Verbotene Nacht (German Edition)
eingestanden hatte, fügte sie holprig hinzu: “Ich meine, ich habe noch niemanden kennengelernt.”
“Küss mich!”
Sprachlos blickte Elli zu Kyrill auf, die braunen Augen gross und geweitet. Als sie keine Anstalten, ihn zu küssen, schlang Kyrill die Arme um sie, zog sie an seine Brust. Elli hielt unwillkürlich den Atem an beim vertrauten und doch fremden Gefühl seines festen Oberkörpers an ihrem Busen.
Sie fasste sich wider, packte seine Schultern und versuchte, Kyrill von sich zu stossen. Doch er gab dem Druck ihrer Hände nicht nach. Stattdessen senkte er den Mund, legte seine Lippen auf ihre. Diese sanfte Berührung elektrisierte Elli, so dass sie sich nicht wehrte, als seine Zunge in ihren Mund tauchte. Kyrills ungestümer Kuss raubte ihr den Atem. Die vertraute Süsse seines Mundes liess sie ihren Widerstand vergessen. Kyrills fordernder Kuss unterband jeden vernünftigen Gedanken. Elli spürte, wie ihre Knie weich wurden. Benommen liess sie sich gegen Kyrills Brust fallen. Kyrill stöhnte zufrieden auf.
In diesem Moment ging die Tür zum Produktionsraum auf. “Boss, sind Sie…”
Kyrill und Elli sprangen auseinander, als hätte jemand neben ihnen Feuer gelegt. Benommen starrten sie zur Tür. Ein älterer Mann stand im Eingang. Verlegen blickte er zu ihnen, kratzte sich dann nervös am Kopf.
“Tschuldigung, ich… äh… meine Frage kann warten.”
“Jetzt wo Sie schon mal hier sind, Kreuter, was gibt’s?”, bellte Kyrill.
Elli konnte den Alten Kreuter nur fassungslos anstarren. Was hatte er gesagt? Hatte er Kyrill eben Boss genannt? Kyrill, ein Chef? Er war doch nicht etwa der Chef von diesem ganzen Laden hier?
Elli hatte ihre liebe Mühe, Kyrill mit dem Wort Arbeit in Verbindung zu bringen. Wenn schon, dann hätte sie ihn sich vielleicht als Barkeeper vorgestellt. Aber als Führungskraft eines Unternehmens mit dem Renommee von Riederer Co.? Doch letzteres war möglicherweise weniger unvorstellbar, als sie dachte. Es würde wenigstens die hübsche Summe erklären, die er… die er ihrer Schwester überwiesen hatte.
“Wir haben eine Frage zu einem der Schränke”, riss Kreuter Elli aus ihren Gedanken. “Falls Sie kurz in die Werkstatt kommen könnten… Die Jungs würden nachher gerne Feierabend machen.”
Kyrill nickte Kreuter zu. Er wandte sich an Elli, nahm ihre Hand. “Komm. Es wird nicht lange dauern.”
Elli entzog ihm ihre Hand. “Ich warte hier.”
Elli wusste, dass sie eine miserable Lügnerin war, doch sie hoffte, Kyrill überzeugt zu haben.
Kyrills warf ihr einen durchdringen Blick zu, der besagte, dass er ihr nicht traute. Er zögerte einen Moment, doch dann gab er nach.
“In Ordnung.”
Elli blickte ihm und Kreuter nach, als sie im Produktionsraum verschwanden. Als sie Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, schloss vor Erleichterung die Augen. Sie atmete tief durch, schlug die Augen wieder auf und sprintete dann zur Ausgangstür, als befände sie sich in einer Sporthallte. Sie stürzte auf die Straße, hastete zu ihrem Wagen, starteten den Motor und brauste davon.
Kapitel 5
Als Elli die Haustür hinter sich schloss, waren ihre Knie noch immer weich wie Pudding. Kyrill Kostic. War sie ihm jetzt wirklich direkt in die Arme gelaufen? Nach kaum drei Tagen in Lanzingen?
Kyrill Kostic, Chef von Rieder Co. Unmöglich !
Sie hatte sich nie Gedanken darum gemacht, was Kyrill arbeitete. Wieso auch? Sie hatte ihn sich einfach als Aufreisser vorgestellt, als Dauergast im “Cleopatra”. Aber natürlich musste er einer Arbeit nachgehen, bedachte man seine grosszügige Entschädigung für jene eine Nacht. In einer Chefposition hätte Elli ihn trotzdem nie gewähnt. Anderseits, bei seinem Kontroll- und Machtbedürfnis…
Wenn sie ihn damals nur nach seinem Job gefragt hätte! Dann hätte sie nie auch nur einen Fuss in Riederer Co. gesetzt.
Es konnte doch nicht sein ernst sein, dass er sie wiedersehen wollte! Diese eine Nacht hatte Elli beinahe schon übermenschliches Selbstüberwindung gekostet. Nicht etwa, weil der Gedanke mit Kyrill das Bett zu teilen, so abstossend gewesen wäre. Vom ersten Moment an, als sie ihn im Cleopatra gesehen hatte, hatte er eine basale, rein körperliche Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Doch unterschwellige Anziehungskraft hin oder her, es kam einem Kapitalverbrechen gleich, dass sie mit einem Unbekannten ins Bett gehüpft war. Das jedenfalls hatten sie ihre Eltern gelernt. Ihre konventionelle Erziehung hatte Elli sehr geprägt. Wenn ihre Eltern, ihr Vater
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