Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
Kindern. Wenn du nicht so stark an deinem juristischen Beruf hängst, wie du einmal gedacht hast, kannst du etwas Neues anfangen. Lass dich zur Fotografin ausbilden. Auf meine Hilfe kannst du zählen.“ Er drückte sie an sich und streichelte ihren Rücken. „Letzten Endes kommt es nur auf uns beide an. War es nicht schon immer so? Solltest du wirklich meine Cousine sein, ist das eben unser Schicksal. Ein Hindernis auf unserem gemeinsamen Weg ist es nicht.“
Sie legte den Kopf vertrauensvoll an seine Brust. „Aus dir spricht die Hoffnung“, sagte sie leise. „Unser beider Hoffnung.“
„Sieh mich an, Augenstern.“
Sie hob den Kopf, hielt die Lider aber gesenkt. Ihre Kraft und ihr guter Wille waren erschöpft. Nur Keefes Nähe konnte ihr jetzt noch helfen. Ein Schauer überlief sie, als seine Lippen ihren Mund berührten. Er war so ein wunderbarer und glühender Liebhaber …
7. KAPITEL
Scott lehnte an einem Baum. Er hatte sich eine Zigarette angezündet, rauchte in tiefen Zügen und beobachtete Jack durch den blaugrauen Dunstschleier. Sie hatten tagsüber das Vieh aus den Guajaksümpfen herausgetrieben, was zu den härtesten Arbeiten auf der Ranch zählte. Einige bösartige Bullen waren ausgebrochen, aber die konnten sie später wieder einfangen.
Die ermüdeten Treiber saßen auf gefällten Baumstämmen, schlürften heißen Tee und unterhielten sich leise miteinander. Der chinesische Koch hatte ungesäuerte Brotfladen gebacken und dick mit hausgemachter Marmelade oder Buschhonig bestrichen. Beides war nicht nach Scotts Geschmack. Im Gegensatz zu Keefe mied er die anderen Männer und blieb lieber für sich.
Er hob den Kopf und betrachtete den tiefblauen Himmel. Ein Falke kreiste über der Koppel. Der warme Aufwind trug ihn ohne einen einzigen Flügelschlag. Ein Einzelgänger wie er selbst.
Scott hatte keine Freunde unter den Rancharbeitern. Er hatte überhaupt keine Freunde. In einem psychiatrischen Gutachten wäre er wahrscheinlich als Außenseiter bezeichnet worden.
Aber ob nun Außenseiter oder nicht – von Skye träumte Scott schon länger, als er sich erinnern konnte. Sogar wenn er Jemma in den Armen hielt, dachte er an sie. Warum regten sich Keefe und Skye so darüber auf, dass sie möglicherweise verwandt waren? Es kam häufiger vor, auch in angesehenen Landfamilien, dass Cousin und Cousine ersten Grades heirateten. Er kannte selbst solche Fälle, und es waren immer gesunde Kinder zur Welt gekommen.
Nein, Jack McCory war der Grund für die Aufregung! Die beiden fürchteten seine Reaktion. Als Aufseher war er unverwüstlich. Er bewältigte die härtesten und schwierigsten Aufgaben und wurde von den Rancharbeitern dafür bewundert. Seine Schwäche lag anderswo. Wenn sich herausstellte, dass Skye nicht seine Tochter war, würde er zusammenbrechen.
Scott sog den Zigarettenrauch tief ein. Er würde den Sonnenuntergang abwarten und Jack dann für ein Schwätzchen zu seinem Bungalow folgen. Sein Besuch würde den Aufseher überraschen, denn er war noch nie dort aufgetaucht.
Keefe wollte morgen Mittag zurückkommen – vorausgesetzt, er schaffte es, sich von seiner geliebten Skye zu trennen. Scott hätte in diesem Augenblick alles getan, um zu bekommen, was sein Bruder hatte: Skye McCory.
Tu das nicht, warnte eine innere Stimme. Tu es nicht. Bisher hast du dir noch nichts Schlimmes zuschulden kommen lassen.
Die Stimme gehörte zu seiner besseren Hälfte. Der McGovern-Hälfte. Doch je länger er den großen, schlanken Jack im fröhlichen Umgang mit den andern Männern beobachtete, umso hartnäckiger hielt er an seinem Plan fest. Er hatte eine rachsüchtige Ader, die ihn manchmal selber quälte. Bisher hatte Keefe bei jeder Frau Erfolg gehabt, aber das musste nicht so bleiben. War Skye erst unerreichbar geworden …
Schwer vorstellbar, dass Onkel Jonty mit der rätselhaften Cathy-Katrina ein Verhältnis gehabt hatte, aber schöne Frauen besaßen eine eigene Macht über Männer. Sie konnten sie zu Helden oder Schurken machen. Keefe für immer von Skye zu trennen, war im Grunde eine gute Tat. Scott rechtfertigte seine Handlungsweise damit, dass er seinen Bruder vor dem Sturz in den Abgrund rettete. Er liebte ihn aufrichtig, sein Hass galt nur dieser Frau, die ihn verachtete. Das konnte er von keiner hinnehmen. Um Keefe und Skye auseinanderzubringen, war ihm jedes Mittel recht.
Das Gespräch zwischen Keefe und seiner Großmutter, das er belauscht hatte, lieferte ihm die geeignete Munition. Sie
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