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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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am falschen Ort sein würde. Dessen Intelligenz gerade ausreichte, um in Schwierigkeiten zu geraten.
    Was machte man mit solchen Leuten? In seiner Zeit bei den Marines hatte Dwayne mit einigen davon zu tun gehabt, und sie waren ein echtes Problem gewesen. Sie waren nicht bösartigoder gemein, sie waren bloß geborene Versager, die dauernd Mist bauten und dabei alle in ihrem Umkreis in Gefahr brachten. Die einzige Hoffnung war ein Krieg: Dann schickte man sie auf Patrouille, bis sie nicht mehr zurückkehrten.
    Doch ein Krieg würde Ralph Quindero nicht mehr helfen. Er kam, begleitet von einem Polizisten, in das Vernehmungszimmer geschlurft, wo Calavecci ihn anwies, sich auf den Stuhl zu setzen, von dem Dwayne soeben aufgestanden war, um als Beobachter in der Ecke auf dem Stuhl der Stenografin Platz zu nehmen. Quindero warf ihm einen neugierigen Blick zu, doch Calavecci war offensichtlich derjenige, der das Sagen hatte, und Quindero tat, was Clowns seines Schlages immer taten, wenn es zu spät war: höflich sein. Kooperativ sein. Sich einschmeicheln.
    Als Calavecci und Quindero einander gegenüber am Tisch saßen, während Dwayne von der Ecke aus zusah und der uniformierte Polizist an der Tür lehnte, sagte Calavecci: »Tja, Ralph, Sie sind ein richtiger Glückspilz.«
    Quindero machte zu Recht ein verwirrtes Gesicht. »Tatsächlich?«
    »Absolut«, sagte Calavecci. »Was liegt gegen Sie vor? Pizza essen auf einem Parkplatz? Das ist kein Verbrechen.«
    Quinderos krummer Rücken streckte sich ein wenig – die Hoffnung richtete ihn auf. »Stimmt«, sagte er, und seine Stimme klang fast ehrfurchtsvoll.
    »Da wären natürlich noch die Pistolen im Kofferraum«, sagte Calavecci. »Aber die gehören nicht Ihnen, hab ich recht?«
    »Nein, Sir. Die gehören mir nicht.«
    »Ebenso der Wagen. Der gehört Zack, also sind die Waffen sein Problem.«
    »Ja, Sir!«
    »Natürlich«, sagte Calavecci, »strenggenommen …« Er hielt inne und grinste. Es war ein gemeines, verschlagenes kleines Grinsen.
    Die Hoffnung geriet ins Straucheln. Quindero rutschte auf dem Stuhl herum. »Strenggenommen?«
    »Na ja«, sagte Calavecci, »da wäre die Sache mit dem Überfall im Stadion.«
    Quindero blinzelte verwirrt. »Aber damit habe ich nichts zu tun. Wir haben … wir haben niemand überfallen.«
    »Aber Sie wussten, dass ein Überfall geplant war«, sagte Calavecci. »Deswegen sind Sie hergekommen: weil Sie wussten, dass ein Überfall stattfinden würde. Und das Problem ist, dass Sie uns nichts davon gesagt haben. Sie wussten, dass ein Verbrechen verübt werden würde, und haben nicht die Polizei verständigt – das nennt man Beihilfe. Wie gesagt: strenggenommen. Nur für den Fall, dass wir Ihnen das Leben schwermachen wollen.«
    Quindero wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Wieder warf er einen Blick in Dwaynes Richtung, dann sagte er zu Calavecci: »Warum wir hergekommen sind? Wir wollten bloß –«
    »Vorsicht, Ralph«, unterbrach ihn Calavecci. »Sagen Sie jetzt nichts, was mich auf den Gedanken bringen könnte, dass Sie den Schlaumeier spielen wollen.«
    »Nein, Sir, nein, ich will ja bloß eine Aussage machen.«
    »Sehr schön. Das hat Ihr Kumpel Woody übrigens auch getan. Er singt wie ein Vögelchen, und wir haben alles auf Video. Er hat uns gesagt, was Sie hier vorhatten.«
    »Woody?« Man sah, dass Quindero versuchte herauszufinden, woher die Kugel kam, damit er ihr ausweichen konnte. Oder es jedenfalls versuchen konnte.
    »Also«, sagte Calavecci, »Tom Carmody hat bei dem Überfallgeholfen. Das wissen wir schon, denn er hat es uns im Krankenhaus erzählt. Und Tom war mit Ihrer Schwester befreundet. Sie heißt Mary, nicht?«
    »Meine Schwester … Ja, Mary. Aber sie hat mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun!«
    »Doch, hat sie. Tom hat Mary erzählt, was hier passieren sollte, und sie hat es Ihnen erzählt, und dann haben Sie und Ihre Freunde gedacht, Sie könnten doch mal herkommen und sehen, ob für Sie was dabei rausspringt, stimmt’s?«
    »Ja, äh … ja, doch. Aber Mary hat nichts damit zu tun.«
    »Immer mit der Ruhe, Ralph«, sagte Calavecci. »Die Sache ist die: Sie hatten vielleicht was Ungesetzliches vor, aber Sie haben noch nichts getan . Also haben Sie nichts zu befürchten – es sei denn, wir nehmen es ganz genau mit dieser Beihilfesache. Aber ich glaube, das wird nicht passieren«, fügte er hinzu und grinste Quindero an.
    Der grinste zögernd zurück und sagte: »Das freut mich. Danke.«
    Calavecci

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