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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nickte. »Immerhin brauchen wir Sie ja als Zeugen, denn gegen die anderen beiden, Woody und Zack, liegt jede Menge vor: illegaler Waffenbesitz, Beihilfe, Mord –«
    »Was?«
    »Ach, stimmt ja«, sagte Calavecci und schnippte mit den Fingern, »davon wissen Sie ja noch gar nichts. Trotzdem wird Ihre Aussage in diesem Punkt sehr wichtig sein.«
    »Aber es ist doch niemand getötet worden!« Ralphs Augen traten hervor, und man konnte seinen Atem deutlich hören.
    »Das stimmt nicht, Ralph«, sagte Calavecci. »Es ist sehr wohl jemand getötet worden. In einer Badewanne ertränkt. Und nach dem, was ich gehört habe, hat es ziemlich lange gedauert.«
    Erschrocken beugte sich Quindero vor und sagte, heftiggestikulierend: »Aber wir haben niemand umgebracht! Wir sind bloß hergefahren, haben geparkt und –«
    » Bevor Sie hergefahren sind. Wir könnten Sie auch dafür wegen Beihilfe drankriegen, aber ich glaube Ihnen, dass Sie von diesem Mord nichts wussten, also –«
    »Was für ein Mord? Es ist niemand ermordet worden!«
    »Ach, kommen Sie schon, Ralph«, sagte Calavecci und grinste amüsiert, »das können Sie sich doch selber zusammenreimen.«
    Das konnte Quindero tatsächlich, auch wenn er es nicht wollte. Dwayne betrachtete das Profil dieses jungen Dummkopfs, sah, wie er mit sich rang, den Kopf schüttelte, Worte halb aussprach, sie wieder zurücknahm. Als wäre das alles bloß ein geschmackloser Witz, sagte er schließlich: »Nein, das ist nicht wahr.« Und dann noch einmal, als bäte er um Gnade, um Anstand, um Menschlichkeit, um irgend etwas: »Nein, das ist doch nicht wahr, nein.«
    »Und Sie wissen auch, wer das Opfer war«, sagte Calavecci in beinahe schmeichelndem Ton. »Spucken Sie’s aus, Ralph. Sagen Sie mir den Namen.«
    Quinderos Mund stand offen. Seine großen Augen füllten sich mit Tränen. Er war außerstande, sich zu bewegen, zu atmen, zu blinzeln. Er brachte kein Wort heraus. Calavecci musterte ihn mit gespieltem Mitgefühl und sagte: »Ralph? Muss ich Ihnen wirklich auf die Sprünge helfen? Ach, kommen Sie schon, so blöd sind Sie doch nicht.«
    Dwayne erhob sich, womit er beide überraschte und die Spannung durchbrach. Er ignorierte Quindero, ging zum Tisch und nickte Calavecci zu. »Sie amüsieren sich zu gut«, sagte er. »Ich mache jetzt allein weiter. Das war doch das Seven Oaks Professional Building? Wo Sie diese Leute festgenommen haben?«
    Calavecci ließ sich nicht gern unterbrechen. Verärgert sagte er: »Was soll das heißen, Sie machen jetzt allein weiter?«
    Dwayne hatte ihm nichts mehr zu sagen. Er wandte sich ab und sah in Quinderos tränenüberströmtes Gesicht. »Halt den Mund, Junge«, sagte er, »bis du mit einem Anwalt gesprochen hast.« Dann ging er hinaus.
    Sie auf Patrouille zu schicken war wesentlich humaner.

ZEHN
    Als Bill Trowbridge erwachte, musste er dringend pinkeln. Außerdem hatte er sämtliche Zeitschriften ausgelesen, die diese Verbrecher ihm gnädigst erlaubt hatten in den Lagerraum mitzunehmen, als sie die Tankstelle überfallen hatten. Er hatte auf dem harten Boden etwas geschlafen, aber jetzt war er wach und musste aufs Klo, und zwar ausgesprochen dringend.
    Er hatte sich zusammengereimt, wer diese Leute sein mussten. Bevor er gestern nachmittag zur Arbeit gegangen war, hatten Radio und Fernsehen ständig über den Überfall im Stadion berichtet. Drei Männer hatten ihn verübt, hatte es geheißen, aber das war wohl ein Irrtum gewesen: Es waren zwei Männer und eine Frau. Und ausgerechnet hier versteckten sie sich.
    Was sollte er tun? Sie waren brutal und zu allem entschlossen, soviel war sicher. Bei dem Überfall hatten sie einen Mann so übel zugerichtet, dass er im Krankenhaus lag. Sie waren, wie es hieß, bewaffnet und gefährlich. Er konnte von Glück sagen, dass sie ihn bloß hier, bei den Batterien und Keilriemen, eingeschlossen hatten.
    Andererseits musste er pinkeln. Und er hatte keine Zeitschriften mehr, um sich abzulenken. Wer wusste schon, wie lange sie ihn hier gefangenhalten wollten oder ob es ihnen noch einfallen würde, ihn wieder herauszulassen, bevor sie verschwanden? Oder ob sie überhaupt vorhatten, ihn herauszulassen.Aus all diesen Gründen war Bill Trowbridge dabei, die Wände hochzugehen.
    Und zwar buchstäblich. Der Raum war schmal und tief, mit bis zur Decke reichenden Holzregalen zu beiden Seiten, auf denen alle möglichen Ersatzteile lagerten. In vier Metern Höhe, weit über der Hängelampe und daher in Dunkelheit getaucht, war

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