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Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Titel: Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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argwöhnisch ansehen, weil ich bisher selbst so diskret war und Sie mit meinen Fragen nicht behelligte ... Sie verstehen doch? Das kam Ihnen ungewöhnlich vor; ich wette, daß es so ist! Nun, da soll man noch diskret sein!«
    »Und an der Türe horchen!«
    »Ah, Sie meinen das!« sagte Swidrigailow lachend. »Ja, ich müßte mich wundern, wenn Sie nach alledem diese Bemerkung nicht gemacht hätten. Ha-ha! Ich habe zwar manches davon verstanden, was Sie damals ... dort ... angestellt und Ssofja Ssemjonowna selbst erzählt haben, aber was ist das eigentlich? Ich bin vielleicht ein sehr zurückgebliebener Mensch und kann nichts mehr verstehen. Erklären Sie es mir um Gotteswillen, mein Liebster! Erleuchten Sie mich mit Ihren allerneuesten Prinzipien.«
    »Sie können gar nichts gehört haben, Sie lügen!«
    »Aber ich meine gar nicht das (obwohl ich wirklich manches gehört habe), nein, ich meine nur das, daß Sie fortwährend stöhnen und seufzen. Der Schiller in Ihnen wird jeden Augenblick verlegen. Und jetzt erklären Sie auch noch, man dürfe nicht an fremden Türen horchen. Wenn dem so ist, so gehen Sie hin und sagen Sie den Behörden, daß mit Ihnen so ein Zufall passiert ist: In der Theorie ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Wenn Sie aber überzeugt sind, daß man an fremden Türen nicht horchen darf, aber das Recht hat, alte Weiber zu seinem eigenen Vergnügen mit beliebigen Gegenständen zu erschlagen, so fahren Sie doch schnell irgendwohin nach Amerika! Fliehen Sie, junger Mann! Vielleicht ist noch Zeit. Ich spreche jetzt aufrichtig. Haben Sie vielleicht kein Geld? Ich will Ihnen welches für die Reise geben.«
    »Ich denke gar nicht daran«, unterbrach ihn Raskolnikow angeekelt.
    »Ich verstehe (machen Sie sich übrigens keine Mühe: Wenn Sie nicht wollen, so brauchen Sie nicht viel zu sprechen); ich verstehe, was für Fragen Sie jetzt beschäftigen: Vielleicht moralische? Die Fragen des Bürgers und Menschen? Lassen Sie sie lieber beiseite; was brauchen Sie jetzt diese Fragen? He-he! Weil Sie noch immer Bürger und Mensch sind? Wenn Sie es sind, so hätten Sie sich auch nicht hineinmischen sollen; Sie hätten nicht eine Sache unternehmen sollen, der Sie nicht gewachsen sind. Nun, erschießen Sie sich; oder haben Sie keine Lust dazu?«
    »Mir scheint, Sie wollen mich jetzt absichtlich reizen, damit ich Sie gehen lasse ...«
    »Was sind Sie für ein Kauz! Nun sind wir aber schon da, gehen Sie, bitte, die Treppe hinauf. Sehen Sie, hier ist der Eingang zu Ssofja Ssemjonowna. Sie sehen doch, es ist niemand da! Sie glauben es nicht? Fragen Sie dann die Kapernaumows; ihnen pflegt sie ihren Schlüssel abzugeben. Da ist auch Madame de Kapernaumow selbst. Was? (Sie ist ein wenig taub.) Ist sie fort? Wohin? Nun, haben Sie es gehört? Sie ist nicht zu Hause und kommt vielleicht erst spät am Abend heim. Nun, kommen Sie jetzt zu mir. Sie wollten doch auch zu mir? So, jetzt sind Sie bei mir. Madame Rößlich ist nicht zu Hause. Diese Dame ist ewig beschäftigt, aber ich versichere Ihnen, sie ist eine gute Frau, vielleicht könnte sie auch Ihnen nützlich sein, wenn Sie vernünftiger wären. Nun, sehen Sie, hier nehme ich aus dem Schreibtisch dieses fünfprozentige Staatspapier (sehen Sie, wieviel ich davon noch habe!), dieses aber wird heute noch umgewechselt. Nun, haben Sie es gesehen? Jetzt habe ich keine Zeit mehr zu verlieren. Der Schreibtisch wird abgeschlossen, die Wohnung wird abgeschlossen, und wir sind wieder auf der Treppe. Nun, wollen Sie, daß ich eine Droschke miete? Ich fahre ja auf die Inseln hinaus. Wollen Sie nicht mitkommen? Ich nehme diesen Wagen zur Jelagin-Insel; was? Sie weigern sich? Sie halten es nicht mehr aus? Wollen wir doch etwas spazieren fahren, macht nichts. Ich glaube, ein Regen zieht auf, macht nichts, wir stellen das Verdeck auf ...«
    Swidrigailow saß schon im Wagen. Raskolnikow sagte sich, daß sein Verdacht wenigstens in diesem Augenblick unbegründet sei. Ohne ein Wort zu antworten, drehte er sich um und ging zurück in der Richtung zum Heumarkt. Hätte er sich unterwegs auch nur einmal umgewandt, so würde er gesehen haben, daß Swidrigailow, nachdem er kaum mehr als hundert Schritte gefahren war, den Kutscher bezahlte und wieder aufs Trottoir trat. Er konnte aber nichts mehr sehen und war um die Ecke gebogen. Ein tiefer Ekel trieb ihn von Swidrigailow fort. »Wie konnte ich nur, auch nur einen Augenblick, etwas von diesem rohen Bösewicht, von diesem Wollüstling und Schurken

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