Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
eilte zurück zum Fenster, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie dieser verdammte Wagen wieder über den Parkplatz fuhr, so langsam und zögernd wie zuvor. Dann bog er auf die Straße ein und verschwand.
    Gut, dachte Liss. Ich weiß zwar nicht, wer ihr seid, aber ihr solltet euch lieber raushalten.

ACHT
    Zack saß noch immer am Steuer. Er verließ den Parkplatz und fuhr die ausgestorbene Straße entlang. »Alles für die Katz«, sagte Ralph. »Alles für nichts und wieder nichts.«
    »Wir geben nicht auf«, sagte Zack. Seit die Frau in dem Kombi ihn abgehängt hatte, gab er sich nicht mehr so großspurig, sondern war dafür ziemlich mürrisch, aber noch genauso entschlossen.
    Als sie aus dem Motel gekommen und zielstrebig zum Wagen gegangen war, hatten die drei sich aufgesetzt, sogar Woody, der seit Stunden schmollte. Anfangs hatte ihnen gefallen, dass sie es eilig zu haben schien und etwas zu schnell fuhr. Das bedeutete, dass Schwung in die Sache kam, dass endlich etwas passierte.
    Sie hatten im Radio von dem Raub gehört – eine halbe Million! – und wussten, dass die Räuber unerkannt entkommen waren. Sie liefen noch immer frei herum. Und diese Frau in dem Kombi würde sie geradewegs zu ihnen führen.
    Doch leider tat sie das nicht. »Scheiße«, sagte Zack irgendwann. »Sie hat was gemerkt.«
    »Verdammt«, sagte Woody. »Ich wusste doch, dass was schiefgeht.« Sein kurzes Stimmungshoch war schon wieder vorüber.
    Ralph beugte sich wieder vor und legte die Arme auf die Lehnen der Vordersitze. »Vielleicht hat sie ja doch nichts gemerkt«, sagte er. »Woher willst du das überhaupt wissen?«
    »An diesem Block sind wir schon mal vorbeigefahren«, sagte Zack wütend und genervt, »und da vorn abgebogen.«
    Einen halben Block vor ihnen fuhr die Frau sehr schnell und abrupt nach rechts in eine Seitenstraße, so dass der schwere Kombi sich stark nach links neigte. Zack fuhr so schnell er konnte, allerdings nicht ganz so schnell wie die Frau, und als sie ebenfalls in der Seitenstraße waren, kam ihnen, es war nicht zu fassen, der Kombi entgegen!
    Wie hatte sie das gemacht? Sie war scharf rechts abgebogen und hatte auf der unglaublich engen Straße sofort gewendet. Alle drei starrten sie an, doch sie tat, als wären sie gar nicht vorhanden. Eine gutaussehende Frau, das Gesicht in das dramatische Rot der Armaturenbeleuchtung getaucht, das Kinn entschlossen gereckt, den Blick starr geradeaus gerichtet, während sie vorbeiraste.
    Ralph drehte sich um und sah ihr durch die Heckscheibe nach. Sie jagte in so hohem Tempo, dass die Reifen Schleuderspuren auf dem Asphalt hinterließen, nach links um die Ecke, zurück dorthin, woher sie gekommen waren. Und als Zack endlich gewendet und sie die Kreuzung erreicht hatten, war sie natürlich längst verschwunden.
    Dennoch fuhr Zack weiter in die Richtung, in der er sie vermutete, und sie stritten sich darüber, was das Manöver zu bedeuten hatte und was sie jetzt tun sollten. »Da wird nichts mehr draus«, sagte Woody immer wieder. »Alles geht schief und wird immer schlimmer. Wir hätten uns nie darauf einlassen sollen – wir sind eben Versager, das ist alles. Versager.«
    »Halt’s Maul.« Zack umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er biss die Zähne zusammen, die Adern an seinem Hals traten hervor – er sah aus, als würde er gleich explodieren. Doch er schrie nicht. »Halt’s Maul, halt’s Maul, halt’s Maul.« Leise, ruhig, aber mit so vielNachdruck, dass Woody auf dem Beifahrersitz zu einem düster brütenden Klumpen zusammensackte.
    »Scheiße, Zack«, sagte Ralph, »wir haben sie verloren. Ich meine, sie ist weg.«
    »Dann werden wir sie eben wiederfinden.«
    »Wie?«
    »Beim Stadion. Da wollte sie hin, als sie uns bemerkt hat. Also fahren wir dahin.«
    Also fuhren sie dorthin, aber auch das brachte nichts. Dort war niemand, alles war dunkel und verschlossen. Der Parkplatz war leer bis auf einen Baucontainer am hinteren Ende, und auch der war abgeschlossen und leer. Nichts, niemand. Keine Spur aus Brotbröckchen. Schließlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als wieder wegzufahren. Über dem Wagen hing eine schwere graue Wolke aus Depression.
    »Was haben wir getan?« murmelte Woody, der vor Selbstmitleid den Tränen nahe war. »Was haben wir getan – für nichts und wieder nichts?«
    »Halt’s Maul , Woody.«
    »Was haben wir getan, was haben wir getan?«
    Ralph sah ihn stirnrunzelnd von der Seite an. »Wovon redest du?«
    »Er

Weitere Kostenlose Bücher