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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hier auf diese Weise in meine Privaträume
hereinzuplatzen? Gehört es zu Ihren Gewohnheiten, ohne anzuklopfen in ein
Zimmer zu treten?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber wenn
solche Resultate zu erwarten sind, lohnt es sich, das zur Gewohnheit werden zu
lassen.«
    Ich blickte mich aufmerksam im
Zimmer um — Pierce war entweder unter dem Bett oder im Kleiderschrank, oder er
war gar nicht da. Das ist die Sorte einfacher Schlußfolgerungen ,
die zu ziehen ich jederzeit in der Lage bin — vorausgesetzt, es handelt sich um
ein Zimmer mit einem Bett, einem Kleiderschrank und keinem anderen Möbelstück,
in dem sich irgend etwas Größeres als ein Schoßhund
verstecken läßt.
    »Ich suche nach einem Ihrer
Freunde«, sagte ich, »namens Pierce.«
    »Edward«, sagte sie eifrig.
»Wollen Sie sagen, man hat ihn freigelassen — er ist doch gar nicht angeklagt
worden?«
    »Nun — ja und nein«, sagte ich.
    »Sie sind wundervoll,
Lieutenant«, sagte sie erregt. »Sie gingen zu Dufay und haben die Wahrheit aus
ihm herausgeholt, nämlich daß er diese Mädchen umgebracht hat! Ich weiß es! Sie
sind ein Genie, und ich könnte Sie küssen — und das werde ich auch tun!«
    Bevor ich sie aufhalten konnte —
nicht daß ich es versucht hätte — , warf sie die Arme um meinen Hals und küßte
mich leidenschaftlich. Ich küßte sie wieder — leidenschaftlich. Es schien mir
die einzige faire Möglichkeit.
    Da standen wir nun und küßten einander — leidenschaftlich. Und da hätten wir, was
mich anbetraf, bis zur Mitte der folgenden Woche gestanden, aber wie immer
wurde ich unterbrochen.
    »Immer sachte, Lieutenant«,
sagte Pierces Stimme hinter mir. »Versuchen Sie nicht, an Ihre Pistole zu
gelangen — wenn Sie das tun, schieße ich ein Loch mitten durch Sie hindurch!«
    »Ich vertraue Ihnen ein
Geheimnis an, Pierce«, sagte ich. »Unter einem Smoking trage ich niemals eine
Pistole — es verdirbt die Linie!«
    »Was das anbelangt, so gehe ich
kein Risiko ein«, sagte er.
    Miss Bannister betrachtete mich
verächtlich. »Vermutlich haben Sie gedacht, wir würden irgendwelche Dummheiten
machen, so zum Beispiel, daß sich Edward hinter der Tür oder unter dem Bett
verstecken würde!«
    »So ähnlich«, bestätigte ich.
»Woher ist er denn gekommen?«
    »Das Zimmer gegenüber ist
leer«, sagte sie und lächelte triumphierend. »Edward hat dort gewartet. Wir
wußten, Sie würden kommen, sobald er frei war. Also warteten wir auf Sie — wir
brauchen Sie dringend, Lieutenant.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt«,
sagte ich. »Es ist so selten, daß jemand einen Polizeibeamten braucht.«
    »Wir brauchen einen«, sagte sie
ruhig. »Sie werden sozusagen unser Paß sein, mit dessen Hilfe wir hier hinaus
und über die Staatsgrenze kommen.«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte
ich sie.
    »Durch das hier«, sagte Pierce
und stieß mich schmerzhaft mit dem Revolver.
    »Woher haben Sie das Ding?«
fragte ich.
    »Sie können das natürlich nicht
sehen, Lieutenant«, sagte er. »Das habe ich vergessen. Es ist mein Eigentum — Sie
erinnern sich doch sicher?«
    Daß es mir eiskalt über den
Rücken lief, lag nicht am Grusel vor schwarzer Magie. »Haben Sie das Ding
jemals abgeschossen?« sagte ich mit erstickter Stimme.
    »Nein«, sagte er. »Der Revolver
enthält nur diese eine Patrone. Erinnern sie sich, Lieutenant?«
    »Ich erinnere mich sehr wohl«,
japste ich. »Und es bedarf nur eines leichten Drucks auf den Abzug. Holen Sie
bloß nicht plötzlich tief Luft oder so was!«
    »Solange Sie tun, was man sie
heißt, Lieutenant«, sagte er gelassen, »werde ich nicht abdrücken.«
    »Ich gehe jede Wette ein, daß
die Kugel sowieso in keinem Fall den Lauf verlassen würde«, sagte ich, nicht im
geringsten überzeugt oder überzeugend. »Wahrscheinlich gibt es einen Krepierer . — Wie, glauben Sie, würden Sie wohl ohne Gesicht
aussehen, Pierce?«
    Miss Bannister warf mir einen
gehässigen Blick zu. »Wenn ich daran denke, wie Sie auf dieser Bühne gestanden
und das Blaue vom Himmel heruntergelogen haben«, sagte sie. »Allen haben Sie
erzählt, Edward sei der Mörder und bereits unterwegs zur Polizei, während Sie
ihn die ganze Zeit über in der Heizung eingesperrt hielten!«
    »Das bringt mich auf einen
Gedanken«, sagte ich. »Edward — Sie haben nichts dagegen, wenn ich Sie Edward
nenne, oder? Schließlich stehen wir uns im Augenblick ja ziemlich nahe.«
    »Ich habe nichts dagegen«,
sagte er. »Was ist?«
    »Wie sind Sie aus der

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