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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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als wie wenn ich es ihm gäbe. Außerdem haben Sie doch Amalia Iwanowna versprochen, die Schuld zu bezahlen, ich habe es selbst gehört. Was nehmen Sie auch, Ssofja Ssemjonowna, so unüberlegt solche Verträge und Verpflichtungen auf sich? Katerina Iwanowna schuldete dieser Deutschen das Geld, und nicht Sie, spucken Sie doch auf die Deutsche! So kann man auf der Welt nicht fortkommen! Nun, und wenn Sie jemand nach mir oder über mich befragt, – morgen, übermorgen, – man wird Sie sicher fragen –, so sagen Sie nicht, daß ich heute bei Ihnen war, zeigen Sie auch das Geld nicht und erzählen Sie davon niemand. Nun, und jetzt – auf Wiedersehen! (Er erhob sich vom Stuhl.) Einen Gruß an Rodion Romanowitsch! Übrigens: Halten Sie vorläufig dieses Geld meinetwegen bei Herrn Rasumichin. Kennen Sie Herrn Rasumichin? Natürlich kennen Sie ihn. Ein ganz braver Bursche. Bringen Sie ihm das Geld morgen oder ... wenn die Zeit kommt. Vorläufig verstecken Sie es, so gut Sie können.«
    Ssonja sprang plötzlich vom Stuhl auf und sah ihn erschrocken an. Sie wollte ihm unbedingt etwas sagen, ihn etwas fragen, aber im ersten Augenblick wagte sie es nicht und wußte auch nicht, wie zu beginnen.
    »Sie wollen ... Sie wollen ... jetzt bei diesem Regen fortgehen?«
    »Nun, nach Amerika gehen und den Regen fürchten? ... He-he! Leben Sie wohl, liebe Ssofja Ssemjonowna! Leben Sie, und leben Sie lange, Sie werden anderen nützlich sein. Übrigens ... sagen Sie Herrn Rasumichin, daß ich ihn grüßen lasse. Sagen Sie es ihm wörtlich: ›Arkadij Iwanowitsch Swidrigailow läßt grüßen!‹ Unbedingt.«
    Er ging hinaus und ließ Ssonja erstaunt, erschrocken und mit einem unklaren, schweren Verdacht zurück.
    Wie es sich später herausstellte, hatte er am gleichen Abend in der zwölften Stunde noch einen anderen höchst exzentrischen und unerwarteten Besuch abgestattet. Der Regen wollte noch immer nicht aufhören. Ganz durchnäßt kam er um zwanzig Minuten auf Zwölf in die kleine Wohnung der Eltern seiner Braut auf dem Wassiljewskij-Ostrow, in der Dritten Linie des Kleinen Prospekts. Mit Mühe weckte er die Leute und versetzte zuerst alle in große Aufregung; aber Arkadij Iwanowitsch war, wenn er wollte, ein Mann von bezaubernden Manieren, so daß die ursprüngliche (übrigens gar nicht so dumme) Vermutung der klugen Brauteltern, daß Arkadij Iwanowitsch sich irgendwo bis zur Bewußtlosigkeit besoffen habe, in sich selbst zusammenstürzte. Die weichherzige und kluge Mutter der Braut rollte den gelähmten Vater im Krankensessel zu Arkadij Iwanowitsch heraus und begann sofort, ihrer Gewohnheit gemäß, mit gewissen weitausholenden Fragen. (Diese Frau stellte niemals direkte Fragen, sondern begann immer erst zu lächeln und sich die Hände zu reiben; und dann kam sie, wenn sie zum Beispiel unbedingt und sicher erfahren wollte, wann Arkadij Iwanowitsch die Hochzeit zu bestimmen gedenke, mit höchst interessierten und fast gierigen Fragen über Paris und das dortige Hofleben, um dann allmählich und der Reihe nach auf die Dritte Linie auf der Wassiljewskij-Insel zu kommen.) Zu einer anderen Zeit flößte dies alles großen Respekt ein; aber diesmal war Arkadij Iwanowitsch besonders ungeduldig und äußerte den dringenden Wunsch, sofort seine Braut zu sehen, obwohl man ihm gleich am Anfang erzählt hatte, daß die Braut schon zu Bette sei. Die Braut erschien selbstverständlich. Arkadij Iwanowitsch teilte ihr sofort mit, daß er in einer sehr wichtigen Angelegenheit vorübergehend aus Petersburg verreisen müsse und ihr darum fünfzehntausend Rubel in verschiedenen Scheinen gebracht habe, mit der Bitte, das Geld als Geschenk anzunehmen, da er schon längst die Absicht gehabt habe, ihr diese Bagatelle vor der Hochzeit zu schenken. Ein besonderer logischer Zusammenhang zwischen dem Geschenk und der sofortigen Abreise und der Notwendigkeit, deswegen bei Regen, um die Mitternachtsstunde zu kommen, wurde trotz dieser Erklärungen durchaus nicht ersichtlich, alles machte sich jedoch recht anständig. Selbst die unvermeidlichen Seufzer, Fragen und Ausdrücke des Erstaunens nahmen plötzlich eine ungewöhnlich gemäßigte und zurückhaltende Form an, dafür aber wurde der heißeste Dank geäußert und sogar durch die Tränen der vernünftigsten aller Mütter bekräftigt. Arkadij Iwanowitsch stand auf, lachte, küßte die Braut, tätschelte ihr die Wange und versprach noch einmal, sehr bald zurückzukommen; als er in ihren Augen neben der kindlichen

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