Verbotener Kuss

ich hätte Potenzial.
    Luke, ein Halbblut, mit dem ich früher viel herumgehangen hatte, hatte sich letztes Jahr geoutet– allerdings war es hier nichts Besonderes, schwul oder bisexuell zu sein. Als Kinder eines Haufens notgeiler Götter, die bei ihren Sexualpartnern alles andere als wählerisch waren, konnte uns, was Sex anging, nur noch wenig schockieren.
    Anscheinend war ich hier die einzige Jungfrau. Ich seufzte.
    » War dein Training so schlimm? «
    » Ich glaube, ich habe mir das Kreuz gebrochen « , gab ich trocken zurück.
    Er schien sich ein Lachen zu verkneifen. » Du hast dir das Kreuz nicht gebrochen. Du bist nur… aus der Übung. In einigen Tagen verpasst du Aiden Prügel. «
    » Das kann ich mir nicht vorstellen. «
    » Was wollte er eigentlich gestern? Mann, ich will ehrlich sein. Ich rechne jeden Moment damit, dass er hier hereinplatzt und mir eine Abreibung verpasst, weil ich mich in deinem Zimmer aufhalte. «
    » Wenn du Angst hast, solltest du lieber gehen. «
    Caleb überhörte meine Worte. » Was wollte Aiden gestern? «
    » Ich glaube, Lea hat mich angeschwärzt. Aiden wusste von der Sache im Aufenthaltsraum. Er hat mich nicht zur Schnecke gemacht, aber auf die Predigt hätte ich gut verzichten können. «
    » Verdammt, manchmal ist sie eine solche Zicke! « Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Vielleicht sollten wir ihr die Augenbrauen absengen oder so. Das würde Zarak bestimmt nicht gefallen. «
    Ich lachte. » Das wäre mir sicher keine große Hilfe. «
    » Weißt du, ich hatte etwas mit… «
    » Was? « , kreischte ich und fiel fast von der Couch. Die falsche Bewegung tat weh. » Bitte sag mir, dass du nichts mit Lea hattest! «
    Er hob die Schultern. » Mir war langweilig. Sie war frei. Gar nicht mal so übel… «
    Angeekelt warf ich ihm ein Kissen an den Kopf und unterbrach ihn damit. » Keine Einzelheiten! Ich tue einfach so, als hättest du nie etwas gesagt. «
    Er grinste. » Na ja, wenn Lea dich verpfiffen hat, dann will sie dir bestimmt Schwierigkeiten machen. «
    Ich legte mich wieder hin und dachte über die anderen nach, die noch im Raum gewesen waren. » Ich weiß nicht. Was ist mit der Reinblütigen, die dabei war? «
    » Wer, Thea? « Er schüttelte den Kopf. » Unmöglich, sie kann niemandem davon erzählt haben. «
    » Was will diese Thea überhaupt hier? «
    Es war eigenartig, während des Sommers im Covenant auf Reinblütige zu treffen. Sie verbrachten das Schuljahr hier, aber wenn es Sommer wurde, fuhren sie mit ihren Eltern weg. Wahrscheinlich düsten sie um die Welt oder unternahmen andere, unglaublich teure Reisen. Sachen, die Spaß machten und total cool waren. Natürlich hatten sie Gardisten, die sie bei ihren Abenteuern begleiteten– nur für den Fall, dass ein Daimon auf dumme Gedanken kam.
    » Ihre Eltern sitzen im Rat und haben keine Zeit für sie. Sie ist wirklich nett, aber schrecklich still. Ich glaube, sie schwärmt für Deacon. «
    » Du meinst Deacon, den Bruder von Aiden? «
    » Genau. «
    Ich merkte genau, dass etwas dahintersteckte, wenn Thea ihn mochte. » Was ist so Besonderes daran? Sie sind beide reinblütig. «
    Caleb zog die Augenbrauen hoch, doch dann schien ihm wieder einzufallen, dass ich drei Jahre weggewesen war. » Deacon hat einen gewissen Ruf. «
    » Okay. « Ich versuchte einen plötzlichen Krampf im Rücken wegzumassieren.
    » Und Thea auch. Sagen wir es mal so– Thea gebührt der erste Preis für Reinheit. «
    Gut zu wissen, dass ich nicht die einzige Jungfrau war. » Und? «
    » Deacons Ruf ist… eher… hmm, wie drücke ich es höflich aus? « Er unterbrach sich und blickte nachdenklich vor sich hin. » Deacon schlägt eher Zeus nach… dieser Ruf eilt ihm voraus. «
    » Na ja… angeblich ziehen Gegensätze sich an. «
    » Aber nicht so große Gegensätze. «
    Ich hob die Schultern und fuhr zusammen.
    » Das hätte ich fast vergessen! Du wirst nicht glauben, was ich heute in der Stadt gehört habe. Eine Ladenbesitzerin hat sich das Maul darüber zerrissen, während ich an der Kasse stand, und es war ihr total egal, wer zuhörte. Übrigens hält mich diese Ladenbesitzerin jetzt wahrscheinlich für einen Transvestiten. «
    Ich kicherte.
    Angesichts meines mangelnden Interesses kniff er die Augen zusammen. » Jedenfalls– erinnerst du dich an Kelia Lothos? «
    Ich schürzte die Lippen. Kelia Lothos– der Name kam mir bekannt vor. » War sie nicht Gardistin? «
    » Ja, sie ist ungefähr