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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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urteilen, war sie jedoch zu jung für ihn. „Kein Problem. Welche Etage?“
    „Sechste.“ Sie betrachtete ihn ungeniert mit leicht schief gelegtem Kopf. „Ich hasse es zu warten. Du auch?“
    Ein Lächeln zuckte um seinen Mund. „Kommt darauf an.“
    „Worauf?“
    „Auf was ich warte.“
    Sie warf sich das Haar über die Schulter zurück. „Ach, so einer bist du.“
    Er zog fragend eine Braue hoch, amüsiert über ihr Flirten und gewillt mitzumachen. „So einer? Und was für einer ist das?“
    Sie strich mit einer Hand den karierten Faltenrock über den Hüften glatt. „Einer, der glaubt, dass es sich lohnt, auf die besten Dinge im Leben zu warten.“
    „Und du glaubst das nicht?“
    „Nein.“ Sie zuckte unbekümmert die Achseln. „Wer mag schon warten? Wenn ich etwas haben möchte, hole ich es mir.“
    Santos lachte. Er kannte diesen Typ ganz genau: verwöhnt, kess, selbstsicher. Trotzdem machte ihn die Kleine neugierig. „Das scheint mir eine sehr forsche Lebensweise zu sein.“
    Sie sah unter leicht gesenkten Lidern zu ihm auf. „Und du hältst das nicht für gut?“
    „Das habe ich nicht gesagt.“
    „Stimmt.“ Sie schmunzelte. „Wie heißt du?“
    „Santos.“ Er lehnte sich an die Rückwand der Kabine und fragte das Mädchen absichtlich nicht nach seinem Namen. Anstatt zu schmollen, wie er erwartet hatte, sah sie ihn jedoch herausfordernd an.
    „Santos“, wiederholte sie. „Das ist ein ungewöhnlicher Name.“
    „Ich bin auch ein ungewöhnlicher Typ.“
    Sie wollte offenbar noch mehr sagen, doch der Fahrstuhl kam ruckelnd zum Stehen. „Das ist meine Etage.“ Santos stieß sich von der Wand ab, und trat durch die geöffnete Tür in den Flur. „War nett.“
    Er ging los, blieb jedoch stehen, als sie seinen Namen rief. Er sah sich um. Sie lehnte sich aus dem Fahrstuhl und hielt die Tür mit der rechten Schulter offen. „Ich heiße Glory.“
    „Glory“, wiederholte er lächelnd. „Das ist ein ungewöhnlicher Name.“
    „Nun ja, ich bin auch ein ungewöhnliches Mädchen.“ Sie lächelte: „Bis dann, Santos.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, trat sie in den Fahrstuhl zurück, und die Türen glitten zu.
    Santos lachte leise vor sich hin. Wer immer sie war, sie war ein echter Knaller. Er ging jede Wette ein, dass sie ihren Eltern die Hölle heiß machte, worin vermutlich ein Großteil ihres Tagesprogramms bestand.
    Er hatte jede Menge Erfahrung mit diesem Typ. Mädchen wie Glory wollten immer dasselbe von ihm: ein Abenteuer, einen trotzigen kleinen Ausflug auf die wilde Seite des Lebens, eine Möglichkeit, gegen die Eltern zu rebellieren.
    Solche Arrangements gefielen ihm. Die Mädchen benutzten ihn, und er benutzte sie. Jeder war glücklich. In seinem Leben war kein Platz für alberne, verwöhnte kleine Gören.
    Santos nahm Lilys Umschlag aus der Brusttasche, prüfte die Nummer, die auf der Vorderseite stand, steckte ihn zurück und ging den Flur zur Rechten hinunter. Etliche Türen weiter fand er das Büro und trat ein. Eine Sekretärin saß an einem großen Schreibtisch, das Gesicht zur Tür, den Kopf über die Schreibmaschine gebeugt.
    Er räusperte sich, und sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie kühl.
    „Ich möchte gern zu Mrs Hope St. Germaine.“
    „Werden Sie erwartet?“
    „Ich habe etwas abzugeben.“ Er nahm den Umschlag aus seiner Tasche.
    Sie streckte die Hand aus. „Ich sorge dafür, dass sie ihn bekommt.“
    „Tut mir Leid. Ich muss ihn ihr persönlich aushändigen. Wenn sie nicht da ist, warte ich.“
    Die Frau stieß einen gereizten Laut aus. „Ihr Name?“
    „Victor Santos.“
    „Einen Moment.“ Die Frau stand auf und ging zu einer der Türen an der gegenüberliegenden Wand des reich ausgestatteten Büros. Sie klopfte an, schlüpfte ins Zimmer und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.
    Einen Augenblick später kam sie zurück und winkte Santos herein. „Mrs St. Germaine wird Sie jetzt empfangen.“
    Er nickte und ging in die angegebene Richtung. Das Büro war groß und beeindruckend. Ein Panoramafenster zur St.-Charles-Avenue dominierte die gegenüberliegende Seite. Davor stand eine Frau, den Rücken zu ihm. Sobald die Sekretärin den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss, drehte die Frau sich um.
    Santos empfand augenblicklich eine tiefe Abneigung. Wie sie ihn ansah, als sei er irgendein ekeliges Getier, machte ihn wütend.
    Sie kam mit leicht zur Seite geneigtem Kopf auf ihn zu und

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