Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
Blumen waren leuchtend weiß und hellgelb. Sie prangten in allen Rosa- und Rottönen, in Orange oder Violett und wiegten sich im warmen Wind. Sie gehörten zum Wunder der Schöpfung und offenbarten ihre Schönheit nur im goldenen Sonnenlicht der Wüste.
„Ich wusste, dass die Blumen dir Freude machen würden.“ Keefe sah lächelnd zu Skye hinunter. Er teilte ihre Begeisterung, und das beglückte ihn.
„O Keefe … es ist wie Zauberei!“ Skye schlug vor Begeisterung die Hände zusammen. „Vielen Dank, dass du mich mitgenommen hast.“
Nachträglich wunderte sie sich, dass er sie so liebevoll „Kleines“ nannte, aber damals hatte sie ihm dafür ihr unschuldiges Kinderlächeln geschenkt. Es war so aufregend, dass er überhaupt an sie gedacht hatte! Sie war nur eines von vielen Ranchkindern, aber er hatte sie gesucht und vor sich auf seine reinrassige Stute Noor gesetzt, eines der schnellsten und kostbarsten Tiere aus Djinjaras Pferdeställen. Keefe wurde spielend mit ihr fertig. Er wurde mit allem fertig, sah gut aus und war klug. Er war groß für sein Alter und würde als Mann bestimmt einen Meter fünfundachtzig erreichen.
Im Traum hielt er Skye fest an der Hand, damit sie sich von der Blumenpracht nicht fortlocken ließ. In dem Blütenteppich konnte sich leicht eine Echse verbergen und unfreundlich auf die Störung reagieren. Keefe wollte ihr alles zeigen und sie gleichzeitig beschützen. Er war nicht wie andere elfjährige Jungen. Er sah auch nicht so aus und sprach auch nicht so. Schon früh gehörte er zu den Menschen mit Charisma. Aber er war schließlich auch Keefe McGovern, der zukünftige Erbe von Djinjara.
Ihre kleinen Finger verschwanden fast in seiner großen, starken Hand. „Ich liebe dich, Keefe.“
Er lächelte, seine silbergrauen Augen leuchteten wie Diamanten in dem gebräunten Gesicht. „Ich weiß, Kleines.“
„Wirst du mich heiraten, wenn ich groß bin?“
An dieser Stelle fuhr Skye aus dem Schlaf auf. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
1. KAPITEL
Skye nahm den Inlandsflug nach Longreach, wo Scott sie abholen und mit dem Hubschrauber nach Djinjara bringen sollte. Nicht gerade die ideale Lösung, denn sie konnte Scott immer noch nicht vergeben, sosehr sie sich auch bemüht hatte.
Ihr Vater, ein treuer Angestellter seines Chefs, hatte sie über Broderick McGoverns Tod informiert. Wenig später wurde die Nachricht auch über Radio, Fernsehen und Internet verbreitet. Der milliardenschwere Rinderbaron war bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen – auf dem Weg zu einer Außenstation der McGoverns, nahe der Grenze zum Northern Territory. Bei ihm waren der Pilot, ein erfahrener Mann, und ein verwandter Politiker gewesen, als die Maschine plötzlich „vom Himmel herabgefallen war“, wie der einzige Augenzeuge berichtete.
Niemand hatte mit einem solchen Schicksalsschlag gerechnet. Der dreißigjährige Keefe, Broderick McGoverns ältester Sohn, war jetzt Herr auf der traditionsreichen Outback-Ranch. Zu einer offiziellen Stellungnahme war er nicht zu bewegen. Die ganze Familie stand unter Schock. Broderick war erst fünfundfünfzig Jahre alt gewesen und hatte nicht nur zu den reichsten, sondern auch wohltätigsten und erfolgreichsten Männern des Landes gehört.
„Wir werden ihn schmerzlich vermissen“, hatte der Premiermi-nister sichtlich bewegt geäußert.
Nun stand Skye unter einer breiten Markise und wartete auf Scott. Keefes jüngerer Bruder spielte in ihrer Erinnerung eine starke Rolle. Ob er inzwischen reifer geworden war und die hartnäckige Eifersucht auf seinen Bruder überwunden hatte? Für Scott und Rachelle war es nicht leicht, einen Bruder wie Keefe zu haben. Anstatt sich jedoch ihr eigenes Leben aufzubauen, standen sie immer noch unter dessen Einfluss. Scott war zum Rancher ausgebildet worden, aber ihm fehlte Keefes Talent und noch mehr die Fähigkeit, ein Unternehmen dieser Größenordnung zu leiten. Die Erkenntnis, dass er nie wirklich zum Zug kommen würde, nagte beständig an seinem Selbstbewusstsein.
Rachelle hatte sich gar nicht erst um eine Ausbildung bemüht, durch die sie freier und unabhängiger geworden wäre. Sie zog es vor, auf der Ranch zu bleiben und ausgedehnte Reisen zu unternehmen, wenn sie es vor Langeweile nicht mehr aushielt.
Skye fand ein solches Leben leer und sinnlos. Nicht auszudenken, wenn Scott und nicht Keefe der Erbe seines Vaters gewesen wäre! So, wie es aussah, bemühten sich weder Rachelle noch Scott, ihr geschütztes
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