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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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sein. Das passt überhaupt nicht zusammen. War sie zu einem Mord fähig? Plötzlich sah er vor seinem inneren Auge ihren Gesichtsausdruck, als sie vor zwei Jahren mit einem Golfschläger auf Martin Vanger losgegangen war. Sie hätte ihn ohne zu zögern getötet. Sie hat es nur nicht getan, weil sie mein Leben retten musste . Er fasste sich automatisch an den Hals, wo Martin Vangers Würgeschlinge gesessen hatte. Aber Dag und Mia … das passt einfach nicht zusammen.
    Er war sich der Tatsache bewusst, dass Bublanski ihn scharf beobachtete. Wie schon Armanskij musste auch er sich entscheiden. Früher oder später war er dazu gezwungen, wenn Lisbeth Salander des Mordes angeklagt wurde. Schuldig oder unschuldig?
    Bevor er etwas sagen konnte, klingelte das Telefon auf Erikas Schreibtisch. Sie meldete sich und reichte den Hörer dann an Bublanski weiter.
    »Irgendein Hans Faste will Sie sprechen.«
    Bublanski griff nach dem Hörer und hörte aufmerksam zu. Mikael und Erika konnten verfolgen, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
    »Wann gehen sie rein?«
    Stille.
    »Wie ist die Adresse noch mal …? Lundagatan … Okay, ich bin ganz in der Nähe, ich komme gleich hin.«
    Bublanski stand hastig auf.
    »Entschuldigen Sie, ich muss das Gespräch abbrechen. Salanders derzeitiger Betreuer ist erschossen aufgefunden worden. Sie ist jetzt offiziell zur Fahndung ausgeschrieben und in Abwesenheit verhaftet wegen Mordverdachts in drei Fällen.«
    Erika Berger bekam den Mund nicht mehr zu. Mikael Blomkvist sah aus, als hätte ihn gerade der Blitz getroffen.
     
    Taktisch gesehen war es relativ unkompliziert, die Wohnung in der Lundagatan zu stürmen. Hans Faste und Curt Svensson lehnten sich gegen den Kühler ihres Autos und warteten, während das Einsatzkommando in voller Bewaffnung das Treppenhaus besetzte und das Hinterhaus einnahm.
    Zehn Minuten später hatte man festgestellt, was Faste und Svensson auch schon wussten: Wenn man an der Tür klingelte, machte niemand auf.
    Hans Faste blickte die Lundagatan hinunter, die zum großen Ärger der Insassen des 66er-Busses vom Zinkensdamm bis zur Högalidskirche gesperrt war. Ein Bus war innerhalb der Straßensperren gefangen und konnte nicht vor und nicht zurück. Schließlich ging Faste hinüber und befahl einem Polizisten, zur Seite zu treten und den Bus passieren zu lassen. Eine Schar neugieriger Zuschauer beobachtete die Geschehnisse vom oberen Abschnitt der Lundagatan aus.
    »Das muss doch auch einfacher gehen«, meinte Faste.
    »Einfacher als was?«, fragte Svensson.
    »Als ein ganzes Sonderkommando einzusetzen, um einen Bus aufzuhalten.«
    Curt Svensson enthielt sich eines Kommentars.
    »Und das alles wegen einer 1 Meter 50 großen Tussi, die um die 40 Kilo wiegt«, fuhr Faste fort.
    Man hatte beschlossen, dass es nicht nötig war, die Tür einzuschlagen. Bublanski stieß zum Einsatzkommando hinzu, als sie auf den Schlosser warteten, der das Schloss aufbohren und die Truppe in die Wohnung lassen sollte. Es dauerte ungefähr acht Sekunden, die 45 Quadratmeter große Wohnung in Augenschein zu nehmen und festzustellen, dass Lisbeth Salander sich weder unter dem Bett noch im Badezimmer oder in irgendeinem Kleiderschrank versteckte. Bublanski bekam grünes Licht und trat ebenfalls ein.
    Die drei Polizisten sahen sich neugierig in der tadellos aufgeräumten und geschmackvoll eingerichteten Wohnung um. Die Möbel waren einfach. Die Küchenstühle waren in verschiedenen Pastelltönen lackiert. An den Wänden hingen gerahmte schwarz-weiße Kunstfotografien. Im Flur stand ein Regal mit einem CD-Player und einer großen CD-Sammlung. Bublanski stellte fest, dass von Hardrock bis Oper alles vertreten war. Alles wirkte dekorativ und geschmackvoll.
    Curt Svensson inspizierte die Küche, ohne jedoch etwas Bemerkenswertes zu finden. Er sah einen Zeitungsstapel durch und untersuchte die Spüle, den Küchenschrank und das Gefrierfach im Kühlschrank.
    Faste öffnete Kleiderschränke und Schreibtischschubladen im Schlafzimmer. Er pfiff leise, als er Handschellen und Sexspielzeug fand. In einem Schrank stieß er auf eine Garnitur Latexkleider von der Sorte, die seiner Mutter beim bloßen Anblick die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.
    »Hier geht’s ja lustig zu«, sagte er laut und hielt ein Lackkleid hoch, das laut Etikett von »Domino Fashion« designt war - was auch immer das sein mochte.
    Bublanski überprüfte die Kommode im Flur und fand einen kleinen Stapel ungeöffneter Briefe,

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