Verbotener Kuss
liebsten hätte ich ihm einen Magenschwinger versetzt. Lucian interessierte sich nicht für Halbblüter.
» Welche Ratsregeln möchten Sie denn ändern? « Seth ließ Lucian nicht aus den Augen.
» Darüber sollten wir später reden, Seth. « Er winkte mir zu und warf mir wieder dieses unheimliche, eklige Lächeln zu. » Es ist ihr Schicksal, Ihre andere Hälfte zu sein. «
Seth wandte sich um und sah mich lange an. » Könnte wahrscheinlich schlimmer kommen. «
Okay, das machte mir jetzt echt Angst. » Was meinst du denn damit? «
» Ihr beide seid wie Puzzleteile. Ihr passt zusammen. Deine Macht wird seine nähren… und umgekehrt. « Lucian lächelte. » Es ist wirklich erstaunlich. Du bist seine andere Hälfte, Alexandria. Dir ist vom Schicksal bestimmt, mit ihm zusammen zu sein. Du gehörst ihm. «
Ich hatte das Gefühl, dass mir etwas Schweres die Brust zusammenpresste. » Oh. Oh. Nein. «
Seth warf mir einen finsteren Blick zu. » Du klingst, als empfändest du Ekel. «
Kürzlich, als ich den Drang verspürt hatte, ihn zu berühren, da hatte ich gedacht, es liege nur daran, was er verkörperte. War es möglich, dass es daran gelegen hatte, was wir verkörperten? Ich erschauerte. » Ekel? Es ist… abstoßend. Hört ihr euch eigentlich selbst reden? «
Seth seufzte. » Also, das ist jetzt wirklich beleidigend. «
Ich achtete nicht auf die Worte, achtete nicht auf ihn. » Ich gehöre niemandem. «
Lucian erwiderte meinen Blick, und ich war sprachlos, wie intensiv er mich ansah. » Aber so ist es. «
» Das ist verrückt! «
Seth warf die Lippen auf. » Wenn sie achtzehn wird, dann geht die Macht… ihre Macht auf mich über. «
» Ja. « Lucian nickte eifrig. » Sobald sie mit achtzehn die Palingenesis– das Erwachen– durchläuft, brauchen Sie sie nur zu berühren. «
» Und dann… « Er musste es nicht aussprechen. Wir wussten es alle.
Seth würde ein Göttermörder werden.
Er wandte sich an Lucian. » Wer weiß davon? «
» Marcus– und auch Alexandrias Mutter. «
Mir blieb fast das Herz stehen.
Seth warf mir mit undeutbarer Miene einen Blick zu. » Das erklärt, warum sie dem Covenant so nahe gekommen ist, obwohl die meisten Daimonen das nicht wagen würden. Aber warum? Ein Halbblut kann nicht verwandelt werden. «
» Warum will ein Daimon sonst einen Apollyon in die Hand bekommen? Schon jetzt besitzt Alexandria genug Äther, um ihn monatelang zu ernähren. « Lucian deutete auf mich. » Was wird Ihrer Meinung nach geschehen, wenn ihre Mutter sie erwischt, sobald sie die Palingenesis durchläuft? «
Ich traute meinen Ohren nicht. » Du glaubst, sie ist hier, um mich als Nahrungsvorrat zu missbrauchen? «
Er blickte auf. » Warum sollte sie sonst hier sein, Alexandria? Deswegen war ich gegen deine Rückkehr an den Covenant, genau wie Marcus. Es hatte nichts mit dem verpassten Unterricht oder mit deinem aufsässigen Verhalten zu tun. Möglicherweise hätten wir Rachelle bis zu deinem Abschluss nicht aufhalten können. Das Risiko war zu groß, dass du ihr gegenübertreten und bei der Erfüllung deiner Pflicht ins Schwanken geraten würdest. Ich kann nicht zulassen, dass ein Daimon einen Apollyon in die Hand bekommt. «
» Und, hat sich die Lage inzwischen verändert? « , fragte ich.
» Ja. « Lucian stand auf und legte mir die Hände auf die Schultern. » Da sie so nahe ist, werden wir sie finden. Du musst ihr nie gegenübertreten. Das ist eine gute Sache, Alexandria. «
» Eine gute Sache? « Ich stieß ein kratziges Lachen aus und schüttelte seine Hände ab. » Das ist alles verrückt und… krank. «
Seths Kopf fuhr zu mir herum. » Alex, du kannst das nicht einfach außer Acht lassen. Außer Acht lassen, was du bist. Was wir sind… «
Ich streckte die Hand aus, um ihm Einhalt zu gebieten. » Fang erst gar nicht damit an, Kumpel! Wir sind gar nichts. Es gibt kein wir, nicht heute und auch in Zukunft nicht. Okay? «
Er verdrehte die Augen. Mein Protest langweilte ihn offensichtlich.
Ich stahl mich rückwärts aus dem Raum. » Ich will ernsthaft nie wieder davon hören. Ich werde einfach so tun, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden. «
» Alex. Halt! « Seth trat auf mich zu.
Ich starrte ihn aufgebracht an. » Lauf mir nicht nach! Das ist mir ernst, Seth. Es ist mir egal, ob du mich durch die Luft schleudern kannst. Wenn du mir folgst, springe ich von einer verdammten Brücke und nehme dich mit. «
» Lassen Sie sie gehen! « Lucian wedelte anmutig mit der Hand.
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