Verbotener Kuss
und seinen kraftvollen Armen.
Und das war so etwas von verkehrt.
Ich ließ mich wieder in die Polster sinken und starrte weiter an die Decke. Mir ging es gut, großartig sogar. Zurück am Covenant zu sein, war weit besser, als mich draußen in der normalen Welt durchzuschlagen oder im Haus irgendeines Reinbluts Klos zu putzen. Stirnrunzelnd rieb ich mir die Haut unter den Augen. Ich war okay.
Ich musste einfach okay sein.
6. Kapitel
A m liebsten hätte ich mich in einem Loch im Boden verkrochen und wäre gestorben.
» Na bitte. « Aiden nickte, als ich einen seiner Schläge abwehrte. » Setz deinen Unterarm ein! Beweg dich zielbewusst! «
Zielbewusst bewegen? Dann hätte ich mich an eine Stelle bewegt, wo ich mich hinlegen konnte. Das war ein Ziel, mit dem ich mich identifizieren konnte. Aiden sprang auf mich zu und ich blockierte seinen Schlag. Ja, verdammt, darin war ich gut. Als Nächstes fuhr er ruckartig herum. Für jemanden, der so unheimlich groß war, konnte er diesen Körper jedenfalls bewegen wie ein Ninja.
Seine Ferse glitt an meinen Armen vorbei und krachte mir in die Rippen. Auf meiner Schmerzskala rief der Aufprall kaum einen Ausschlag hervor. Inzwischen hatte ich mich an den scharfen, stechenden Schmerz und das darauf folgende dumpfe Pochen gewöhnt. Langsam sog ich Luft ein und versuchte über den Höllenschmerz hinwegzuatmen. Halbblüter zeigten vor dem Feind keinen Schmerz. Wenigstens daran erinnerte ich mich.
Aiden richtete sich auf und ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. » Bist du in Ordnung? «
Ich biss die Zähne zusammen. » Ja. «
Mit zweifelndem Blick kam er auf mich zu. » Das war ein ziemlich harter Treffer, Alex. Es ist okay, wenn das wehtut. Wir machen ein paar Minuten Pause. «
» Nein. « Er sah zu, wie ich im Gehen die Spannung lockerte. » Mir geht’s gut. Versuchen wir es noch einmal. «
Und das taten wir. Einige Schläge und Tritte zu verfehlen, war viel besser, als Runden laufen zu müssen wie am Tag zuvor oder den ganzen Nachmittag im Kraftraum zu verbringen. Denn das war passiert, als ich das letzte Mal über Schmerzen im Rücken und an den Rippen gejammert hatte. Aiden ging noch mehrere Blocktechniken durch, die ein Zehnjähriger hätte bewältigen können, während ich wie besessen seine Bewegungen verfolgte. Im Lauf der letzten Tage war mir klar geworden, wie weit ich wirklich zurücklag, und war selbst erstaunt darüber, dass es mir gelungen war, zwei Daimonen zu töten.
Ich konnte nicht einmal den Großteil von Aidens Tritten abwehren.
» Sieh mir zu! « Mit angespanntem Körper umkreiste er mich. » Irgendein Anzeichen verrät immer meine nächste Bewegung. Zum Beispiel ein leichtes Muskelzittern, ein kurzer Blick, was auch immer. Das ist beim Angriff eines Daimons auch nicht anders. «
Ich nickte, und wir nahmen unsere Stellungen wieder ein. Aiden griff mit einer schnellen Handbewegung an. Ich schlug erst seinen einen, dann seinen anderen Arm weg. Ich hatte keine Probleme mit seinen Schlägen oder Boxhieben, sondern mit seinen Tritten– er fuhr so schnell herum. Aber diesmal sah ich, wie sein Blick zu meiner Hüfte hinunterglitt.
Ich drehte mich in den Tritt hinein und zog den Arm mit einer sauberen, schwungvollen Bewegung hinab– eine Sekunde zu spät. Sein Fuß traf auf meinen mit Prellungen überzogenen Rücken. Augenblicklich krümmte ich mich zusammen, umklammerte meine Knie und atmete langsam ein und aus.
Aiden war sofort bei mir. » Alex? «
» Das… hat ein bisschen gezogen. «
» Falls es dich tröstet: Diesmal hast du es beinahe geschafft. «
Ich blickte hoch und lachte kurz auf, als ich sein schiefes Grinsen sah. » Gut zu hören. «
Er wollte etwas sagen, doch dann verschwand sein Grinsen, und seine Stimme klang leise und warnend. » Alex, steh auf! «
Mein Rücken protestierte gegen die plötzliche Bewegung, aber in dem Moment, als ich Marcus an der Tür stehen sah, begriff ich den Grund. Nicht nötig, dass es für ihn so aussah, als hätte ich gerade ordentlich Prügel bezogen.
Marcus lehnte mit verschränkten Armen an der Tür. » Ich habe mich gefragt, welche Fortschritte das Training macht. Ich sehe, dass es sich wie erwartet entwickelt. «
Autsch. Ich holte tief Luft. » Willst du es mal versuchen? «
Marcus zog die Augenbrauen hoch und lächelte, aber Aiden legte mir warnend eine Hand auf den Arm. » Nicht. «
Ich schüttelte seine Hand ab. Ich war mir ziemlich sicher, es mit meinem Onkel aufnehmen zu
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