Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
wollen mich nur beschützen.“ Sie winkte den Männern zu und fuhr mit durchdrehenden Reifen an. „Du weißt sicher, wie das ist.“
„Na klar“, erwiderte Santos gedehnt und schnallte sich an. „Ich weiß bestimmt, wie das ist. Möchtest du mir sagen, wohin wir fahren?“
„Nein, ich möchte dich lieber überraschen.“ Sie fädelte sich in den Verkehr ein und schnitt einen Lincoln. Der Fahrer hupte, doch sie winkte nur lachend ab. Santos rückte sich kopfschüttelnd in seinem Sitz zurecht. Zweifellos hatte er eine wilde Fahrt vor sich.
Einige Blocks fuhren sie schweigend. Glory lenkte den kleinen Flitzer geschickt durch den Verkehr und wechselte schließlich auf die Interstate Richtung Westen.
Santos sah sie an. „Ein Geburtstagsgeschenk?“ fragte er laut, um Motoren- und Windgeräusche zu übertönen.
„Was?“
„Der Wagen. Dein sechzehnter Geburtstag, vermute ich.“
Sie sah ihn an und schnitt eine Grimasse. „Das klingt, als wäre es ein Verbrechen.“
„Tatsächlich?“ Er wollte schon sagen, dass es ihm Leid tue, unterließ es jedoch, denn es wäre gelogen.
„Was hast du im Hotel gewollt? Ich habe dich noch nie da gesehen.“
„Ich habe etwas abgeliefert. Für eine Freundin.“
„Es gehört mir, weißt du. Jedenfalls eines Tages.“
„Das Hotel?“ fragte er ungläubig. Das Mädchen hatte sich gerade von bloß reich in lächerlich verwandelt. „Und dann haben sie dir nur einen Fiat gekauft? Ich wäre beleidigt. Du hättest einen Porsche bekommen müssen.“
Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte: „So reich sind wir auch nicht.“
Er schob sich das Haar aus den Augen. „Na klar. Du bist bloß ein eingetragenes, geldkartenbesitzendes Mitglied im Club der glücklichen Erben.“
„Club der glücklichen Erben?“ wiederholte sie lachend. „Du bist lustig.“
„So bin ich nun mal. Der reinste Witz.“
Sein Sarkasmus entging ihr. „Aber wir sind wirklich nicht so reich, weißt du.“ Sie sah ihn ernst an. „Es gibt viele Mädchen auf der A. I. C., deren Familien wesentlich reicher sind als wir.“
Das Auto vor ihnen bremste. Santos deutete nach vorn. „Vielleicht solltest du besser auf die Straße sehen.“
Sie trat aufs Gas, rauschte an dem bremsenden Fahrzeug vorbei und sah wieder zu Santos hinüber. „Warum? Ich sehe lieber dich an.“
Er schüttelte den Kopf, und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Ihre Sicht der Welt war vermutlich eingeschränkt und naiv und auf Grund ihrer privilegierten Herkunft vorurteilsbeladen. Zugleich war sie unverhohlen keck, wild und sexy wie der Teufel.
Unwillkürlich genoss er ihr Spiel, obwohl er wusste, dass ihr Flirten nichts weiter war als Rebellion. Doch ihm gefiel ihre Offenheit. Sie machte kein Getue um ihr Spiel und tat nicht so, als existiere es nicht, sondern zeigte unverblümt, was sie wollte.
„Du bemühst dich zu sehr, Puppe. Außerdem möchte ich dort, wo wir hinfahren, lebend ankommen.“
Er erwartete ein geheucheltes Schmollen, stattdessen lachte sie wieder. „Ist das so?“ Sie fuhr vom Highway in atemberaubendem Tempo ab. „Und worum genau bemühe ich mich zu sehr?“
„Mir zu beweisen, was für ein großes, böses Mädchen du bist. Mich zu erschrecken. Aber ich bin nicht leicht zu beeindrucken oder zu erschrecken. Also kannst du es auch lockerer angehen lassen.“
Sie schüttelte den Kopf, dass ihr dunkles Haar flatterte. „Prima. Ich liebe Herausforderungen.“
Santos legte den Kopf lachend auf die Sitzlehne. Mit geschlossenen Augen genoss er das Streicheln des Windes und lauschte dem Surren des Motors.
Nach einem Moment öffnete er die Augen und beobachtete Glory eine Weile beim Fahren. Ihre Wangen waren erhitzt, der Mund war zu einem kaum merklichen Lächeln verzogen, und ihre herrlichen blauen Augen, obwohl hinter einer Sonnenbrille verborgen, funkelten wahrscheinlich vor Aufregung, jede Wette.
Er senkte den Blick zu ihrem Karorock und der weißen Bluse mit dem aufgestickten Namenszug der Schule. Die Bluse spannte ein wenig über ihren Brüsten, als wären sie in letzter Zeit gewachsen. Sein Verlangen regte sich, und er verwünschte sich dafür. Herrje, sie war erst sechzehn! Dafür landete man im Knast.
Er würde sich von diesem kleinen Knaller nicht verbrennen lassen. Auch von keinem anderen, was das betraf.
Sie streifte ihn mit einem Seitenblick. „Du hast mich gemustert.“
Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Er genierte sich nicht, es zuzugeben. „Ja.“
Sie ging vom
Weitere Kostenlose Bücher