Verdammnis
Sie dementieren, dass nach einer Frau gefahndet wird?«
»Ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt!«
Kriminalinspektor Jerker Holmberg stand auf der Schwelle zum Schlafzimmer und betrachtete nachdenklich den riesigen Blutfleck auf dem Boden - an der Stelle, wo Mia Bergman gefunden worden war. Wenn er sich umdrehte, konnte er von der Tür aus den entsprechenden Blutfleck sehen, wo Dag Svensson gelegen hatte. Er dachte über den großen Blutverlust der Opfer nach. In Anbetracht der Schussverletzungen war das wesentlich mehr Blut, als zu erwarten gewesen wäre, was darauf hindeutete, dass die Munition, die hier verwendet worden war, schreckliche Verletzungen verursacht hatte. Vermutlich hatte Kommissar Mårtensson mit seiner Annahme recht gehabt, dass der Mörder Jagdmunition verwendet hatte. Das Blut war zu einer schwarzen und rostbraunen Masse geronnen, die so viel vom Boden bedeckte, dass die Notärzte und die Leute von der Spurensicherung es gar nicht vermeiden konnten, hineinzutreten und in der ganzen Wohnung ihre Spuren zu hinterlassen. Holmberg selbst trug Sportschuhe mit blauen Plastiküberziehern.
Seiner Meinung nach ging erst jetzt die richtige Untersuchung des Tatorts los. Die sterblichen Überreste der beiden Opfer waren aus der Wohnung getragen worden. Nachdem zwei Techniker ihm eine gute Nacht gewünscht hatten und gegangen waren, war Jerker Holmberg allein. Sie hatten die Opfer fotografiert, die Blutspritzer an den Wänden vermessen und sich über die splatter distribution areas und die droplet velocity unterhalten. Holmberg wusste, was diese Ausdrücke bedeuteten, aber er schenkte der technischen Untersuchung nur zerstreutes Interesse. Die Arbeit der Kriminaltechniker würde zu einem umfassenden Bericht führen, in dem detailliert aufgeführt war, wo und in welchem Abstand der Mörder und die Opfer gestanden hatten, in welcher Reihenfolge die Schüsse gefallen waren und welche Fingerabdrücke von Interesse sein könnten. Aber für Jerker Holmberg war das alles uninteressant. Die kriminaltechnische Untersuchung würde keine Silbe über das Motiv und die Identität des Mörders enthalten. Das waren die Fragen, um deren Beantwortung er sich bemühen musste.
Jerker Holmberg ging ins Schlafzimmer. Er legte eine abgewetzte Aktentasche auf einen Stuhl und zog ein Diktiergerät, eine Digitalkamera und einen Notizblock heraus.
Er begann seine Arbeit damit, die Schubladen der Kommode hinter der Schlafzimmertür aufzuziehen. Die zwei obersten enthielten Unterwäsche, Pullis und ein Schmuckkästchen, das wohl Mia Bergman gehört haben musste. Er breitete alle Gegenstände auf dem Bett aus und untersuchte auch das Schmuckkästchen sorgfältig, stellte jedoch bald fest, dass sich nichts wirklich Wertvolles darin fand. In der untersten Schublade stieß er auf zwei Fotoalben und zwei Ordner mit Papieren, die die finanziellen Angelegenheiten der Opfer betrafen. Er schaltete sein Diktiergerät ein.
»Beschlagnahmungsprotokoll Björneborgsvägen 8b. Schlafzimmer, unterste Kommodenschublade. Zwei gebundene Fotoalben in DIN-A4-Format. Ein Ordner mit schwarzem Rücken mit der Beschriftung ›Haushalt‹ und ein Ordner mit blauem Rücken mit der Beschriftung ›Käufe‹, die Angaben zu Krediten und Ratenzahlungen für die Wohnung enthalten. Ein kleiner Karton mit handgeschriebenen Briefen, Postkarten und persönlichen Gegenständen.«
Er trug die Gegenstände in den Flur und legte sie in einen Koffer. Dann arbeitete er sich durch die Schubladen der Nachtkästchen, fand aber nichts von Interesse. Er öffnete die Kleiderschränke, sah die Kleider durch und fühlte in jeder Tasche und auch in den Schuhen nach, ob jemand etwas darin vergessen oder versteckt haben könnte. Dann wandte er sein Interesse den oberen Fächern des Kleiderschranks zu. Er öffnete sämtliche Kartons und Schächtelchen. In regelmäßigen Abständen stieß er dabei auf Papiere oder Gegenstände, die er aus unterschiedlichen Gründen ins Beschlagnahmungsprotokoll aufnahm.
In eine Ecke des Schlafzimmers hatte man noch einen Schreibtisch gequetscht. Ein winziger Heimarbeitsplatz mit einem Computer der Marke Compaq und einem alten Monitor. Unter dem Tisch stand ein kleiner Rollcontainer, daneben befand sich eine niedrige Ablage. Jerker Holmberg wusste, dass er die wichtigsten Funde höchstwahrscheinlich am Arbeitsplatz machen würde - wenn es denn überhaupt etwas zu finden gab - und hob sich den Schreibtisch bis zum Schluss auf.
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