Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
von Ihnen lernen. Und ich …“ Seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. „… ich brachte Ihnen mit der Zeit Respekt und Dankbarkeit entgegen. Und sehr viel Sympathie.“
    Bowman wurde rot vor Erleichterung. Er nickte kurz, und in seinen Augen schimmerte es feucht.
    Waring wirkte mitgenommen, und es schien, als würde er seine Haltung verlieren wie einen zerbrechenden Panzer.
    Bebend vor Hass sah er Matthew an. „Sie versuchen, die Erinnerung an meinen Sohn mit Ihren Lügen zu beschmutzen“, sagte er. „Das werde ich nicht zulassen. Sie vermuteten, dass Sie in ein fremdes Land gehen könnten, wo niemand je…“
    „Die Erinnerung an ihn?“ Alarmiert und überrascht blickte Matthew auf. „Harry ist tot?“
    „Und es ist Ihre Schuld! Nach dem Prozess gab es Gerüchte, Lügen, Zweifel, die niemals verschwanden. Harrys Freunde gingen ihm aus dem Weg. Der Fleck auf seiner Ehre – das ruinierte sein Leben. Hätten Sie Ihre Schuld zugegeben – Harry wäre noch bei mir. Aber die schmutzigen Verdächtigungen der Menschen wurden schlimmer, und in ihrem Schatten trank Harry immer mehr und führte ein ruchloses, haltloses Leben.“
    „Nach allem, was ich gehört habe“, sagte Lillian spöttisch, „tat Ihr Sohn das auch schon vor dem Prozess.“
    Lillian besaß das einzigartige Talent, Menschen aus der Fassung zu bringen. Waring bildete da keine Ausnahme.
    „Er ist ein verurteilter Krimineller!“ Waring stürmte auf sie zu. „Wie können Sie es wagen, ihm mehr zu glauben als mir?“
    Mit drei Schritten war Westcliff bei ihnen, doch Matthew hatte sich bereits vor Lillian gestellt, um sie vor Warings Zorn zu schützen.
    „Mr. Waring“, sagte Daisy in den Tumult hinein, „bitte fassen Sie sich. Sicher erkennen Sie, dass Sie sich und Ihrer Sache mit Ihrem Benehmen nur Schaden zufügen.“ Ihre Ruhe schien trotz seines Zorns zu ihm durchzudringen.
    Er bedachte Daisy mit einem seltsam flehentlich wirkenden Blick. „Mein Sohn ist tot. Und das ist Phaelans Schuld.“
    „Nichts von alldem hier wird ihn zurückbringen“, erwiderte sie ruhig. „Und auch nicht seinem Gedenken nützen.“
    „Es wird mir Frieden bringen!“, rief Waring aus.
    Daisys Miene war ernst, ihr Blick voller Mitleid. „Sind Sie da ganz sicher?“
    Alle im Raum sahen, dass das keine Rolle spielte. Er war jenseits aller Vernunft.
    „Auf diesen Moment habe ich so viele Jahre gewartet und bin Tausende von Meilen gereist“, sagte Waring. „Ich lasse mich nicht abschütteln. Sie haben die Papiere gesehen, Westcliff. Nicht einmal Sie stehen über dem Gesetz.
    Die Konstabler haben die Erlaubnis, notfalls Gewalt einzusetzen. Sie werden ihn mir übergeben. Jetzt. Heute Abend.“
    „Das glaube ich nicht.“ Westcliffs Blick wirkte unerbittlich. „Es wäre Wahnsinn, in einer solchen Nacht zu reisen.
    Frühlingsstürme in Hampshire können heftig und unberechenbar sein. Sie werden über Nacht in Stony Cross Park bleiben, während ich überlege, was zu tun ist.“
    Bei diesem Vorschlag wirkten die Konstabier ein wenig erleichtert, denn kein vernünftiger Mensch würde bei diesem Wetter nach draußen gehen wollen.
    „Und Phaelan die Möglichkeit geben, noch einmal zu entkommen?“, fragte Waring verächtlich. „Nein. Sie werden ihn in mein Gewahrsam überantworten.“
    „Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass er nicht fliehen wird“, sagte Westcliff.
    „Ihr Wort ist für mich bedeutungslos“, gab Waring zurück. „Ganz offensichtlich stehen Sie auf seiner Seite.“
    Das Wort eines englischen Gentleman bedeutete alles. Misstrauen diesem Wort gegenüber zu äußern war die denkbar größte Beleidigung. Es überraschte Matthew, dass Westcliff nicht auf der Stelle explodierte. Doch die angespannten Wangen bebten vor Zorn.
    „Jetzt ist es so weit“, murmelte Lillian und wirkte ehrlich überrascht. Selbst im heftigsten Streit mit ihrem Gemahl hatte sie niemals gewagt, seine Ehre infrage zu stellen.
    „Sie werden diesen Mann“, erklärte Westcliff Waring mit todernster Miene, „nur über meine Leiche von hier fortbringen.“
    In diesem Augenblick wurde es Matthew klar, dass all dies hier weit genug gegangen war. Er sah, wie Waring in seine Rocktasche griff, die sich unter etwas Schwerem wölbte, und er sah den Griff einer Pistole. Natürlich. Eine Waffe bot Sicherheit, sollten die Konstabier versagen.
    „Warten Sie“, sagte Matthew. Er würde alles tun oder sagen, was nötig war, damit diese Waffe nicht gezogen wurde. Wenn das geschah,

Weitere Kostenlose Bücher