VERBOTENE TRAEUME IM WUESTENPALAST
eingestand. Sadie gegenüber würde er das allerdings nicht äußern. „Es ließ sichnicht ändern und musste ertragen werden. Das war unsere Pflicht, ihnen und unserem Land gegenüber.“
Die Kälte, mit der er die Worte aussprach, ließ Sadies Mitgefühl rapide schwinden. Sie war eine Närrin, wenn sie Mitleid mit ihm empfand. Eine Närrin, wenn sie überhaupt etwas für ihn empfand!
Ahmed kam mit dem Kaffee, und Sadie war dankbar für die Unterbrechung. Sollte der Leibdiener es seltsam finden, seinen Herrn nur mit einem Bademantel bekleidet im Gespräch mit ihr vorzufinden, so besaß er genügend Takt, es mit keiner Regung zu zeigen. Er befolgte lediglich die Anweisungen seines Herrn und servierte Sadie eine Tasse Kaffee, während Drax das Zimmer verließ, um sich ankleiden zu gehen.
In seinem Schlafzimmer, das ebenso elegant minimalistisch eingerichtet war wie alle anderen Räume, legte Drax sich saubere Sachen zurecht, ging dann ins Bad und schüttelte sich den Bademantel von den Schultern. Er duschte schnell und verweigerte es sich, dabei an Sadie und die Wirkung, die sie auf ihn hatte, zu denken. Obgleich er seine Gedanken kontrollieren konnte, so spürte er dennoch das drängende Verlangen in seinen Lenden. Wenn sie jetzt zu ihm kommen würde, dann …
Wenn sie was? Wütend über sich selbst, griff er nach dem Badelaken und riss es vom Halter. Wie konnte er sich solche Gedanken erlauben? Sadie bedeutete ihm nichts. Sie war nichts anderes als die Lösung eines Problems, das Vere hatte.
Also würde es ihm auch nichts ausmachen, wenn Vere sie in sein Bett nahm. Dabei … vermutlich würde er sie gar nicht in sein Bett holen, es ging nur darum, dass er sie heiratete. Die Ehe musste nicht vollzogen werden. Eigentlich war es sogar besser, wenn sie nicht vollzogen wurde.
Besser? Für wen? Etwa für ihn selbst? Denn er konnte die gleißend helle Rage nicht unterdrücken, wenn er sich vorstellte, wie sein Zwillingsbruder Sadie berührte.
Drax ließ das Handtuch fallen und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Doch nicht das weiße T-Shirt und die helle Kakihose, die er vorhin zurechtgelegt hatte. Stattdessen zog er sich den traditionellen Jelaba über den Kopf.
Weil das robenartige Kleidungsstück die Grenzen verstärken würde, die er zwischen sich und Sadie ziehen musste.
7. KAPITEL
„Und das hier ist das Hauptgebäude, wie Sie vielleicht von den Plänen, die ich Ihnen vorhin zeigte, erkennen.“
Sadie nickte, froh darüber, dass sie Sonnenbrille und -hut gegen die Hitze trug, während sie jetzt neben Drax stand und an dem modernen Hochhaus aus Glas und Stahl emporblickte. Außer dem bezugsfertigen Wolkenkratzer allerdings erkannte sie keine der anderen Konstruktionen, wie auf dem weiträumigen Bauplan eingezeichnet, auf dieser riesigen Baustelle wieder.
Drax selbst hatte sie mit dem Wagen hergefahren und Sadie mit dieser formlosen Selbstverständlichkeit nicht zum ersten Mal überrascht – nun, falls man dies als selbstverständlich bezeichnen wollte. Ihr war natürlich aufgefallen, wie die Menschen, an denen sie vorbeigekommen waren, ihn ansahen. Jeder wusste genau, wer er war.
„Die vierspurige Autobahn, die Sie hier angelegt sehen, wird den Flughafen mit dem Finanzzentrum auf direktem Wege verbinden. Eine weitere führt von Dhurahn City hierher. ‚Dhurahn Financial‘, wie wir den Gesamtkomplex nennen werden, wird eine Art Stadtstaat sein, in dem britisches Handelsrecht gilt und der eine eigene Rechtsprechung besitzt. Die Leute, die hier arbeiten, können in den eigens für sie gebauten Apartmenthäusern wohnen oder an die Küste ziehen. Wir haben festgestellt, dass Ausländer, dieherkommen, den Blick auf den Golf bevorzugen. Daher ist ebenfalls eine Autoroute zu den im Bau befindlichen Unterkünften an der Küste geplant. Die offizielle Sprache von Dhurahn Financial wird Englisch sein, aber natürlich bieten wir auch ein Übersetzungs- und Dolmetscherteam an, ähnlich wie in Brüssel, allerdings straffer organisiert. Die Stadt selbst wird um dieses Haupthaus herum wachsen und sich ausbreiten, verbunden durch ein kreisrundes Netzwerk von Straßen und Häuserreihen. Jedes Segment dieses Kreises soll die Eigenarten der jeweiligen dort angesiedelten Nationalitäten widerspiegeln, vor allem, was Nahrungsmittel und Atmosphäre angeht. Schließlich streben wir an, ein internationales Finanzzentrum zu werden, in dem die ganze Welt sich repräsentiert fühlt.“
Sadie hörte mit wachsender
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