Verbotene Nacht (German Edition)
angenehme Erfrischung sorgte. Es war wieder ein dieser freundlich warmen Sommertage, wie sie überall willkommen geheissen wurden.
Elli aber nahm weder des Geplapper der Gäste wahr noch hätte sie sagen können, ob es Winter oder Sommer war. Sie hatte sich im Bad eingeschlossen, wo sie schon seit zehn Minuten entgeistert auf den Teststreifen in ihrer Hand starrte. Sie konnte das Ding drehen und wenden, wie sie wollte. Der Streifen blieb rot, in welches Licht sie den Teststreifen auch immer hielt.
Elli war bleich, fassungslos. Schwanger? Unmöglich!
Gleich darauf durchströmte sie eine sanfte Wärme, als sie sich selbst darüber aufklärte, dass es sehr wohl möglich war. Weder sie noch Kyrill hatten damals an Verhütung gedacht. Es war zwar möglich, aber… es durfte doch nicht sein!
Elli fiel der Teststreifen aus der Hand. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war nicht der Gedanke daran, ein Kind zu bekommen, der sie traurig stimmte, sondern die Umstände. Sie hatte sich immer Kinder gewünscht, aber mit Daniel. Oft hatte sie sich vorgestellt, wie ihre Kinder im Garten spielen würden, während sie schrieb und Daniel seine Predigt vorbereitete. Ihre Kinder hätten einen liebenden Vater gehabt, der sich fürsorglich um sie gekümmert hätte.
Elli presste unwillkürlich eine Hand auf ihren Bauch, als sie daran dachte, dass dieses Kind seinen Vater nie kennen lernen würde. Es würde nur sie zwei geben, sie und das Baby. Was sollte sie ihrer Tochter oder ihrem Sohn nur antworten, auf die Frage nach dem Vater? Dass sie, die prüde und zugeknöpfte Pfarrerstochter, aus einem inneren Impuls heraus eine Nacht mit einem Fremden verbracht hatte? Wäre das glaubhaft? Dass es ein One…One…? Elli wollte erst gar nicht an dieses schreckliche, von Gefühlskälte zeugende Wort denken.
Elli wischte sich eine Träne von den Wangen. Sie würde noch genügend Zeit haben, sich eine halbwegs plausible Geschichte auszudenken. Erst einmal musste sie sich beruhigen. Es kam schon lange nicht mehr einem Weltuntergang gleich, ein Kind alleine aufzuziehen. Bestimmt ein Drittel aller Mütter kümmerten sich heutzutage allein um ihre Kinder. Wenn nicht noch mehr. Wenn man der Realität ins Auge blickte, konnte man bestimmt sagen, dass die Hälfte aller Mütter ihre Kinder vaterlos aufzogen. Oder vielleicht sogar zweidrittel? Wie auch immer, das Ergebnis einer Ein-Mutter-Familie musste noch lange kein Misserfolg sein. Ihre drei Cousinen, die beruflich wie privat sehr erfolgreich waren, gaben dafür den lebenden Beweis ab. Alle drei waren sie eigenständig, unabhängig und verantwortungsbewusst. Lisa hatte ihre Töchter vaterlos und gut erzogen.
Elli atmete tief durch. Sie würde es schon irgendwie schaffen. Wenn sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hätte, allein ein Kind großzuziehen. Vielleicht würde sie sich noch einen zusätzlichen Job…
Elli errötete beim diesen Gedanken. Natürlich würde sie diesmal einen…passenden Nebenverdienst finden. Diese Situation liess sich nicht mit der Notlage vergleichen, in die sie durch ihre Schwester geraten war. Damals hatte sie zu Jankas Schutz möglichst schnell zu möglichst viel Geld kommen müssen. Jetzt aber würde sie über genügend Zeit verfügen, um sich nach einer geeigneten zweiten Einnahmenquelle umzusehen. Vielleicht fand sich eine Arbeit in einer Wäscherei, in einem Hotel oder in einem Restaurant, irgendein Nebenjob eben, bei dem sie nichts ausziehen musste, das sie nicht wollte. Es würde sich schon etwas finden.
Immer noch ungläubig warf Elli den Teststreifen, der ihre Schwangerschaft bestätigte, in den Abfalleimer.
Als ihre Periode das erste Mal ausgeblieben war, hatte sie sich noch nichts dabei gedacht. Beim zweiten Mal allerdings hatte sich in ihr ein Verdacht geweckt. In der Folge hatte sie Lisa heute Morgen auf einem ihrer Ausflüge in die Stadt begleitet. Ihre Tante hatte sich mit Lebensmitteln für die Gäste eindecken wollen. In der Stadt angekommen, hatte Elli Lisa darüber informiert, dass sie in einem Café würde, bis Lisa von ihren Besorgungen zurückkehren würde. Das hatte Elli dann auch getan, allerdings nicht ohne vorher noch eine Apotheke aufzusuchen.
Elli trat aus dem Bad. Jetzt brauchte sie unbedingt eine Beschäftigung, etwas, um ihre Gedanken von ihrer Schwangerschaft abzulenken. Mit Schreiben würde es nicht klappen. Während sie auf den Bildschirm starren würde, würden sich ihre Gedanken bloss selbständig machen. Nein, sie brauchte etwas,
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