Verbotener Kuss
» Ich kann dich fast schon schmecken. «
Ich trat zu und traf ihn gegen die Brust. Er taumelte einige Schritte zurück und prallte gegen das Bett. Stöhnend versuchte sich Caleb aufzusetzen, aber Daniel schlug ihn kurzerhand bewusstlos. Ich schrie auf und ging auf ihn los wie ein tollwütiges Tier, doch der Daimon stieß mich zu Boden.
Und dann flog ich in die Höhe, obwohl mich niemand berührte. Ich knallte so hart gegen die Wand, dass der Putz absprang, und hatte das Gefühl, jeder Knochen in meinem Körper sei gebrochen. Dort blieb ich hängen und meine Füße baumelten etwa zwei Meter über dem Boden. Der Daimon beherrschte das Luftelement– ein weiteres Phänomen, gegen das ich noch keine Verteidigungstechniken erlernt hatte.
» Ihr solltet euch mit uns vertragen. Alle beide. « Der zweite Daimon hielt eine Hand in die Höhe. Er hatte einen weichen Südstaatentonfall und eine tiefe Stimme. Er trat zu der Stelle, an der ich hing, beugte sich vor und tätschelte mir den Fuß. Es war der dunkelhaarige Daimon aus der Gasse, der mit Mom zusammen gewesen war. » Wir werden leicht hungrig, weißt du? Und nun, da du hier bist… na ja, der Hunger zerreißt uns fast die Eingeweide. So als würde ein Feuer in unserem Innern brennen. «
Ich versuchte mich von der Wand loszureißen, aber ich konnte mich nicht bewegen. » Bleib bloß von ihm weg! «
Er achtete nicht auf meine Worte und trat an das Bett, auf dem der reglose Caleb lag. » Wir sind keineswegs unerfahrene Daimonen, aber bei dir… fällt es schwer, der Verlockung des Äthers zu widerstehen. Nur ein Biss. Mehr wollen wir nicht. « Er fuhr Caleb mit den Fingerspitzen über das Gesicht. » Aber wir dürfen nicht. Erst wenn Rachelle zurück ist. «
» Fass ihn nicht an! « Ich erkannte meine eigene leise Stimme kaum wieder.
Er warf mir einen Blick über die Schulter zu und wedelte mit der Hand, als sei ihm gerade noch eingefallen, dass ich an der Wand hing. Mit den Füßen voraus krachte ich zu Boden und fiel auf die Knie. Ich achtete nicht auf das Ziehen in der Magengrube und kam auf die Beine. Ich stürzte mich auf ihn und wollte ihn nur von Caleb vertreiben. Aber der dunkelhaarige Daimon schüttelte den Kopf und hob einfach den Arm. Ich knallte gegen die Wand und riss dabei mehrere gerahmte Gemälde zu Boden. Das… das war völlig anders als im Training.
Und diesmal stand ich nicht wieder auf.
Sichtlich verärgert wich der Daimon von Caleb zurück. Er rückte auf mich zu, und ich schrie und versuchte nach ihm zu schlagen, aber er packte erst meinen einen und dann meinen anderen Arm und riss mich hoch.
Nachdem ich die Arme nicht mehr gebrauchen konnte, hatte ich nur noch die Beine. Aiden hatte meine Tritte immer gelobt, und mit diesem Gedanken drückte ich die Schultern gegen die Wand. Dann benutzte ich die Arme des Daimons und die Wand, um mich abzustützen, zog die Knie bis zur Brust hoch und trat zu.
Ich traf ihn unmittelbar an der Brust, und seiner verblüfften Miene nach zu urteilen, hatte er damit nicht gerechnet. Er wich zwei Meter zurück, und ich knallte wieder zu Boden.
Vom Bett her kam Daniel angeschossen, griff mit beiden Händen in mein Haar und drückte mir den Hals mit Gewalt nach hinten. Kurz überkam mich das makabre Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben, aber diesmal würde kein Aiden kommen, um mich zu retten– die Kavallerie würde nicht eintreffen.
Während ich mit Daniel rang, hockte sich der dunkelhaarige Daimon vor mich hin. Die Hände auf die Knie gelegt und mit gelassenem Lächeln schien er mit mir über das Wetter plaudern zu wollen. Er wirkte vollkommen ungezwungen.
» Was geht hier vor? «
Das war die scharfe und zornige Stimme meiner Mutter und sofort ließ Daniel mich los. Ich kämpfte mich hoch und wandte mich zu ihr um. Gegen die Mischung aus Entsetzen und Liebe, die in mir aufstieg, war ich machtlos. Sie stand an der Tür und nahm kritischen Blicks den angerichteten Schaden in Augenschein. Ich sah nur den Glanz– ihre wahre Gestalt nahm ich nicht wahr.
Ich war so etwas von erledigt.
» Eric? « Finster musterte sie den dunkelhaarigen Daimon.
» Deine Tochter… sie ist nicht glücklich über den derzeitigen Stand der Dinge. «
Meine Mutter trat über ein zerbrochenes Holzstück und ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden. » Es wäre besser für dich, wenn du meiner Tochter kein Härchen gekrümmt hättest. «
Eric warf Daniel einen Blick zu. » Ihr Haar ist vollkommen in Ordnung. Es geht ihr
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