Verbotene Nacht (German Edition)
ihr eine Summe, die sie schwindeln liess.
Sie erzitterte erneut, diesmal jedoch nicht vor Wut, sondern vor Unglauben.
Kapitel 2
“Ich kehre nicht nach Hause zurück, Elli.”
Elli versuchte vergeblich, ihre Schwester zu beruhigen. “Mach dir keine Sorgen, Janka, ich habe das Geld schon fast zusammen.”
“Das sagst du nur so.”
“Nein, wirklich, ich…”
“Warum hast du die Schulgebühren dann noch nicht bezahlt?”
Elli schloss die Augen. Sie massierte ihre Schläfe. “Ich hatte gerade viel zu…”
“Du hast das Geld nicht. Ich werde nicht nach Hause kommen, um auf die öffentliche Schule zu gehen. Eher bringe ich mich um.”
Elli wusste, dass Janka es ernst meinte. Ihr Zustand war sehr labil, auch noch ein Jahr nach der Tat. Und wenn sie in ihre Heimatstadt zurückkehren müsste, wo sie früher oder später mit ihren Peinigern konfrontiert werden würde….
“Liebes, es besteht kein Grund zur Aufregung. Ich werde das Schulgeld morgen bezahlen.”
Janka schwieg lange. “Du versprichst es?”, fragte sie schliesslich.
“Ich verspreche es.”
Elli legte auf und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie hatte den Job im Cleopatra nicht erhalten, da sie nach Kyrills Angebot nicht den Nerv gehabt hatte, sich auch noch mit Eddy zu unterhalten. Auch wenn Eddy einen viel sympathischeren Eindruck gemacht hatte, als der arrogante Mistkerl, der sie in sein Bett hatte locken wollen. Tannenweg 6, pah! Von ihr aus konnte er auch auf dem Mond hausen! Sie würde ihm nie einen Besuch abstatten, nur über ihre Leiche!
Die Summe, die Kyrill ihr genannt hatte… Elli schloss die Augen. Sie wäre die Lösung all ihrer Probleme. Doch auch wenn Kyrill Kostic ihr mehrere Millionen für ihre… Dienste anbieten würde, nie würde sie sich auf das Niveau dieses anmaßenden Mistkerls herunterlassen. Auf keinen Fall würde sie das Angebot eines Mannes annehmen, der sie derart in die Irre geführt hatte! Dieser elende Mistkerl! Er war eingebildet und arrogant, mit einem Ego, das den Saal des Cleopatras um ein dreifaches übertraf.
Nein, sie würde ganz bestimmt keine Nacht in seinem Bett verbringen, nicht einmal eine einzige Minute!
Wie sollte sie dann aber Jankas Schulgeld bezahlen? Den Job im Cleopatra konnte sie an den Nagel hängen. Sie war aus dem Cleopatra gestürmt, als hätte sie Feuer unter dem Hinter. Eddy würde sie jetzt bestimmt nicht mehr einstellen und selbst wenn, sie würde gar nicht erst den Mut aufbringen, in dieses Lokal zurückzukehren.
Hatte sie Janka tatsächlich versprochen, sie würde das Geld morgen einzahlen? Wo hatte sie ihren Verstand gelassen? Wie wollte sie mit ihrem halbleeren Konto ein Semester an einer Privatschule finanzieren?
Bis jetzt war sie mit dem Schreiben immer knapp über die Runden gekommen. Für sie selbst hatte das Geld stets gereicht. Aber für die horrenden Gebühren einer Privatschule?
Elli wusste, wie wichtig es für Janka war, das Internat in den Bergen weiterhin besuchen zu können. Janka war auf die umfassende Betreuung und Unterstützung angewiesen, die sie dort erhielt.
Elli seufzte schwer. Wenn nur ihre Eltern die Schule weiterhin hätten finanzieren können! Was sollte sie jetzt bloss tun?
Sie hatte Janka ein Versprechen gegeben, das sie nicht halten konnte. Denn nie, nie in ihrem Leben würde sie eine Nacht mit Kyrill Kostic verbringen. Sie würde nicht einmal für ihre Schwester unter Kyrill Kostics Decke kriechen.
Nur wenige Stunden später fuhr Elli durch den Wald. Angestrengt hielt sie nach der Abzweigung Ausschau hielt, die sie auf den Tannenweg führen würde. Tannenweg sechs. Sie hatte die Adresse zuvor auf Googlemap gesucht. Beim Tannenweg handelte es sich um eine einsame Waldstrasse. Die Nummer sechs war wider Erwarten das einzige Haus am Tannenweg.
Endlich entdeckte Elli einen kleinen, holprigen Kiesweg, der rechts von der Hauptstraße abbog und zwischen den Bäumen verschwand.
Elli schlug den Tannenweg ein. Das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert, fuhr sie so verkrampft über den Tannenweg, als wäre dies ihre erste Fahrstunde. Sie schwitzte. Ihr Herz klopfte laut und schmerzhaft in ihrer Brust. Als inmitten der Bäume endlich ein grosses, weisses Herrenhaus auftauchte, brachte Elli ihren Wagen mit einem Ruck zum Stehen. Sie stiess die Wagentür auf und sprang beinahe ins Freie. Sie wusste, wenn sie sich jetzt nicht selbst überlisten und sofort an der Haustür klingeln würde, würde sie auf der Stelle den Rückwärtsgang einlegen und verschwinden.
Elli
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