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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gern meine
Radierungen ansehen, Lieutenant?«
    Sie beugte sich zu mir herüber,
und wieder stieg milder Duft ihres Parfüms in die Nase. Ich ertappte mich bei
der Überlegung, wie hübsch es wäre, alle fünf gerade sein und mich von jenem
Duft einfach davontragen zu lassen.
    Der Morgenrock hatte einen
eigenen Schwung, als sie näher auf mich zutrat und ihre kleinen spitzen Brüste
Muster in die Seide drückten. Ich ertappte mich dabei, mich zu fragen, wozu ich
es eigentlich so eilig hatte. Nancy Ritter und Jean Craig war nun nicht mehr zu
helfen — und ein paar Stunden würden ihnen nichts ausmachen. Während für mich...!
    »Lieutenant!« brüllte eine
heisere Stimme vom anderen Ende des Korridors her. Sie platzte in mein Bewußtsein und zerstörte die Faszination des Parfüms und
der schimmernden Seide.
    Ich drehte mich um und sah Polnik , der mir vom anderen Ende des Korridors aus
zuwinkte.
    »Verdammt!« sagte Caroline Partington in einem Ton, der wenig ladylike war. »Sie müssen eine Art Notsignal eingebaut haben, das jedesmal ,
wenn Ihre Temperatur einen gewissen Punkt übersteigt, ein Klingelzeichen gibt,
worauf Ihre Gefolgsleute zu Ihrer Rettung herbeigeprescht kommen.«
    »Das liegt nur daran, daß die
Vorsehung über mir wacht. Es ist so, wie Miss Tomlinson sagt: >Wenn man
genügend kalte Bäder nimmt...<«
    »Sie werden Lungenentzündung
bekommen«, sagte die Blonde kalt. »Wenn man bedenkt, daß ich bisher noch nie
einen Patienten durch Lungenentzündung verloren habe. Hoher Blutdruck
vielleicht — aber Lungenentzündung niemals.«
    »Nun, ich bin schon weg.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Ich verpaßte die Gelegenheit zu einer schlagfertigen Antwort und eilte den Korridor entlang
auf den wartenden Polnik zu, der mit hervorquellenden
Augen dastand.
    Seinem Gesichtsausdruck nach
gab es noch mehr Scherereien. »Erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, irgend jemand habe den gesamten ersten Stock abgemurkst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich
bin noch nicht oben gewesen. Sie haben mich weggeschickt, um nachzusehen, ob Slade den Burschen mit den modischen Hosen in den
Heizungsraum gebracht hat.«
    »Und?«
    »Sie hatten recht. Er hat ihn
dorthin gebracht. Er ist noch dort.«
    »Dufay?«
    Polnik schluckte mühsam und
schüttelte den Kopf. » Slade .«
    Ich stöhnte. »Und die anderen?«
    »Die Tür ist weit offen, und
der Heizungsraum ist leer. Jemand hat Slade eines
hinters Ohr gegeben, und er liegt jetzt auf dem Boden und schläft sich aus.«
    »Lebt er noch?«
    Der Sergeant nickte.
»Ausgegangen wie eine Kerze, aber er lebt noch.«
    »Na schön, man kann nicht alles
haben«, sagte ich. »Und die übrigen — Mephisto, Spike und die beiden Lehrer — alle
weg?«
    »Weit und breit keine Spur.
Inzwischen werden ihre Pfade in jede Windrichtung führen.«
    Ich überlegte. »Vielleicht.
Vielleicht auch nicht. Mephisto und Spike werden wahrscheinlich nicht aufhören
zu rennen, bevor sie den Pazifischen Ozean erreicht haben, und dort werden sie
nur anhalten, um tief Luft zu holen, bevor sie hineintauchen. Die beiden haben zuviel Dreck am Stecken.«
    Polnik runzelte die Stirn. »Und die
Lehrer?«
    »Sie haben Frauen, die ihr
Dasein beherrschen, und diese Frauen sind hier. Ich vermute, daß sie sich nicht allzuweit von diesen Damen entfernen werden. Ich gehe
jede Wette ein, daß sich Dufay im Augenblick hinter Miss Tomlinsons Röcken
versteckt.«
    »Miss wer?«
    »Die mit dem sauberen Gemüt und
dem einfach grandiosen Sinn für Humor.«
    »Ach das.«
    »Suchen Sie das«, sagte ich.
»Wenn Sie das finden, sollten Sie auch Dufay finden. Ich werde Pierce suchen.«
    »Okay, Lieutenant.« Er
schüttelte den Kopf. »Dieser Job unterscheidet sich todsicher von dem, was ich
mir darunter vorgestellt habe, als ich in die Polizei eingetreten bin.«
    »Wieso?«
    »Ich dachte, wenn man
Polizeibeamter wäre, könnte man wenigstens auf eines mit Sicherheit rechnen.«
    »Auf Plattfüße?«
    »Nein, auf Respekt.« Er blickte
mich betrübt an. »Ich hätte nie gedacht, daß ich meine ganze Zeit damit
zubringe, hinter Weiberröcken nach Verbrechern suchen zu müssen.« Er schnaubte.
»Und hinter den Röcken, die die meisten der Mädchen tragen, könnte man noch
nicht mal einen Zwerg verstecken.« Er wanderte vor sich hinbrummend den Korridor hinab.
    Wenn ich mit der Annahme recht
hatte, daß Polnik Dufay hinter Miss Tomlinsons Röcken
versteckt vorfinden würde, so würde ich Pierce in entsprechender Situation bei
Miss Bannister

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