Verbotene Geschichte
Tag nach der Ausstrahlung der ZDF-Dokumentation betonte Professor Fanti in einem Vortrag, den er in Padua hielt, das Tuch könne eigentlich »nicht von Menschenhand« erschaffen worden sein. Diese zentrale Aussage des Hauptsachverständigen allerdings verschwieg die Sendung des Zweiten Deutschen Fernsehens.
Die Quittung dafür war eine Vielzahl empörter Zuschaueräußerungen. Professor Pfeiffer schrieb Dr. Helmut Pflüger, der die Dokumentation am 27. April 2007 in einem langen Brief öffentlich kritisiert hatte, am 8. Mai 2007:
» E s ist noch schlimmer, als Sie denken, das ZDF hat Professor Fanti Dinge in den Mund gelegt, die er nie gesagt hat. [...] Von Malerei hat er nie gesprochen und hält das Christusbild eindeutig für ein acheiropietos [nicht von Menschenhand, Anm. L.A.F.]. Unglücklicherweise hat er von >Pigmenten< gesprochen und meinte damit jeden mikroskopisch kleinen Partikel, der auf den Fäden zu finden ist. Niemand vom Fernsehen, der beim Minikongress in Manoppello dabei
war, verstand genügend Italienisch. So konnten kühn falsche Behauptungen aufgestellt und falsche Schlussfolgerungen gezogen werden.«
Am 30. April 2007 wurde das Bild erneut umfassend untersucht. Diesmal durch den Chemiker Professor Pietro Baraldi von der Universität Modena und unter anderem auch mit einem Raman-Mikroskop, mit dem Material- und Substanzanalysen anhand der vorkommenden Moleküle vorgenommen werden können. Diesmal lautete das Ergebnis (das zum Beispiel auf antlitz-christi.de und in dem Magazin Veronica (Nr. 1/2008) veröffentlicht wurde), dass am Schleier von Manoppello keinerlei bekannte Farbsubstanzen nachzuweisen sind. Das Spektrum zeigte nur Eiweiß an, da der Stoff, die Muschelseide, selbst aus Eiweiß besteht. Entweder, so Professor Baraldi abschließend, seien die Farben im Laufe der Jahrhunderte »verschwunden« (also verblasst), oder aber sie liegen »unterhalb des für seine Identifizierung mit dieser Technik notwenigen Minimums«.
Nach dieser letzten bis dato durchgeführten Analyse schrieb Schwester Blandina am 30. April 2007 in ihr Tagebuch: »Es handelt sich um ein anderes, bisher nicht geklärtes Phänomen.«
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DIE NACHT, IN DER DER TEUFEL KAM
Sehr, sehr kalt war es Anfang 1855 in der südwestbritischen Grafschaft Devon. Die Mündung der Exe fror zu, in Torquay brach die Lebensmittelversorgung zusammen und Hungersrevolten waren die Folge. Die eisige Hand des Winters hatte die Region fest im Griff. Sogar Tote gab es.
Doch am Morgen des 9. Februar lenkten geheimnisvolle, unerklärliche Spuren im Schnee die Aufmerksamkeit der Menschen in der gesamten Region vorübergehend von ihrem Leid ab. Es waren Tausende. Schnurgerade verlaufende hufförmige Spuren... Hatte etwa der Teufel das Land heimgesucht?
Bei einem Mann namens Doveton in Pytte zum Beispiel führte eine dieser Spuren bis zum fast zweieinhalb Meter hohen Gartentor seines Grundstücks – und dahinter einfach weiter, so, als hätte die geschlossene Pforte für das unheimliche Wesen keinerlei Hindernis dargestellt. Auch H. T. Ellacombe, der Pfarrer von Clyst St. George, bemerkte solche Spuren, und zwar an einem Haus in Marley bei Exmouth »auf einem Fenstersims im zweiten Stock«. Drei Tage später stellte er fest:
» K aum ein Acker, Obstgarten oder Garten, wo sie nicht – durchwegs in einer einzigen Linie – bis unter die Hecken führten, und auf einem Feld in meiner Nachbarschaft stießen wir auf Exkremente – viel länglich-ovale Klümpchen von weißlicher Farbe, von der Größe und Form einer großen Traubenbeere.«
Henrietta Fursdon, die Tochter des damaligen Pfarrers von Dawlish, berichtete einige Jahre nach diesem »teuflischen« Winter:
» D ie Fußspuren tauchten über Nacht auf. Wie mir mein Vater erzählte, der hier damals als Pfarrer wirkte, kamen gleich am nächsten Morgen Hilfspfarrer, Kirchenvorsteher und Gemeindemitglieder zu ihm, um seine Ansicht über die in ganz Dawlish beobachteten Abdrücke zu erfahren. Diese verliefen in gerader Linie und zeigten die Form eines kleinen Hufes, in dessen Rundung sich jedoch Klauen ausgeprägt fanden. Namentlich eine Fährte, die vom Pfarrhaus geradewegs zur Sakristeitür führte, erregte Aufmerksamkeit. In anderen Fällen lief die Spur geradewegs zu einer Mauer ohne Durchlass zu und setzte sich auf der anderen Seite fort. Vielfach fanden sie sich auch auf Hausdächern, und zwar in allen Vierteln von Dawlish [...]. Ich entsinne mich noch ganz
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