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Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne)

Titel: Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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nun, meinetwegen der Gewalt, wenn Sie sich ohne dieses Wort nicht behelfen können. Denken Sie doch daran: das Schicksal Ihres Bruders und Ihrer Mutter ist in Ihrer Hand. Ich aber werde Ihr Sklave sein mein Leben lang ... hier will ich auf Sie warten ...«
    Swidrigailow setzte sich aufs Sofa, acht Schritte von Dunja entfernt. Sie zweifelte nicht mehr an der Unerschütterlichkeit seines Entschlusses. Außerdem kannte sie ihn ja.
    Plötzlich holte sie aus der Tasche einen Revolver, spannte den Hahn und stützte die Hand mit dem Revolver auf das Tischchen. Swidrigailow sprang von seinem Platze auf.
    »Aha! So ist die Sache!« rief er erstaunt, doch mit einem gehässigen Lächeln. »Das ändert vollkommen den Gang der Ereignisse! Sie erleichtern mir selbst die Sache ganz außerordentlich, Awdotja Romanowna! Wo haben Sie nur den Revolver her? Vielleicht von Herrn Rasumichin? Bah! der Revolver ist doch von mir! Ein alter Bekannter! Und ich habe ihn damals so gesucht! ... Der ländliche Schießunterricht, den ich Ihnen zu erteilen die Ehre hatte, ist also doch nicht unnütz gewesen!«
    »Es ist nicht dein Revolver, er gehörte Marfa Petrowna, die du ermordet hast, Bösewicht! In ihrem Hause gehörte dir nichts! Ich nahm ihn mir, als ich zu ahnen begann, wozu du fähig bist. Untersteh dich nur, einen Schritt zu machen, und ich schwöre, daß ich dich töten werde!«
    Dunja war ganz außer sich. Sie hielt den Revolver schußbereit.
    »Nun, und der Bruder? Ich frage aus bloßer Neugier!« fragte Swidrigailow, noch immer am gleichen Fleck stehend.
    »Zeig ihn an, wenn du willst! Nicht von der Stelle! Rühr dich nicht! Ich werde schießen! Du hast deine Frau vergiftet, ich weiß, daß du selbst ein Mörder bist! ...«
    »Sind Sie denn fest davon überzeugt, daß ich Marfa Petrowna vergiftet habe?«
    »Ja, du! Du hast es mir selbst angedeutet; du hast von Gift gesprochen ... Ich weiß, du bist einmal eigens dazu verreist, um dir Gift zu besorgen ... Du hattest alles vorbereitet ... Das warst du ... Das warst du ganz gewiß ... Schuft!«
    »Wenn das auch wahr wäre, so hätte ich es doch nur deinetwegen getan ... du wärest immerhin die Ursache.«
    »Du lügst! Ich habe dich immer, immer gehaßt ...«
    »Aha, Awdotja Romanowna! Sie haben offenbar vergessen, wie Sie sich im Eifer der Propaganda schon beinahe vergeben hatten und ganz weich geworden waren ... Ich sah es Ihren Äuglein an; erinnern Sie sich noch, abends beim Mondschein, als die Nachtigall schmetterte? ...«
    »Du lügst! (Dunjas Augen funkelten vor Wut.) Du lügst, Verleumder!«
    »Ich lüge? Gut, mag sein. Ich habe gelogen. Frauen soll man an solche Dinge nicht erinnern. (Er lächelte.) Ich weiß, daß du schießen wirst, du niedliches Tierchen! Nun, schieß doch!«
    Dunja hob den Revolver und sah ihn totenblaß, mit erbleichter, zitternder Unterlippe und wie Feuer leuchtenden großen schwarzen Augen an; sie war entschlossen und wartete nur die erste Bewegung von ihm ab. Noch nie hatte er sie so schön gesehen. Das Feuer, das in ihren Augen in dem Augenblick aufleuchtete, als sie den Revolver hob, versengte ihn, und sein Herz krampfte sich zusammen. Er trat einen Schritt vor, und da krachte schon ein Schuß. Die Kugel streifte seine Haare und schlug gegen die Wand hinter ihm. Er blieb stehen und fing leise zu lachen an.
    »Die Wespe hat mich gestochen! Sie zielte gerade auf den Kopf ... Was ist das? Blut?«
    Er nahm ein Tuch aus der Tasche, um das Blut abzuwischen, das in feinem Strome seine rechte Schläfe hinunterrieselte; die Kugel hatte wohl ganz leicht die Kopfhaut gestreift. Dunja ließ den Revolver sinken und sah Swidrigailow halb erschrocken, halb verblüfft an. Sie schien selbst nicht mehr zu begreifen, was sie tat und was da geschah.
    »Nun, ein Fehlschuß! Schießen Sie noch einmal, ich will warten«, sagte Swidrigailow leise, noch immer lächelnd, aber sein Lächeln war jetzt finster. »So kann ich Sie packen, noch ehe Sie den Hahn gespannt haben!«
    Dunjetschka fuhr zusammen, spannte schnell den Hahn und hob wieder den Revolver.
    »Lassen Sie mich!« sagte sie verzweifelnd. »Ich schwöre Ihnen, ich werde wieder schießen ... Ich werde ... töten ...«
    »Nun, warum auch nicht ... auf drei Schritte Distanz ist es schwer, nicht zu töten. Nun, und wenn Sie mich nicht töten ... dann ...«
    Seine Augen funkelten, er kam zwei Schritte näher.
    Dunjetschka drückte ab, – der Revolver versagte!
    »Sie haben nicht sorgfältig genug geladen. Macht nichts! Sie

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