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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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verdammt! – im Anschlag, und was er sagte, war lächerlich: »Sir, würden Sie bitte aussteigen?« Sir!
    »Haben wir irgendwas falsch gemacht, Officer?« fragte Zack, und seine Stimme klang viel jünger und kleinlauter als sonst.
    »Steigen Sie bitte einfach aus dem Wagen, Sir.«
    Also stieg Zack aus, ein bisschen zittrig vor Nervosität, und der Bulle setzte die entsetzliche, groteske Parodie höflichen Verhaltens fort, indem er um seinen Ausweis bat. Im Wagen sank Woody jammernd an der Beifahrertür in sich zusammen, während Ralph unwillkürlich auf das Springmesser starrte, das auf dem Armaturenbrett lag und in all dem Licht so groß wie ein Bajonett wirkte.
    Zacks Führerschein wurde an einen anderen Polizisten weitergereicht, und dann näherten sich weitere, ebenfalls schwerbewaffnete Polizisten dem Wagen und forderten Woody und Ralph auf, auszusteigen, was die beiden auch taten. Woody weinte jetzt nicht mehr, sondern stand nur da und zitterte wie ein Pferd auf dem Weg zur Hundefutterfabrik.Ralph dagegen sah sich trotz allem um und versuchte, etwas zu erkennen.
    Weitere Sirs , weitere Bitten um Ausweise, weitere Führerscheine, die in die Dunkelheit hinter all dem Licht gereicht wurden. Dann die Durchsuchung. Würden Sie sich bitte zum Wagen umdrehen, Sir ? Würden Sie bitte die Hände auf das Wagendach legen, Sir ? Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten, Sir ? Weiter auseinander, Sir . Vielen Dank, Sir .
    Sie wurden abgetastet. Nichts. Sie durften sich wieder normal hinstellen und fühlten sich ein bisschen besser. Gott sei Dank waren die beiden Pistolen in den Reisetaschen im Kofferraum.
    »Würden Sie bitte den Kofferraum öffnen, Sir?«
    Sie starrten einander an – sie waren ertappt, geliefert –, und in diesem Augenblick trat ein weiterer Bulle aus der Dunkelheit ins Licht und sagte: »Wer von euch ist Quindero?«
    Das war eine Ablenkung von der Frage nach dem Kofferraum. Aber war das gut oder schlecht? »Ich«, sagte Ralph und hob wie ein Schuljunge die Hand. »Ralph Quindero.«
    Der Polizist war etwas älter als die anderen, und er trug weder eine Uniform noch hatte er eine Waffe in der Hand. Es war schwierig, etwas zu erkennen, denn bei dem grellen Licht sah man weder die Gesichtszüge noch die Miene der einzelnen Männer, aber dennoch hatte Ralph das Gefühl, dass es in diesem Gesicht nicht viel gab, was er mögen konnte. Der Zivilbulle sagte mit gleichmütiger Stimme: »Sie sind aus Memphis?«
    »Ja, Sir.«
    »Kennen Sie eine Mary Quindero?«
    Woody machte das seltsamste Geräusch, das Ralph je gehört hatte: Es klang, als würde eine Fliegengittertür zertrümmert oder so ähnlich. Ralph sah ihn an, während Woody sichmit hängenden Armen auf die Knie sinken ließ. Was war hier los?
    »Sir? Kennen Sie eine Mary Quindero?«
    »Sie ist meine Schwester«, sagte Ralph. »Was ist mit ihr?«
    Der Zivilbulle wandte sich an die Uniformierten. »Nehmt sie mit«, sagte er und verschwand in der Dunkelheit, und Woody begann zu winseln wie ein Hund, wenn jemand gestorben ist.

NEUN
    Dwayne war in Archibalds Suite und wartete. Eigentlich wollte er nicht dort sein, doch hätte er in seinem eigenen Zimmer gewartet, dann hätte Archibald alle fünf Minuten angerufen, und darum war es besser, hier zu sein und die Annehmlichkeiten dieser Suite zu genießen. Er hatte Calavecci diese Telefnonnummer gegeben und ihm gesagt, er solle sich melden, wenn es etwas Neues gab, auch wenn das bedeutete, dass er Tina ertragen musste, die ununterbrochen in einem engen Kleid auf und ab ging wie eine Straßennutte und dabei ihre strammen Beine zeigte.
    Auch Archibald ging auf und ab, blieb aber gelegentlich stehen, um das Telefon anzustarren, als hätte es ihn irgendwie im Stich gelassen. »Warum rufen die nicht an?«
    »Weil es nichts zu berichten gibt«, vermutete Dwayne.
    Tinas Stimme triefte von Mitgefühl, als sie sagte: »Wie wär’s mit einer Massage, Will? Komm mit ins Schlafzimmer, dann massiere ich dich ein bisschen.«
    Dwayne wusste nur zu gut, was sie damit meinte, aber Archibald war vom Verlust des Geldes zu sehr in Anspruch genommen, um auf das Angebot seiner Dirne einzugehen. »Nein, ich kann keinen klaren Gedanken fassen«, sagte er. »Leg du dich hin, Tina, ich komme später nach.«
    »Nein, ich will bei dir warten«, sagte sie.
    Was war das hier? In mancherlei Hinsicht wirkte es wie eine Totenwache: Man saß herum und war höflich, weil eseinen Todesfall in der Familie gegeben hatte. Nein, mehr noch: Es

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