Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotener Kuss

Verbotener Kuss

Titel: Verbotener Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
Vom Netzwerk:
dunkles Haar, das in weichen Wellen das blasse, grässlich bleiche Gesicht umrahmte, hatte ihre hohen Wangenknochen und vertrauten Lippen. Aber anstelle der Augen war da nur Dunkelheit. Tintenschwarze Adern durchzogen ihre Wangen, und wenn sie lächelte, waren abstoßende scharfe Zahnreihen zu erkennen.
    Es war meine Mutter… in Daimonengestalt.
    Der Schock über ihren Anblick– ihr schönes, liebevolles Gesicht zu einer grotesken Maske verzerrt zu sehen– war so groß, dass mein Arm verharrte und mein Finger über dem Abzug zitterte. Sie war es… und auch wieder nicht.
    Die Stelle, an der sie stand, verriet mir, dass sie sich auf keinen Fall gegen einen Schuss in die Brust wehren konnte. Mit meinem Revolver, der einen ganzen Ladestreifen mit Titankugeln enthielt, war ich im Vorteil. Ich konnte sie gleich hier zu Staub explodieren lassen, und alles wäre vorbei.
    Sie hatte sich nicht bewegt, keinen Millimeter.
    Und jetzt sah sie auch aus wie Mom. Die Elementarmagie maskierte den Daimon in ihr und sie sah mich aus ihren smaragdgrünen Augen an. Ihr Gesicht war noch blass, aber nicht mehr von dicken Adern durchzogen. Sie sah aus wie an jenem Abend, bevor sie umgedreht worden war– sie lächelte mir zu und blickte mir in die Augen.
    » Lexie « , flüsterte sie, aber ich hörte sie laut und deutlich. Es war ihre Stimme. Sie zu hören, war wunderschön und grauenvoll zugleich.
    Sie war schön, atemberaubend und äußerst lebendig– Daimon oder nicht.
    » Alex! Tu es! Tu… « , schrie Caleb.
    Ich warf einen schnellen Blick hinter mich und stellte fest, dass Mom nicht allein war. Ein dunkelhaariger Daimon hatte eine Hand um Calebs Hals gelegt. Er machte keine Anstalten, ihn zu töten oder zu beißen, sondern hielt ihn einfach nur fest.
    » Sieh mich an, Lexie! «
    Dem Klang ihrer Stimme konnte ich mich nicht entziehen und wandte mich wieder zu ihr um. Sie war näher herangekommen – so nahe, dass eine Kugel einen ordentlichen Krater in ihre Brust gerissen hätte. Und nahe genug, dass ich einen Hauch von Vanilleduft auffing – ihr liebstes Parfum.
    Mein Blick huschte über ihr Gesicht, in dem mir jeder Zug vertraut und lieb war. Während ich in ihre Augen sah, erinnerte ich mich an die merkwürdigsten Einzelheiten. An unsere gemeinsam verbrachten Sommerferien. An den Tag, als sie mit mir in den Zoo gegangen war und mir den Namen meines Vaters verraten hatte. An ihre Miene, als sie mir gesagt hatte, wir müssten den Covenant verlassen. Wie sie lang hingeschlagen auf dem Boden ihres kleinen Zimmers gelegen hatte.
    Ich zögerte. Als ich in diese Augen sah, bekam ich keine Luft mehr. Das war meine Mutter – meine Mutter! Sie hatte mich großgezogen, mich behandelt, als sei ich das Kostbarste auf der Welt. Ich war alles für sie gewesen– ihr Grund, zu leben. Ich konnte mich nicht rühren.
    Tu es! Sie ist nicht mehr deine Mutter! Mein Arm zitterte. Tu es! Tu es!
    Ein verzweifelter Aufschrei entfuhr mir und ich ließ den Arm sinken. Sekunden, nur Sekunden waren vergangen, doch sie kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich konnte es nicht tun.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln. Hinter mir stieß Caleb einen Schrei aus, dann schoss mir ein scharfer Schmerz durch die Schläfe, und ich glitt in eine samtweiche Ohnmacht.
    Ich erwachte mit rasenden Kopfschmerzen und einem bitteren Geschmack im ausgetrockneten Mund. Es dauerte eine Weile, bis ich mich erinnerte, was geschehen war. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Enttäuschung fuhr ich hoch und war sofort hellwach, obwohl ein pochender Schmerz von meiner Wange ausging. Behutsam betastete ich meinen Kopf und spürte eine Beule, groß wie ein Ei.
    Benommen sah ich mich in dem aufwändig möblierten Raum um. Alles kam mir bekannt vor: die Blockhüttenwände aus Zedernstämmen, das breite, mit Satinwäsche bezogene Bett, der Plasmafernseher und die handgearbeiteten Möbel. Es war eins der Schlafzimmer in dem Ferienhaus, in dem wir früher Urlaub gemacht hatten, und ich hatte vielleicht ein halbes Dutzend Mal darin geschlafen. Neben dem Bett stand ein Topf mit violettem Hibiskus– Moms Lieblingsblumen. Sie hatte eine Vorliebe für violette Blumen.
    Dann setzten Schock und Bestürzung ein. Ich erinnerte mich an diesen Raum. O Götter! Das war nicht gut, gar nicht gut.
    Ich befand mich doch tatsächlich in Gatlinburg, Tennessee, über fünf Autostunden vom Covenant entfernt. Fünf Autostunden. Und noch schlimmer– ich sah Caleb nirgendwo. Ich schlich

Weitere Kostenlose Bücher