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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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erinnerte sich, daß für diesen Tag die Beerdigung Katerina Iwanownas angesetzt war, und freute sich, daß er ihr nicht beigewohnt hatte. Nastasja brachte ihm sein Essen; er aß und trank mit großem Appetit, fast mit Gier. Sein Kopf war frischer und er selbst ruhiger als in den letzten drei Tagen. Er wunderte sich sogar flüchtig über die früheren Anfälle der panischen Angst. Die Tür ging auf, und herein trat Rasumichin.
    »Aha! Er ißt, also ist er nicht krank!« sagte Rasumichin, nahm einen Stuhl und setzte sich an den Tisch, Raskolnikow gegenüber.
    Er war aufgeregt und bemühte sich nicht, es zu verbergen. Er sprach mit sichtbarem Arger, doch ohne Übereilung und ohne die Stimme besonders zu erheben. Man könnte meinen, daß er von einer besonderen und ausschließlichen Ansicht besessen sei.
    »Hör!« begann er entschlossen. »Ich kümmere mich den Teufel um euch alle, doch aus dem, was ich jetzt sehe, schließe ich, daß ich gar nichts verstehen kann; glaube, bitte, nicht, daß ich hergekommen bin, um dich auszufragen. Ich spucke darauf! Ich will es selbst nicht! Wenn du sogar selbst alles, alle eure Geheimnisse auskramen wolltest, würde ich vielleicht gar nicht zuhören, würde ausspucken und fortgehen. Ich bin gekommen, nur um persönlich und endgültig festzustellen, ob es wahr ist, daß du verrückt bist. Es besteht nämlich über dich die Meinung (irgendwo, bei irgend jemand), daß du vielleicht verrückt bist oder eine Anlage dazu hast. Offen gestanden, war ich auch selbst sehr geneigt, diese Ansicht zu verteidigen, erstens wegen deiner dummen und zum Teil gemeinen Handlungen (die durch nichts zu erklären sind), und zweitens wegen deines kürzlichen Benehmens gegen deine Mutter und Schwester. Nur ein Verbrecher und Schurke, wenn nicht ein Verrückter, hätte sie so behandeln können, wie du sie behandelt hast; folglich bist du verrückt ...«
    »Ist es lange her, daß du sie gesehen hast?«
    »Ich komme von ihnen. Und du hast sie seitdem nicht mehr gesehen? Wo treibst du dich herum? Sage es mir, bitte, ich war schon dreimal bei dir. Deine Mutter ist seit gestern ernstlich krank. Sie wollte unbedingt zu dir kommen; Awdotja Romanowna versuchte sie davon abzuhalten; sie wollte aber auf nichts hören. ›Wenn er krank ist,‹ sagte sie, ›wenn ihm der Wahnsinn droht, wer kann ihm dann helfen, wenn nicht seine Mutter?‹ So kamen wir alle her, denn wir konnten sie doch nicht allein gehen lassen. Bis zu deiner Tür flehten wir sie an, sich zu beruhigen. Wie wir hereinkamen, warst du nicht da; hier auf diesem Platz hat sie gesessen. Zehn Minuten saß sie da, und wir standen schweigend vor ihr. Endlich stand sie auf und sagte: ›Wenn er ausgehen kann, so ist er gesund und hat seine Mutter vergessen; es ist beschämend für die Mutter, vor seiner Schwelle zu stehen und um ein freundliches Wort wie um Almosen zu betteln.‹ Sie kam nach Hause und legte sich hin: jetzt liegt sie im Fieber. Sie sagt: ›Ich sehe jetzt, daß er für die Seine Zeit hat.‹ Mit › Seine ‹ meint sie – Ssofja Ssemjonowna, deine Braut oder Geliebte, – ich weiß es nicht. Ich ging sofort zu Ssofja Ssemjonowna, denn ich wollte alles erfahren, Bruder; – ich komme hin und sehe: ein Sarg steht da, die Kinder weinen. Ssofja Ssemjonowna probiert ihnen Trauerkleidchen an. Du bist nicht da. Ich sah mich um, entschuldigte mich und ging fort, und so berichtete ich es auch Awdotja Romanowna. Alles ist also Unsinn, es gibt gar keine › Seine ‹, es ist also am ehesten Wahnsinn. Da sitzt du aber da und frißt gekochtes Fleisch, als hättest du drei Tage nichts gegessen. Die Verrückten essen allerdings auch; du hast mir zwar noch kein einziges Wort gesagt, aber du bist ... verrückt. Also hol euch alle der Teufel, denn es steckt irgendein Geheimnis, ein Rätsel dahinter, und ich bin nicht geneigt, mir über eure Rätsel den Kopf zu zerbrechen. Ich bin nur so heraufgekommen, um zu schimpfen«, schloß er und stand auf. »Um mir das Herz zu erleichtern; ich weiß aber, was ich jetzt tun soll!«
    »Was willst du denn jetzt tun?«
    »Was geht es dich an, was ich jetzt tun will?«
    »Paß auf, da fängst noch zu trinken an!«
    »Woher ... woher weißt du das?«
    »Auch eine Frage!«
    Rasumichin schwieg eine Weile.
    »Da warst immer ein sehr vernünftiger Mensch und bist niemals, niemals verrückt gewesen«, bemerkte er plötzlich erregt. »Das stimmt: ich fange zu trinken an! Leb wohl!«
    Und er schickte sich an, zu gehen.
    »Ich habe

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