Verbotene Kuesse am Pool
kaum verlassen.
Am Nachmittag fiel Davis, ein etwas dicklicher Zehnjähriger, vom Spielgerüst und schlug hart mit einem Arm auf. Der Arm schwoll leicht an und hatte einen dicken Bluterguss. Rowena saß neben Davis und kühlte die Schwellung mit Eiswürfeln, bis die Mutter den Jungen abholte, um den Arm röntgen zu lassen.
Danach füllte Rowena die notwendigen Papiere für die Versicherung aus, musste sich eine scharfe Rüge des Vaters anhören, natürlich in Dylans Gegenwart, und war ziemlich erschöpft, als sie das Kind endlich ins Bett brachte.
„Davis hat Aua am Arm“, sagte der Kleine, als sie die Bettdecke rund um ihn feststeckte.
„Ja, er hat ein Aua. Aber seine Mama hat angerufen. Es ist schon fast wieder gut. Sein Arm ist nicht gebrochen.“
Erleichterung malte sich in den großen haselnussbraunen Augen des Kindes. Da er selbst schon so viel hatte durchmachen müssen, litt er mit anderen Kindern mit. Obwohl er körperlich behindert war, war er geistig sehr wach und wirkte älter als andere Kinder mit zweieinhalb Jahren. „Papa böse?“ Er sah die Mutter fragend an.
„Nein, Schätzchen, Grandpa ist nicht böse“, log sie. „Er machte sich nur Sorgen um Davis.“ Oh, wie sie es hasste, sich immer wieder Entschuldigungen und Erklärungen für das hartherzige Verhalten ihres Vaters ausdenken zu müssen. Dylan hing sehr an seinem Großvater, aber es würde nicht mehr lange dauern, und er würde erkennen, was für ein Mann dieser Großvater war.
Als Rowena sich vorbeugte und ihm einen Gutenachtkuss gab, kam wieder die Frage, die er jeden Abend stellte, seit er angefangen hatte zu sprechen. „Dylan bald großes Bett?“
Sie lachte leise und strich ihm das rote Haar aus der Stirn. „Ja, Schätzchen, du kriegst bald ein Bett, wie die großen Jungs es haben.“
Sie hätte ihm diesen Wunsch nur zu gern und längst erfüllt, wenn sie nicht Angst um das Kind hätte. In diesem Gitterbett war er sicher, auch wenn er einen seiner Anfälle hatte. In einem Bett ohne Seitenteile würde er zu leicht herausfallen.
Er nickte zufrieden, und mit seinem Lieblingsauto in der Hand drehte er sich auf die Seite. Zärtlich sah Rowena auf ihn herunter. Wie klein er war für sein Alter, so zierlich und so hilflos. Wieder beugte sie sich hinunter und küsste ihn auf die Wange. „Ich hab dich lieb.“
„Dich auch“, murmelte er, schon halb im Schlaf.
Sie schaltete das Licht aus, vergewisserte sich, dass das Babyfon angestellt war, und schlüpfte aus dem Zimmer. Sosehr sie sich am Ende des Tages danach sehnte, für sich zu sein, so schwer fiel es ihr, Dylan allein zu lassen. Bis vor einem Jahr hatte er in ihrem Bett geschlafen. Doch der Kinderarzt meinte, die zu große körperliche Nähe zur Mutter würde den Entwicklungsprozess verlangsamen, und so hatte sie ihm schweren Herzens sein eigenes Zimmer eingerichtet.
Rowena zog sich einen Badeanzug an und sah auf die Uhr. Da Betty erst in zwanzig Minuten zum Babysitten kommen würde, machte Rowena den Fernseher an. Der Nachrichtenkanal American News Service war eingestellt, der Sender, der die Nachricht von der unehelichen Tochter des Präsidenten gebracht und damals einen Skandal ausgelöst hatte. Die ANS-Reporterin Angelica Pierce erschien auf dem Bildschirm und informierte über die neuesten Entwicklungen in der Skandalstory, mit einer heimlichen Befriedigung, wie Rowena schien.
Da sie selbst das Ziel von Klatsch und Spekulationen gewesen war, konnte Rowena ziemlich gut nachempfinden, was das für den Präsidenten bedeutete. Obgleich in ihrem Fall die Gerüchte meist der Wahrheit entsprochen hatten und sie auch nie vor Millionen Zuschauern brüskiert worden war.
Angelica Pierce erzählte etwas von Vaterschaft und Bluttest und dass Ariella, die angebliche illegitime Tochter, und Eleanor, eine Highschoolliebe des Präsidenten, leider nicht Stellung nehmen könnten. Dabei glitzerten ihre Augen, und es war ganz offensichtlich, dass sie den Skandal genoss.
Rowena wollte schon auf einen anderen Kanal wechseln, als ihr plötzlich etwas auffiel. Irgendetwas hatte Angelica immer an sich gehabt, was sie ärgerte, aber sie hatte es mit der etwas schleimigen Reportermentalität in Verbindung gebracht, die beim ANS üblich war. Auch war ihr die Frau immer irgendwie bekannt vorgekommen, und plötzlich wusste sie, warum.
Schnell griff sie nach dem Telefon und rief ihre Freundin Caroline Cranshaw an, die sie noch vom Internat her kannte. Da Cara bis vor Kurzem für die
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