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Verbrannte Träume.

Verbrannte Träume.

Titel: Verbrannte Träume. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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hatte, und zurück zu Marcia fuhr. Er hatte was mit ihr, seit Jahren schon. Deshalb frage ich mich, warum ausgerechnet ich? Warum hat er nicht sie geheiratet? Es wäre doch alles viel einfacher gewesen. Keine Geheimniskrämerei, kein Versteckspiel. Marcia wußte Bescheid. Sie hätte ihm die Wohnung warmhalten können, damit er in Ruhe seinen Kram rausholen konnte. Sie hätte auch seine Lebensversicherung kassieren können. Lutz Assenmacher meint, Ulli hätte Marcia nicht getraut. Kann sein. Aber ich vermute, sie war ihm nicht ordentlich genug für seinen Palast. Sie raucht! Und er hätte eine Weile mit ihr zusammen in seiner Wohnung leben müssen. Freitags heimkommen in eine verqualmte Bude, Zigarettenasche auf der Auslegware oder der Polstergarnitur. Das entsprach nicht seiner Vorstellung vom gepflegten Heim. Deshalb mußte ein dummes Huhn die Rolle der trauernden Witwe übernehmen. Nach dem furchtbaren Tod ihres Mannes wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an eine gute Freundin. Wenn ich mich nicht bei ihr gemeldet hätte, hätte Marcia mich angerufen. Versucht hat sie es. An dem Samstag morgen. Bei meinen Eltern. Damit hatten sie gerechnet, daß ich zu Mama flüchtete. Aber sie wußten genau, daß ich mit meinen Eltern nicht gut auskam. Und sie dachten, daß ich bestimmt gerne das Angebot einer netten, freundlichen, verständnisvollen Frau annähme, für ein paar Tage zu ihr zu kommen. Die verständnisvolle Frau hätte anschließend der Polizei erzählt, was ich ihr anvertraut hatte. Daß ich weg will, weit weg. Daß sie das Geld aus der Lebensversicherung meines Mannes auf ein Konto ins Ausland überweisen ließ. Daß ich mich nicht hatte aufraffen können, dem Geld hinterher zu reisen. Daß ich mich mit Schlaftabletten vergiftete. Dann hätte mein Vater einen Kopfstand machen können, wenn er von Ullis Lebensversicherung erfahren hätte. Die halbe Million wäre futsch gewesen, zusammen mit Marcia und ihrem Lover auf den Malediven. Es war ein perfekter Plan. Und dann kam ich ihnen mit einem Schwerverletzten und der Polizei. Außerdem dachten sie, daß ich mit Lutz Assenmacher unter einer Decke steckte. Daß er sich schon vorher an mich rangemacht hätte. Daß ich Marcia belog, als ich sagte, ich würde ihn nicht kennen, war klar. Woher hätte ich den Namen kennen sollen, wenn ich den Mann nicht kannte. Und sie wußten nicht, wer er war, was er von Ulli wollte. Einen Job? In die Organisation eingeführt werden? Genau das! Und er war doch von der Polizei. BKA. Bei großen Organisationen, die bundesweit operieren, können die örtlichen Behörden nicht viel ausrichten. Sie wollten die Köpfe, haben sie leider nicht gekriegt. Ulli hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und ich gleich noch einen. Ja, und jetzt … Jetzt liege ich hier. Nein, jetzt sitze ich hier. Sitzen kann ich wieder. Und muß froh und glücklich sein, daß ich mit ein paar scheußlichen Narben davongekommen bin. Meine Großmutter, sie ist schon lange tot, aber früher, als ich noch klein war, sagte sie oft:
    »Wer mit großen Hunden pinkeln will, muß sein Bein sehr hoch heben können.«
    Ich wußte damals nicht, wie sie das meinte. Heute weiß ich es. Und ich dachte, ich könnte es, das Bein sehr hoch heben. Ich dachte, ich könnte es genauso machen wie Ulli. Das war Größenwahnsinn! Ulli war einmalig. Das war er wirklich. Wenn es nicht so entsetzlich wäre, könnte ich vielleicht darüber lachen, wie er versucht hat, alle Welt auszutricksen. Geschafft hat er es nicht. Nicht einmal er. Wie konnte ich mir da einbilden … Ich habe es nicht mal geschafft, die Fünfzigtausend zu behalten. Die Polizei hat sie beschlagnahmt. Die Beerdigung mußte doch Ullis Tante bezahlen. Ich war nicht dabei. Als Ulli begraben wurde, sah es noch so aus, als könnten sie mich wenig später neben ihn legen. Ob die Lebensversicherung zahlt, ist fraglich. Doktor Farngräber will sich darum kümmern. Er meint, sie müssen zahlen, nicht für Unfalltod, aber wenigstens die Summe, auf die abgeschlossen wurde. Eine Viertelmillion. Ich glaube nicht, daß ich sie kriege. Sie werden schon irgendeinen Dreh finden, um sich vor der Zahlung zu drücken. Sie finden immer einen Dreh. Unter dem Strich ist nichts geblieben. Geld weg, Wohnung nicht mehr finanzierbar, Mann tot. Noch ein halbes Jahr bis zur Abschlußprüfung und das kleine Zimmer bei meinen Eltern. Aber wen interessiert das? Ein dummes Huhn, ein kleiner Dorftrampel, der am großen Leben lecken wollte. Und ein

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