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Verbotene Nacht (German Edition)

Verbotene Nacht (German Edition)

Titel: Verbotene Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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Kyrill.
Ärgerlich runzelte Elli die Stirn.
Verging denn gar kein Tag, ohne dass sie an ihn dachte? Ihr Landaufenthalt hatte zwar ihre Schreibblockade gelöst, hatte aber Kyrill nicht aus ihrem Gedächtnis verdrängen können.
Jedes Mal nach getaner Arbeit, sobald sie ihren Roman abgespeichert und ihren Laptop hinuntergefahren hatte, startete ihr mentaler Computer sein eigenes Programm. Ihre Gedanken mussten zweifelsohne fehlprogrammiert sein, denn stets flimmerte dasselbe Dokument über ihren mentalen Bildschirm. Immerzu sah sie Kyrill auf dem Barhocker, die Ellbogen auf die Theke gestützt, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. Kyrill, der von seinem Stuhl aufsprang, sie packte und sie dicht an sich zog. Kyrill, wie er sie im Bett in seine Arme zog. Kyrill, wie er sie leidenschaftlich küsste.
Elli schüttelte den Kopf um die Bilder zu vertreiben. Auch wenn er der erste Mann war, mit dem sie geschlafen hatte, hatte er kein Recht darauf, sich unaufhörlich in ihre Gedanken zu stehlen. Elli fand keine Erklärung für Kyrills andauernde Präsenz in ihren Gedanken. Schliesslich war Kostic ganz und gar nicht ihr Typ. Er war ihr noch nicht einmal sympathisch. Die Männer, die sie ansprachen, Männer wie Daniel….
Daniel! Ärgerlich kniff Elli die Augen zusammen, doch es war zu spät. Daniels schmale, hagere Silhouette nahm vor ihrem inneren Auge Gestalt an. Sein unverkennbares Lächeln nahm Form an, schien allein ihr zu gelten. Sie hörte seine sanft gemurmelten Worte, die nur für ihre Ohren bestimmt waren.
Sie hatte ihn geliebt. Seinen ruhigen, ausgeglichenen Charakter, seine höfliche, zuvorkommende Art. Die natürliche Bescheidenheit, mit der er sich stets im Hintergrund gehalten hatte.
Kyrill konnte keinen einzigen von Daniels Vorzügen bieten. Kyrill genoss es, im Mittelpunkt zu stehen, Macht und Kontrolle zu vereinen, sich zu nehmen, was er wollte. Er kannte weder Selbstzweifel noch Unsicherheit. Für aufgeblasene, selbstherrliche Typen seines Kalibers hatte sie nur Verachtung übrig.
Wieso konnte sie ihn dann nicht einfach vergessen? Wieso wollte ihr dann die Nacht mit ihm nicht aus dem Kopf ?
Es war eine Nacht, die es nie hätte geben sollen. Ein Nacht, die sie nicht nur vergessen wollte, die sie schlichtweg vergessen musste.
Ihre Bemühungen fruchteten jedoch nicht. Schon sah sie im Geiste wieder vor sich, wie Kyrill ihren Mund mit seinem verschloss, wie sich seine Hand um ihre Brust legte, wie er diese mit der Zunge liebkoste. Und das Gefühl, als sie ihn zum ersten Mal in sich gespürt hatte…
“Elli?”
Vor Schreck hätte Elli beinahe ihr Wasserglas fallen gelassen.
“Lisa! Ich hab dich gar nicht kommen hören.”
“Kein Wunder, Liebes, du warst gerade meilenweit weg.”
Ihre Tante lächelte sie warm an. Obwohl über fünfzig, besass Lisa die Energie eines Teenagers. Sie liess sich weder durch ein paar zusätzliche Pfunde noch durch erste, silbergraue Haarsträhnen beirren.
“Ich bewundere deine Art, mitten am Tag so abzudriften. Kein Wunder, dass dich dein junges Publikum so schätzt. Aber bei all der Energie, die du in deine Bücher steckst…”
“Dein Sommersalat war wirklich ausgezeichnet!”
“… bleibt gar keine Zeit mehr für dich selbst, Elli.”
“Ich bringe es unmöglich über mich, in dieser Hitze spazieren…”
“Du weißt, dass ich nicht von Spaziergängen rede.”
Elli stiess einen lautlosen Seufzer aus. Wäre sie doch nur auf ihrem Zimmer geblieben! Sie wusste, was jetzt gleich kommen würde. Ein Thema, das Lisa schon seit ihrer Ankunft in der Pension hatte ansprechen wollen, sich jedoch vorerst zu Zurückhaltung gezwungen hatte.
“Seit Daniels Tod sind zwei Jahre vergangen, Elli. Niemand würde dich schräg ansehen, wenn du wieder einmal mit einem Mann sprechen würdest.”
Und wenn es mehr als sprechen wäre, fragte sich Elli stumm.
Laut sagte sie: “Die Arbeit ruft, Lisa, ich…”
“Ich dachte, du hättest dein Manuskript fast beendet?”
“Oh, ja, es ist fertig. Aber ich habe bereits eine neue Idee…”
Lisa schüttelte resigniert den Kopf. “Du bist unverbesserlich, Elli. Unverbesserlich. Aber warte einen Moment- ohne dass du mein hausgemachtes Erdbeereis gekostet hast, gehst du nirgendwo hin.”
Damit konnte Elli leben.

***

In der Ferne hörte Elli das ausgelassene Plaudern der Gäste ihrer Tante, die sich bei einer Zwischenmahlzeit angeregt im Garten unterhielten. Die Sonne stand hoch am Himmel, schien kräftig, während ab und zu ein lauer Windstoss für

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