Verbotene Liebe im Land der roten Sonne
chinesische Lacktruhe, die sie als Sofatisch benutzte. „Sprich offen mit mir … egal, was es ist.“
Keefe erzählte alles, was er wusste – oder doch fast alles. Über ihre fragliche Abstammung schwieg er, denn er fürchtete Skyes Reaktion. Alles andere hatte sie schon genug erschüttert.
„Meine Mutter hieß also Katrina Neumann?“, fragte sie. „Das ist ein deutscher Name.“
„Er verrät zumindest eine Beziehung zu Deutschland. Dein Urgroßvater Axel Werner war Deutscher.“
„Und Dad soll Katrina in seiner Verliebtheit schwanger gemacht haben?“ Skye schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. So weit hätte er sich niemals vergessen. Er musste doch mit den Folgen rechnen!“
Keefe beobachtete sie schweigend. Sie war zutiefst betroffen, viel tiefer als er selbst, aber weil er sie so innig liebte, litt er mit ihr. Sie war unnatürlich blass geworden.
„Ich gebe zu, es ist eine ungewöhnliche Geschichte“, sagte er. „Und sie geht noch weiter.“
„O nein!“, stöhnte sie. „Nicht noch ein intimes Geständnis!“
„Intimer, als wir bisher vermuten konnten.“
Skye richtete sich auf. Sie war plötzlich ganz Anwältin. „Heraus damit“, forderte sie ihn auf. „Halt nichts zurück. Bisher hast du mich offenbar geschont.“
Keefe kämpfte mit sich. Wenn die Wahrheit nun über ihre Kraft ging? Langsam, mit rauer, belegter Stimme fuhr er fort: „Grandma glaubt … ohne einen sicheren Beweis zu haben, bitte halte dir das vor Augen … sie glaubt, dass deine Mutter schwärmerisch in meinen Onkel Jonathan verliebt war.“
„Was?“ Ihre Miene drückte mehr als Überraschung aus. Das ging einfach zu weit. Das waren keine Tatsachen mehr, sondern Fantastereien.
„Mir wäre der Gedanke auch nie gekommen“, gab Keefe zu. „Ich war noch ein Kind, als Jonty tödlich verunglückte. Darum haben wir ihn nie in unsere Überlegungen einbezogen.“
„Großer Gott.“ Skye presste eine Hand auf ihr Herz. Ihr fehlte plötzlich die Luft zum Atmen. „Warum haben wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen?“ Tränen glänzten in ihren schönen blauen Augen. „Es musste ja etwas geben, das uns für immer trennen würde.“
„Nie und nimmer“, beteuerte Keefe. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Komm zu mir, Augenstern.“ Er nahm sie auf den Schoß und drückte ihren Kopf an seine Schulter. „Wir lassen uns nicht unterkriegen, aber die ganze Wahrheit muss an den Tag.“
„Die Wahrheit ist, dass wir Cousin und Cousine ersten Grades sind.“ Ihre Stimme hatte nie hoffnungsloser geklungen. „Zumindest ist das die Ansicht deiner Großmutter.“
„Na und?“ Nun nahm er sie noch fester in die Arme. „Warum vorschnelle Schlüsse ziehen? Das Ganze kann ein Irrtum sein. Grandma lebt seit Jahren mit dieser fixen Idee, ohne einen Beweis zu haben. Aber wie auch immer … Ich werde mich niemals von dir trennen. Cousin her, Cousine hin. Ist das so wichtig? Das Band zwischen uns ist unzerreißbar.“
„Natürlich“, flüsterte Skye. „Wir sind ja blutsverwandt.“
„Selbst wenn du Jontys Tochter bist, wogegen sich alles in mir sträubt, können wir heiraten. Die Gesetze verbieten es nicht, weder in England noch in Australien, den Vereinigten Staaten, Europa oder …“
„Sprich mir nicht von Gesetzen“, unterbrach sie ihn. „Ich bin Anwältin. Hast du das vergessen?“
„Dann nutze das Recht zu deinem Vorteil.“ Das klang schroff, aber er hatte so große Angst, sie zu verlieren. „Du bist erfahren genug, um Einbildungen von Tatsachen zu unterscheiden. Grandma ist achtzig Jahre alt. Die Tabus ihrer Jugend gelten noch für sie. Man weiß heute, dass Blutsverwandtschaft kein Grund ist, nicht zu heiraten. Erbliche Krankheiten oder Schwächen bedeuten eine weit größere Gefahr.“
„Du musst mich nicht überzeugen“, versicherte Skye. Sie schloss für einen Moment die Augen, um nichts sehen zu müssen. „Verstehe ich dich richtig? Du würdest mich heiraten, auch wenn ich die Tochter deines Onkels bin?“
„Du meinst, falls du es bist? Ja, auch dann. Aber ich halte es für äußerst unwahrscheinlich. Das sagt mir mein Instinkt. Ich habe nie das Gefühl gehabt, bei dir eine verbotene Grenze zu überschreiten.“
„Verbotene Grenze?“ Sie trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust. Spürte er nicht, wie sehr sie litt? Machte er sich nicht klar, wie vernichtet ihr Vater sein würde? So weit durfte es einfach nicht kommen. „Du begehrst mich, Keefe McGovern. Glaubst du, das
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