Verbotener Kuss
zehn Jahre älter als wir. Sie hat jetzt einen Freund. «
» Schön für sie. «
» Wart’s ab, Alex! Das Beste kommt erst noch. Sein Name ist Hector– keine Ahnung, welchen Familiennamen er hat. Jedenfalls ist er ein Reinblut aus einer der anderen Gemeinschaften. « Er hielt inne, um die dramatische Wirkung zu erhöhen.
Ich fuhr mit der Hand über meinen Pferdeschwanz, denn ich war mir nicht sicher, worauf er hinauswollte.
» Er ist ein verdammtes Reinblut. « Er hob die Hände. » Weißt du noch? Verboten. «
Ich riss die Augen auf. » O nein, das ist nicht gut! «
Er schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die blonden Haarsträhnen über die Augen fielen. » Wie konnten die beiden nur so dumm sein, sich auf so etwas einzulassen? «
Die Regel, dass uns jede Art romantischer Beziehungen zu einem Reinblut verboten war, wurde uns von Geburt an eingebläut. Die meisten Halbblütigen stellten diese Regel nicht infrage, aber andererseits hinterfragten sie auch nicht allzu viel. Von Anfang an wurden wir auf Gehorsam getrimmt.
Ich versuchte eine bequemere Haltung zu finden. » Was wird wohl aus Kelia werden? «
Caleb schnaubte verächtlich. » Wahrscheinlich wird man ihr die Stellung als Gardistin entziehen und sie als Dienstbotin auf eins der großen Anwesen schicken. «
Das erfüllte mich mit Ärger und Verbitterung. » Und Hector kriegt einen Klaps auf die Finger. Das ist doch unfair. «
Er sah mich mit merkwürdigem Blick an. » Ja, aber so ist es nun einmal. «
» Es ist bescheuert. « Ich spürte, wie etwas an meinem Kiefer zuckte. » Wen interessiert es schon, ob ein Halbblut und ein Reinblut zusammenkommen? Ist das wirklich eine so schwerwiegende Sache, dass Kelia alles verlieren muss? «
Calebs Augen weiteten sich. » So ist das nun einmal, Alex. Das weißt du. «
Ich verschränkte die Arme und fragte mich, warum mich die Geschichte so aufwühlte. So war es seit Äonen, aber es kam mir so ungerecht vor. » Es ist falsch, Caleb. Kelia wird praktisch als Sklavin enden, nur weil sie mit einem Reinblut herumgemacht hat. «
Kurz schwieg er, und dann sah er mich eindringlich an. » Hat deine Reaktion etwas damit zu tun, dass dein neuer persönlicher Trainer zufällig ein Reinblut ist, das von allen Mädchen angeschwärmt wird? «
Ich zog eine Grimasse. » Rein gar nichts. Bist du verrückt? Der Kerl wird mich irgendwann noch umbringen. « Ich unterbrach mich und sank ins Polster. » Ich glaube, das hat er ernsthaft vor. «
» Meinetwegen. «
Ich streckte die Beine aus und durchbohrte ihn mit einem Blick. » Du vergisst, dass ich drei Jahre da draußen in der normalen Welt gelebt habe– einer Welt, in der Halb- und Reinblüter gar nicht vorkommen. Niemand überprüft deine göttliche Abstammung, bevor er mit dir ausgeht. «
Ein paar Sekunden lang sah er in die Ferne. » Wie war das? «
» Wie war was? «
Caleb rutschte verlegen auf der Kante des Stuhls herum. » Da draußen zu sein, weg von… allem. «
» Oh. « Ich stützte mich auf einen Ellbogen. Die meisten Halbblüter hatten keine Ahnung, wie das war. Klar, sie bewegten sich unter den Außenweltlern– wobei bewegen das Schlüsselwort war. Aber sie gehörten nie wirklich dazu, keinen Moment lang. Für die Reinblüter war es nicht anders. Für unsere Art war das Leben der Sterblichen von Gewalt gekennzeichnet, und Daimonen waren nicht das einzige Böse, das den Menschen Verdruss bereitete.
Klar, wir hatten auch unsere Irren. Männer, in deren Vokabular das Wort nein nicht vorkam. Intrigante Mädchen und Männer, die alles getan hätten, um ihren Willen durchzusetzen. Aber das war nichts gegen die Welt der Sterblichen, und ich war mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
» Es ist anders. So viele Menschen sind anders. Ich konnte mich bis zu einem gewissen Grad anpassen. «
Während ich zu erklären versuchte, wie es da draußen aussah, lauschte Caleb viel aufgeregter, als es gut für ihn war. Wenn wir umzogen, hatte Mom geistigen Zwang ausgeübt, um mich ohne jegliche Unterlagen im örtlichen Schulsystem unterzubringen. Caleb zeigte auch viel zu viel Interesse am Schulsystem der Sterblichen, aber es unterschied sich stark vom Covenant. Hier widmeten wir den größten Teil des Tages dem Kampftraining. Draußen in der sterblichen Welt hatte ich die Unterrichtszeit damit zugebracht, die Tafel anzustarren.
Neugier auf die Außenwelt war nicht unbedingt empfehlenswert. Für gewöhnlich führte sie dazu, dass die betreffende Person
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