Verbotene Früchte im Frühling
Westenaufschlägen.
„Ich liebe dich“, sagte Matthew widerstrebend. Verdammt, es fühlte sich gut an, ihr das zu sagen.
Sie schüttelte ihn noch einmal, diesmal war es eine besitzergreifende Geste, eine Geste, mit der sie sich selbst seiner Gegenwart versichern wollte. Matthew umfasste ihre Ellenbogen, fühlte die Wärme ihrer Haut durch den feuchten Stoff ihres Kleides. Obwohl es gänzlich unpassend war, fühlte er, wie das Verlangen durch seinen Körper pulsierte. Daisy, ich will dich nicht verlassen …
„Ich komme auch mit nach London“, hörte er sie flüstern.
„Nein. Bleib hier bei deiner Schwester. Ich möchte nicht, dass du mit alldem etwas zu tun hast.“
„Dafür ist es etwas spät, oder? Als deine Verlobte habe ich ein ernsthaftes Interesse an dem Ausgang der Angelegenheit.“
Matthew beugte sich vor und streifte mit den Lippen ihr Haar. „Wenn du dabei bist, wird es nur noch schwerer für mich“, sagte er ruhig. „Ich muss wissen, dass du hier in Hampshire in Sicherheit bist.“ Er löste ihre Finger von seiner Weste, hob sie an die Lippen und küsste sie leidenschaftlich. „Geh morgen für mich zu dem Brunnen“, flüsterte er. „Ich brauche noch einen Fünfdollarwunsch.“
Sie drückte seine Hand. „Ich werde lieber zehn Dollar nehmen.“
Matthew drehte sich um, als er bemerkte, dass sich ihm jemand von hinten näherte. Es waren die beiden Konstabier, die verärgert aussahen. „Es ist üblich, dass Gesetzesübertreter Handschellen tragen, wenn sie in die Bow Street transportiert werden“, sagte einer von ihnen und warf Daisy einen vorwurfsvollen Blick zu. „Verzeihen Sie, Miss, aber was haben Sie mit den Handschellen gemacht, die Mr. Phaelan abgenommen worden sind?“
Daisy sah ihn mit Unschuldsmiene an. „Ich habe sie einem Dienstmädchen gegeben. Ich fürchte, sie ist sehr vergesslich. Vermutlich hat sie sie verlegt.“
„Wo sollen wir mit der Suche anfangen?“, fragte der Polizist mit einem Anflug von Ungeduld.
Ihre Miene blieb völlig ungerührt, als sie erwiderte: „Ich würde mit einer gründlichen Suche in den Nachttöpfen anfangen.“
19. KAPITEL
Ihr überstürzter Aufbruch trug Schuld daran, dass Marcus und Bowman nur wenige persönliche Sachen mitgenommen hatten, abgesehen von Kleidern zum Wechseln und den wichtigsten Toilettenartikeln. Sie saßen einander in der Familienkutsche gegenüber und sprachen nur wenig miteinander. Wind und Regen trommelten auf den Wagen, und besorgt dachte Marcus an den Kutscher und die Pferde.
Es war leichtsinnig, bei diesem Wetter zu reisen, doch Marcus wollte verdammt sein, wenn er Matthew Swift – Phaelan – ohne jeglichen Schutz von Stony Cross Park wegbringen ließ. Und es war offensichtlich, dass Wendell Warings Wunsch nach Rache Formen angenommen hatte, die vollkommen jenseits jeder Vernunft lagen.
Daisy hatte erstaunlichen Scharfsinn bewiesen mit ihrer Bemerkung zu Waring, dass es ihm weder seinen Sohn zurückbringen noch dessen Gedenken nützen würde, wenn er jemand anders bezahlen ließ für die Untaten, die Harry begangen hatte. Doch in Warings Vorstellung war das das Letzte, was er noch für seinen Sohn tun konnte.
Und vielleicht hatte er sich eingeredet, dass es Harrys Unschuld beweisen würde, wenn er Matthew ins Gefängnis sperren ließ.
Harry Waring hatte versucht, Matthew zu opfern, um seine eigenen Fehler zu verschleiern. Marcus wollte nicht zulassen, dass Waring da erfolgreich weitermachte, wo sein Sohn gescheitert war.
„Zweifeln Sie an ihm?“, fragte Thomas Bowman plötzlich. So besorgt hatte Marcus ihn noch nie gesehen.
Zweifellos war das hier außerordentlich schmerzvoll für Bowman, der Matthew Swift liebte wie einen Sohn.
Möglicherweise sogar mehr als seine eigenen Söhne. Es war kein Wunder, dass sich zwischen diesen beiden eine so starke Bindung entwickelt hatte – Swift, ein vaterloser junger Mann, und Bowman, der jemanden suchte, den er führen und leiten konnte.
„Sie wollen wissen, ob ich an Swift zweifle? Nicht im Geringsten. Seine Version erscheint mir entschieden glaubwürdiger als die Warings.“
„Mir ging es ebenso. Und ich kenne Swifts Charakter. Ich versichere Ihnen, dass bei allem, was ich mit ihm zu tun hatte, er geradezu unerträglich ehrlich und prinzipientreu war.“
Marcus lächelte ein wenig. „Kann man unerträglich ehrlich sein?“
Bowman zuckte die Achseln, und unter seinem Schnurrbart zeigte sich die Andeutung eines Lächelns. „Nun – außergewöhnliche
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