Verbotene Lust
Wangen waren leicht gerötet, und als Sonja sie umarmte, flüsterte sie: »Ich bin so glücklich!«
»Euch springt das Glück ja auch aus jedem Knopfloch.« Sonja umarmte auch Daniel, der etwas verlegen lächelte. Seine Hand suchte Isabels.
Sonja musste wegschauen. So viel Glück ertrug sie kaum.
Sie hatte in der Nacht kein Auge zugetan. André und sie redeten nicht mehr viel miteinander. Er war nachdenklich, geradezu grüblerisch, und sie … ja, sie kam nicht darüber hinweg, was er im Swingerclub getan hatte.
Außerdem arbeitete er zu viel.
Und sie arbeitete zu wenig.
Sie nahm sich ein Glas Champagner von einem Tablett, das vorbeischwebte, und schaute sich suchend um. André hatte versprochen, später zu kommen – er hatte in der Klinik noch was zu erledigen, hatte er gesagt.
Nun denn.
Ihr war’s inzwischen ziemlich egal, ob er in der Klinik etwas zu tun hatte, oder ob er nebenher noch irgendein pinkes Blondchen fickte.
Sollte er doch machen.
Sie konnte sich schließlich auch vergnügen.
Ehe sie sich ins Getümmel stürzte, checkte sie noch mal ihr Handy. Zwei Anrufe in Abwesenheit. André.
Sie rief zurück.
»Sag jetzt nicht, du kannst nicht kommen«, fuhr sie ihn an, als er sich meldete.
»Sonja.« Er klang müde.
»Sie sind unsere Freunde! Es ist mir scheißegal, welche Muschi dir dazwischengekommen ist, aber du bewegst jetzt gefälligst deinen Arsch hierher. Wenigstens, um kurz zu gratulieren!«
Kurz war es am anderen Ende der Leitung still. Dann sagte André leise: »Glaub mir, ich würde gerne kommen. Aber …«
»Dann komm gefälligst!«, fauchte sie und schob ihr Sliderhandy zu.
Sie war so wütend! Was war bloß mit André los? Seit Tagen ging das jetzt schon so. Ständig erfand er irgendwelche Ausreden, warum er Verabredungen nicht einhalten konnte. Und natürlich musste immer die Arbeitherhalten. Das wurde langsam schon peinlich. Nicht nur, wie er sich verhielt, sondern auch, dass sie sich so von ihm zum Narren halten ließ.
Es reichte. Sonja atmete tief durch. Sie schnappte sich zwei neue Champagnergläser von einem Tablett, stürzte das eine herunter, stellte es auf einem Tisch ab und schlenderte, das zweite Glas in der Hand, durch den hohen Saal. Vorne versammelten sich die Gratulanten noch immer um das Brautpaar.
Sie suchte nach ihrem Tisch. Da ihr Tischherr sie ja versetzt hatte, musste sie hoffen, an ihrem Tisch andere interessante Gesellschaft anzutreffen.
Sie hatte Glück. Während sie noch die Namensschildchen studierte – und sauer auf Andrés Schildchen guckte, das neben ihrem stand –, trat ein Mann zu ihr.
»Schade, dass ich nicht André heiße«, sagte er. »Ich würde dann hoffen, dass Sie Sonja sind.«
Sie blickte zu ihm hoch.
Er sah unverschämt gut aus. Groß, schlank, und man sah ihm an, dass er es gewohnt war, Anzüge zu tragen. (Manche Männer sahen ja aus, als hätten sie sich mit ihrem Konfirmationsanzug verkleidet.) Seine hellbraunen Haare waren verwuschelt, die hellen Augen blitzten vergnügt.
»Und wenn ich nicht Sonja wäre?«, fragte sie herausfordernd. »Was würden Sie dann tun?«
Er seufzte. »Ich müsste mir wohl eine andere Möglichkeit ausdenken, um Sie kennenzulernen. Ich heiße übrigens Gregor.«
»Und ich bin Sonja. Vielleicht«, fügte sie hinzu. Ihr Blick glitt über den Tisch, und sie entdeckte, dassrechts von ihr ein Schildchen mit Gregors Namen stand. Den Nachnamen konnte sie nicht erkennen – aber er interessierte sie im Augenblick auch gar nicht.
»Woher kennen Sie das Brautpaar?«, fragte er.
Sonja lächelte. »Die Braut kenne ich, weil wir schon mal einen flotten Dreier hatten. Der Bräutigam ist in diesen Dingen etwas zurückhaltender.«
Gregor lachte schallend. Doch sofort wurde er wieder ernst. Er beugte sich zu Sonja herüber, und sie ließ es zu, dass er ihr so nahe kam. Sein Blick glitt tiefer. Ihm schien zu gefallen, was er sah, und im Stillen pries Sonja ihre eigene Weitsicht. Sie hatte sich gegen einen strengen Hosenanzug entschlossen und trug ein gewagtes Kleid mit tiefem Ausschnitt.
»Mögen Sie Melonen?«, fragte sie ihn kokett. »Es gibt Melone mit Schinken als Vorspeise …«
Ohne den Blick von ihren kleinen Brüsten zu lassen, die durch das Kleid perfekt betont wurden, antwortete er: »Ich stehe eher auf … Äpfelchen.«
Ihr wurde heiß und kalt zugleich.
Das war eine Abwechslung, die ihr sehr gelegen kam.
»Wollen wir uns dann überhaupt noch mit der Vorspeise aufhalten?«, fragte sie.
Er
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