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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Kerze vor sich hertragend, mit der sie direkt vor dem Bett stehenblieb und prüfend ihr Gegenüber beleuchtete.
    »Du weinst«, stellte sie fest, »das dachte ich mir. Ich habe es gehört.«
    »Wie konntest du das hören?«
    Joanna wies zum Fenster, das weit offenstand.
    »Mein Fenster ist heute auch offen«, erklärte sie, »und mein Zimmer liegt neben deinem.«
    »Es tut mir leid«, sagte Elizabeth mit wackliger Stimme, »ich wollte niemanden stören.«
    »Warum weinst du denn? Tut dir etwas weh?«
    Elizabeth schüttelte den Kopf.
    Joanna blickte sie verständnislos an. In ihrem ganzen Leben
hatte sie noch nie grundlos geweint. Es gab Dinge, die sie in einen wilden Kummer stürzten, so sehr, daß sie laut schrie. Wenn ihr schlecht wurde etwa, weil sie zuviel gegessen hatte, oder wenn sie hinfiel und sich die Knie aufschlug, was ihr häufig geschah. Aber sie kannte immer den Grund ihrer Tränen.
    »Du weißt es nicht?« fragte sie zweifelnd.
    »Es ist alles so schrecklich«, sagte Elizabeth, »ich will so gern nach Hause. Aber ich werde dort nie wieder hinkönnen. Nicht nach Louisiana und nicht zu unserer Plantage!« Gegen ihren Willen und trotz ihres heftigen Bemühens, die Tränen zurückzuhalten, begann sie wieder zu weinen. Joanna wurde ganz ängstlich.
    »Aber du bist doch jetzt bei uns!« rief sie. »Und du hast mich! Ich habe mir immer eine Schwester wie dich gewünscht, denn Cynthia ist viel zu alt. Dich mag ich viel lieber!« Als Elizabeth fortfuhr zu weinen, stellte Joanna entschlossen die Kerze ab und krabbelte zu ihr ins Bett.
    »Weinst du nicht mehr, wenn ich bei dir schlafe?« fragte sie. Elizabeth nickte. Sie konnte ihren Schmerz nicht in Worte fassen, und Joanna fielen keine tröstenden Sätze mehr ein, aber Elizabeth spürte die Zärtlichkeit, die die Freundin ihr entgegenbrachte. Da sie so viele Nächte kaum geschlafen hatte, überfiel sie nun die Erschöpfung, und so schlief sie, eng an Joanna gekuschelt, in wenigen Augenblicken ein.
    Die Familie bemerkte die Veränderung sofort. Hand in Hand kamen Joanna und Elizabeth am nächsten Morgen zum Frühstück in den Salon hinunter. Phillip, Harriet und Cynthia saßen schon um den Tisch herum, als die beiden Mädchen eintraten. Joanna strahlte, Elizabeth lächelte und sah weniger traurig aus als an allen Tagen zuvor.
    »Ist irgend etwas?« fragte Cynthia sofort.
    »Ich habe heute nacht bei Elizabeth geschlafen«, erklärte Joanna. »Mutter, bitte, lassen Sie uns jetzt immer ein Zimmer zusammen haben!«
    »Möchte Elizabeth das auch?« fragte Harriet.
    »Ja, bitte«, sagte Elizabeth.

    »Nun gut. Dann wird Agatha alles herrichten. Wirklich, ich freue mich, Elizabeth. Du siehst viel besser aus.«
    Phillip rückte seinen Stuhl zurück und erhob sich.
    »Ihr entschuldigt mich bitte«, sagte er, »aber John Carmody muß jeden Moment kommen. Ich werde ihn in der Bibliothek empfangen.«
    »Bitte, reg dich nicht auf. Denke immer daran, daß John noch sehr jung ist«, bat Harriet. Phillip gab einen verächtlichen Laut von sich.
    »Jugend entschuldigt nicht alles«, sagte er grimmig. »Wie alt ist der junge Mann? Zwanzig, nicht wahr? In diesem Alter wäre ich nicht mehr irgendwelchen absurden Ideen verfallen!«
    »Du hast ja recht. Aber versuche doch, es nicht zu einem Streit kommen zu lassen.«
    Phillip nickte beruhigend, dann verließ er das Zimmer. Cynthia hatte große Augen bekommen.
    »Wer ist John Carmody?« erkundigte sie sich. Harriet seufzte. »Der Sohn eines Freundes von deinem Vater«, erwiderte sie, »Phillip erfuhr, daß er sich gerade in der Nähe aufhält, und lud ihn ein. Aber das hätte er nicht tun sollen.«
    »Warum nicht?«
    »Dieser John Carmody - er vertritt merkwürdige Ansichten über den Staat und bekundet offen seine Sympathie für die Bourgeoisie in Frankreich, die jetzt gegen den Adel loszieht. Nun ja, es gibt sogar in unserer Regierung Männer, die den Sturm auf die Bastille rechtfertigen, aber Phillip ist da nun einmal sehr streng. Und John spricht ständig von Gleichheit...« Harriet schüttelte den Kopf. Ihr Blick glitt durch den holzgetäfelten Raum, durch das Fenster mit seinen seidenen Vorhängen hindurch in den sonnigen, friedlichen Park hinaus.
    »Was wollen diese Leute«, murmelte sie mehr zu sich, »sie müssen außer sich sein vor Neid über das, was uns seit Jahrhunderten gehört - und rechtmäßig gehört! Unsere Privilegien, unser Besitz...« Dann bemerkte sie, daß die Kinder sie anblickten.
    »Davon versteht ihr wohl

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