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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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beträchtlich seine Zuwendungen, und seine Spielschulden erreichten solche Ausmaße, dass selbst Harry anfing, sich Sorgen zu machen. Er hatte Angst vor den Konsequenzen, denen er ausgesetzt sein würde, wenn sein Vater von seinen Schwierigkeiten erfuhr. Aber er war eben Harry, und daher suchte er nach einem einfachen Ausweg. Was die Ferien zu Hause erklärt, in denen der Safe ausgeraubt wurde. Ich wusste sofort, dass Harry das getan hatte.“
    „Böswillige Lügen!“, stieß Waring hervor.
    „Harry zeigte mit dem Finger auf mich“, sagte Matthew, „anstatt zuzugeben, dass er den Safe ausgeräumt hatte, um seine Schulden loszuwerden. Er hatte beschlossen, mich zu opfern, um seine eigene Haut zu retten. Natürlich stellte die Familie das Wort ihres Sohnes über meines.“
    „Ihre Schuld ist vor Gericht bewiesen worden“, sagte Waring.
    „Nichts wurde bewiesen.“ Zorn durchzuckte Matthew, und er atmete ein paarmal tief durch, während er um Selbstbeherrschung rang. Er fühlte, wie Daisy nach seiner Hand tastete, und ergriff sie. Dabei drückte er sie viel zu fest, aber er schien nichts dagegen tun zu können.
    „Die Verhandlung war eine Farce“, sagte Matthew. „Sie wurde so schnell wie möglich abgewickelt, damit es keine zu genauen Berichte über den Fall geben konnte. Mein Pflichtverteidiger verschlief buchstäblich den größten Teil des Prozesses. Es gab keinen Beweis, der mich mit dem Diebstahl in Verbindung brachte. Einer von Harrys Klassenkameraden hatte einen Diener, der etwas wusste. Er sagte, dass er gehört habe, wie Harry zusammen mit zwei seiner Freunde plante, mir die Schuld an dem Verbrechen zu geben. Aber er hatte zu viel Angst, um das vor Gericht zu bezeugen.“
    Als er sah, dass Daisys Finger unter dem Druck seiner Hand allmählich weiß wurden, zwang sich Matthew dazu, seinen Griff zu lockern, und strich sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. „Dann erwischte ich eine Glückssträhne“, fuhr er ruhiger fort. „Ein Reporter des Daily Advertiser schrieb einen Bericht über Harrys frühere Spielschulden und enthüllte darin, dass diese Schulden rein zufällig unmittelbar nach dem Raub beglichen worden waren. Infolge dieses Artikels wurden in der Öffentlichkeit immer mehr Stimmen laut, die sich gegen die offensichtliche Travestie dieser Vorgehensweise wehrten.“
    „Und trotzdem wurden Sie verurteilt?“, fragte Lillian empört.
    Matthew lächelte ein wenig schief. „Justitia mag blind sein“, sagte er, „aber sie liebt den Klang des Geldes. Die Warings waren einfach zu mächtig, und ich war nur ein mittelloser Diener.“
    „Wie konntest du entkommen?“, fragte Daisy.
    Noch immer lag um seine Lippen das bittere Lächeln. „Das geschah für mich ebenso überraschend wie für alle anderen. Ich wurde in den Gefangenentransport verfrachtet, der zum Staatsgefängnis fahren sollte, ehe die Sonne aufging. An einem freien Streckenabschnitt blieb der Wagen stehen. Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und ein halbes Dutzend Männer zerrte mich nach draußen. Ich vermutete, dass man mich lynchen würde. Aber sie sagten, sie seien mitleidige Bürger, die entschlossen seien, Unrecht zu Recht zu machen. Sie befreiten mich – die Wachen des Gefangenentransports leisteten keinen Widerstand. Und man gab mir ein Pferd. So erreichte ich New York, verkaufte das Pferd und begann ein neues Leben.“
    „Warum hast du den Namen Swift gewählt?“, fragte Daisy.
    „Inzwischen hatte ich gelernt, wie mächtig ein guter, angesehener Name sein konnte. Und die Swifts sind eine große Familie mit einem weit verzweigten Stammbaum, der mich zu der Vorstellung veranlasste, dass es sich auf diese Weise leichter durchkommen ließ, ohne dass jemand Fragen stellte.“
    Da ergriff Thomas Bowman das Wort. Die Furcht, sein Stolz könnte verletzt worden sein, hatte ihn tief getroffen.
    „Warum suchten Sie ausgerechnet bei mir um eine Anstellung nach? Wollten Sie mich betrügen?“
    Matthew sah ihm direkt in die Augen und erinnerte sich an den ersten Eindruck, den er von Thomas Bowman gehabt hatte – ein mächtiger Mann, der bereit war, ihm eine Chance zu geben, und der zu sehr in seine Geschäfte vertieft war, um bohrende Fragen zu stellen. Gerissen, dickköpfig, voller Fehler und nur auf eine einzige Sache konzentriert – der Mann, der Matthews Leben am meisten beeinflusst hatte.
    „Das hätte ich niemals getan“, erklärte Matthew ernsthaft. „Ich bewunderte, was Sie erreicht hatten, und ich wollte

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