Verbotene Gefuehle
Klarheit in ihr Leben gebracht. Da ihre Eltern sie für dieses Erdenkind aus der Prophezeiung hielten, und die Verbindung mit einem Mann, sprich eine Ehe oder zumindest dauerhafte Beziehung so großen Einfluss auf die Magie haben sollte, war ihr klar geworden, warum ihre Eltern jeden potenziellen Ehemann verscheucht hatten, und warum sie auf die Ehe mit David bestanden. Sie hielten den Briten wohl für die richtige Wahl, und nachdem ihre Wut sich erst mal abgekühlt hatte, musste sie zugeben, dass sie recht haben könnten. Auch ihre Vision, die sie seit Monaten verfolgte, begann Sinn zu machen. Der Brand und die Blutflut standen vermutlich für das Schicksal der Magie, falls sie die falsche Wahl treffen sollte. Es war nie ratsam den Rat der Magie zu missachten, oder ihre Regeln, darum hatte sie damals ihrer Freundin auch nur mit dezenten Hinweisen geholfen, damit die Regeln wenigstens nur verbogen und nicht gebrochen wurden, aber diesmal würde sie nicht so leicht davonkommen. Ob David tatsächlich die richtige Wahl war, wusste sie nicht, aber sie hoffte auf ein Zeichen der Magie, wenn er erst mal da war. Sollte so ein Zeichen allerdings bekunden, dass er der Falsche war, hatte sie erst recht Probleme, denn davon würde sie den Zirkel oder auch nur ihre Eltern nie überzeugen können. Sie rief sich die Zeit damals ins Gedächtnis, David war zwei Jahre älter als sie, also war er jetzt zweiunddreißig, sie hatte keine Ahnung, wie er jetzt aussah, damals war er ein hochgewachsener aber viel zu dünner Junge gewesen, dessen an sich hübsches Gesicht immer viel zu ernst war. Aber sie hatte es geschafft ihn zum Lachen zu bringen, und dazu, ein paar harmlose Regeln zu übertreten. Als sie an seinen Vater, den Zirkelherrn dachte, stieg Mitleid in ihr auf, der Kerl war furchtbar, er hatte nie auch nur ein nettes Wort für seinen Sohn übrig gehabt, egal wie sehr der arme Junge sich bemüht hatte, nie war es genug gewesen. Sie hatte David wirklich gemocht, aber eher wie den älteren Bruder den sie nie gehabt hatte, nicht wie einen Jungen. Sie versuchte sich ihn als Ehemann vorzustellen, er würde vermutlich sehr zuverlässig sein, sehr pflichtbewusst und sehr nett zu ihr, vor einem Jahr wäre das neben ihren kleinen lockeren Geschichten, die sie sich neben ihrem braven Hexenleben im Geheimen genommen hatte, nicht so schlecht gewesen. Aber wenn sie jetzt an einen Partner dachte, tauchte immer das Bild von Lukas und Jess vor ihr auf. Der Gedanke an die innige Liebe und die prickelnde Leidenschaft die ständig um die Beiden in der Luft zu flirren schien weckte Sehnsucht in ihr, und nun da sie ihre Zukunft kannte tiefe Niedergeschlagenheit. Anna, die sich während ihrer Grübeleien fürs Bett fertiggemacht hatte, kniete sich jetzt davor hin, und murmelte: „Bitte Mutter Erde, ich weiß ich bin nicht wichtig im Vergleich mit der Magie an sich, aber bitte hilf mir, ich will so nicht leben.“ Es kam keine Antwort, aber das hatte sie auch nicht erwartet, so funktionierte die Magie nicht, wenn sie überhaupt eine Antwort erhalten sollte, dann würde sie eine Vision haben, und diesmal hoffentlich nicht nur wieder diesen bescheuerten Albtraum.“
Als ob die Magie sie verhöhnen wollte, war sie schon wieder in dem brennenden Wald, sie rannte wieder auf den alten Baum zu. Wie immer begann es auf dem Weg dorthin, Blut zu regnen. Als sie aber am verkohlten Stumpf ankam, veränderte sich die Vision. Neben dem Stumpf stand ein Mann, er war groß, gut trainiert, wenn auch eher auf schlanke sehnige Weise, sein Haar war hellbraun, aber seine Augen völlig untypisch für diese Haarfarbe hellblau. Es waren diese Augen, an denen sie ihn erkannte, obwohl er über ein Jahrzehnt älter geworden war. „David“, flüsterte sie, er lächelte sie an, streckte ihr die Hand entgegen und sagte zärtlich: „Anna, ich habe so lange auf dich gewartet, komm zu mir.“ Dabei sah er sie so voller Liebe und Sehnsucht an, dass sie instinktiv die Hand ausstreckte, um seine zu ergreifen. Aber kurz bevor ihre Finger sich berührten, erklang aus der Ferne ein klagendes Heulen. Anna fuhr herum, um die Quelle zu finden. Sie fand sie einige Meter hinter sich, ein Wolf stand mitten in der abgebrannten Landschaft und starrte sie an. Ihr erster Gedanke galt dem Mann ihrer Freundin, aber er war es nicht, denn das Fell dieses Wolfes war rot, und ein schneeweißer Streifen zog sich vom Kopf bis zu seinem Schwanz über das ganze Fell. Als sie ihn nun endlich ansah, heulte
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