Verbotener Kuss

dass sie uns brauchten, aber das änderte nichts daran, dass wir in ihren Augen nicht von reinem Blut waren.
    » Marcus hatte nie diese Einstellung zu… Halbblütern. «
    Ich hob die Schultern, denn plötzlich hatte ich keine Lust mehr zum Reden. » Dann liegt es wohl an mir. « Ich blickte auf und zwang mich zu einem schwachen Lächeln. » Also… zeigst du mir jetzt, was ich falsch gemacht habe? «
    » Was genau? « Seine Lippen wurden schmal.
    » Alles. «
    Endlich lächelte er, aber das übliche Wortgeplänkel, das unsere Trainingsstunden sonst begleitete, blieb aus. Seine direkten und förmlichen Anweisungen machten klar, dass er von mir enttäuscht war. Aber was sollte ich machen? Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Marcus in Wirklichkeit Chuck Norris war. Ich hatte die Beherrschung verloren. Ja und? Warum fühlte ich mich dann so miserabel?
    Auch nach dem Training konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, eine totale Versagerin zu sein. Nicht einmal dann, als Caleb Stunden später vor meiner Tür stand.
    Stirnrunzelnd trat ich beiseite und ließ ihn herein. » Du hast es wirklich drauf, dich in dieses Wohnheim zu schleichen, Caleb. «
    Er grinste selbstzufrieden, aber sein Lächeln verschwand, als er meine durchgeschwitzte Kleidung wahrnahm. » Heute ist Zaraks Party. Heute Abend. Weißt du noch? «
    » Verdammt. Nein. « Ich trat die Tür zu.
    » Dann machst du dich besser fertig. Ich meine, sofort. Wir sind sowieso spät dran. «
    Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, dass ich mich nicht danach fühlte, aber die Vorstellung, allein in meinem Zimmer vor mich hin zu schmollen, war auch nicht sonderlich unterhaltsam. Ich fand, dass ich nach diesem Tag einen lustigen Abend verdiente, und schließlich würden weder Aiden noch Marcus davon erfahren, wenn ich zu Zaraks Party ging. » Ich muss erst noch schnell duschen. Mach es dir gemütlich. «
    » Klar. « Er ließ sich auf die Couch fallen und griff nach der Fernbedienung. » Es werden eine Menge Reinblütige kommen. Solche, die dich noch nicht gesehen haben, seit du zurück bist. Natürlich wissen sie, dass du wieder da bist. Alle reden darüber. «
    Ich verdrehte die Augen, stieß die Tür zum Bad auf und zog mich aus. Ich machte mir keine Sorgen, Caleb könne hereinkommen. Das wäre für ihn nur so gewesen, als sähe er seine Schwester nackt. Ich bezweifelte, dass er meine besten Stücke sehen wollte. Als ich mich vor dem Spiegel umdrehte, erhaschte ich einen Blick auf ein Sammelsurium bläulicher Flecken, die meinen Rücken und meine Rippen überzogen. Igitt. Ich wandte mich ab.
    Im Wohnzimmer redete Caleb weiter. » Lea und Jackson haben sich heute gewaltig gestritten, am Strand, wo jeder sie beobachten konnte. War lustig. «
    Da war ich mir nicht so sicher. Nach einer schnellen Dusche trocknete ich mir das Haar, bis es in einigermaßen akzeptablen Wellen herabfiel. Aber was sollte ich anziehen?
    » Wie weit bist du? Bei den Göttern, mir ist langweilig. «
    » Fast fertig. « Ich zog eine Jeans und ein Shirt hervor, obwohl ich am liebsten das nuttige kleine Schwarze angezogen hätte, das Caleb ausgesucht hatte. Aber durch den tiefen Rückenausschnitt wären meine blauen Flecken zu sehen gewesen.
    Als ich ins Wohnzimmer trat, stand Caleb auf. » Du siehst scharf aus. «
    Ich verzog das Gesicht. » Du findest die Klamotten scharf? «
    Lachend wandte er sich zur Tür. » Nein. «
    Bis wir am Rand des Campus auf andere Halbblüter trafen, hatte Caleb mir mit seiner endlosen Aufzählung, wer alles auf die Party käme, die schlechte Laune fast ausgetrieben. Immer wieder warf Caleb einem der Mädchen, das sich auf dem langen Fußweg über die Brücke zur Hauptinsel zu uns gesellt hatte, heimliche Blicke zu. Es war leicht, das Training und alles, was mir in den letzten Jahren gefehlt hatte, für eine Weile zu vergessen.
    Es fiel uns nicht schwer, an den Wachen vorbeizukommen. Keiner von ihnen erkannte mich. Und wenn doch, dann war es ihnen nicht wichtig genug, um mich wieder auf mein Zimmer zu schicken. Sie waren daran gewöhnt, dass die jungen Leute zwischen den beiden Inseln hin- und herpendelten, besonders im Sommer.
    » Wow. « Als wir an den Dünen entlanggingen, stieß eins der Mädchen hörbar den Atem aus. » Die Party ist wirklich schon voll im Gang. «
    Sie hatte recht. Sobald wir um die Kurve bogen, strömten Rein- und Halbblüter aus dem großen Strandhaus. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr bei Zarak gewesen. Wie bei Thea saßen seine Eltern im