werden – und dies hatte den Reiz für ihn noch verstärkt.
Aber heute? Heute hatte er nichts getan, wofür er sich schämen musste! Er hatte nur helfen wollen. War sogar erleichtert gewesen, als er die Schritte hatte näherkommen hören.
Wieder sah er zu der blonden Unschuld hinüber. Ihre Wangen waren gerötet vor Scham und von den nicht versiegen wollenden Tränen. Obwohl er mehrfach versucht hatte, sie zu bewegen, die Wahrheit zu gestehen, hatte sie ihn nur mit um Vergebung heischendem Blick angesehen, ihre Lippen zusammengepresst und geschwiegen.
Ein Schweigen, welches schwerer wog als jede direkte Anschuldigung.
Selbst Devlin schien nur das Schlimmste anzunehmen, als er zu ihm an den Kamin trat. Am anderen Ende des Raumes, direkt hinter der im Sessel zusammengesunkenen Amelie, hatten Lord Shawe und Cliffard Ansley ihre vor Zorn roten Köpfe zusammengesteckt und warfen nur hin und wieder einen vernichtenden Blick in Deans Richtung.
„Herrgott, Dean!“, flüsterte Devlin mit kaum unterdrückter
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