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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ich aufwachte, fühlte ich mich wieder einigermaßen. Ich ging im Dunkeln aufs Klo, dann zurück in Doktor Farngräbers Büro und von dort aus in die Teeküche, um mir noch einmal Kaffee zu machen. Dabei machte ich auch Licht. Aber als ich hinüber in mein Büro ging, schaltete ich es wieder aus. Ich machte die Tür auf. Und sah ihn da stehen. Vor meinem Schreibtisch, leicht vorgebeugt. In dieser Glocke aus blauem Licht. Er las vom Bildschirm ab, was ich zuletzt geschrieben hatte.
    »Wenn er jetzt zur Tür hereinkäme, ich wäre erleichtert …«
    Die Diskette hatte er schon aus dem Laufwerk gezogen und eingesteckt.
    »Na, Herzblatt«, fragte er,«ausgeschlafen?«
    Es war, als ob ich kein Blut mehr im Leib hätte, nur Eisstückchen oder Schneeflocken. Den Umschlag hatte er auch gefunden, hielt ihn in der linken Hand, wedelte damit.
    »Hätte ich mir denken müssen, daß es hier ist«, sagte er,«jetzt fehlt uns nur noch der Stoff, aus dem die Träume sind. Wer hat ihn? Soll ich raten? Hätte ich schon früher drauf kommen können. Der gute Papa Kahneel, der konnte das Zeug doch bestimmt gebrauchen. Ich sag dir nur eins, Schätzchen. Wenn er es zu Brei gerührt und versucht hat, sich die Wände damit zu beschmieren, schneide ich ihm die Gurgel durch.«

    »Hat er nicht«, sagte ich. Und war froh, daß ich etwas sagen konnte, daß mir der Wahnsinn nicht auf die Stimme geschlagen war.
    »Mein Vater hat die Pakete nicht angerührt. Wir können sofort hinfahren und sie abholen. Ich habe meiner Mutter schon Bescheid gesagt, daß ein Nachbar kommt, um sie zu holen.«

    »Kluges Mädchen«, sagte er. Er grinste. Im blauen Licht sah es aus wie das Grinsen des Teufels. Er war ein Teufel.
    »Tut mir leid«, sagte er,«ich hatte mir das ein bißchen anders vorgestellt. Aber du hast zuviel Wirbel gemacht.«
    Dann hob er den rechten Arm. Da erst sah ich, daß er eine Pistole in der rechten Hand hielt. Ich drehte mich um und schrie:
    »Tu es nicht, Ulli! Tu es nicht.«
    Aber er tat es. Die erste Kugel ging an meinem Kopf vorbei. Ich fühlte den Luftzug. Dann bekam ich den Schlag gegen die Schulter. Und dann hörte ich dieses entsetzliche Klirren und bekam den Schlag in den Rücken. Und dann war alles vorbei, für mich jedenfalls. Das Klirren war die Tür zur Kanzlei, die Lutz Assenmacher mit seiner Schulter zerbrach. Ich kann mir das gut vorstellen, wie er sich dagegen warf. Mit hochgerissenem Arm, Rolle vorwärts durch die zerbrochene Scheibe, die Windjacke schützte ihn notdürftig vor hochstehenden Glassplittern. Er hat trotzdem was abgekriegt, sich den rechten Arm aufgeschnitten. Als er mich vor ein paar Tagen besuchte, trug er noch einen dicken Verband. Hat aber dennoch gut getroffen mit der rechten Hand. Kopfschuß, bevor Ulli mir einen verpassen konnte. Ulli war mit einem Schlüssel ins Haus und in die Kanzlei gekommen. Deshalb hatte ich nichts gehört. Hatte sich wohl mal samstags mein Schlüsselbund ausgeliehen und sich Schlüssel nachmachen lassen, für den Fall eines Falles, weil er nie etwas dem Zufall überließ. Aber dann habe ich ihm seine schönen Pläne über den Haufen geworfen mit meiner Geschichte vom Unfall, der keiner war. War ja auch keiner. Es war Mord an dem einzigen Freund, den er hatte. Sie haben meinen Brief bei ihm gefunden. Die paar Zeilen an meine Eltern, die er mir diktierte, als ich gerade bei ihm eingezogen war. Liebe Eltern, ich weiß, daß Ihr nicht verstehen könnt, was ich getan habe. Es tut mir leid, daß ich Euch das antun muß. Aber ohne Ulli will ich nicht mehr leben. Ein Abschiedsbrief! Ein Brief, wie ihn Selbstmörder schreiben. So hatte er das wohl ursprünglich geplant. Seinen eigenen Tod inszenieren, wenn ihm der Boden unter den Füßen zu heiß wurde. Einen Freund über die Klinge springen lassen, der ihm ein bißchen ähnlich sah, der sich als verbrannte Leiche nur in einem Punkt von ihm unterscheiden konnte, durch eine Zahnbrücke im Oberkiefer. Einer, der blöd genug war, seinen Führerschein abzugeben für den Kurier, der geschäftlich auf sein Auto angewiesen war, vielleicht auf Befehl von oben. Aber wer weiß, vielleicht hat Rene Link ihm auch noch gerne den Gefallen getan. Er hatte zu der Zeit kein Auto. Und Ulli mit seinen tollen Schlitten. Seinen neuen haben sie in der Nähe der Kanzlei gefunden, den Renault Safrane mit einigen Extras. Den mußte er an dem Freitag irgendwo an der Strecke abgestellt haben, da brauchte er nur noch umsteigen, nachdem er das Autowrack angezündet

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