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Verdammnis

Verdammnis

Titel: Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Zettel an den Tisch gehängt, dass nichts bewegt oder angefasst werden darf. Doch der Inhalt von Dag Svenssons Buch muss bis zur Veröffentlichung geheim bleiben. Wir möchten also nur sehr ungern, dass das Manuskript an die Polizei weitergegeben wird, vor allem weil ja auch der eine oder andere Polizist an den Pranger gestellt wird.«
    Verdammt noch mal , dachte Bublanski. Warum habe ich nicht gleich heute Morgen jemand hergeschickt? Aber dann nickte er nur und ließ das Thema wieder fallen.
    »In Ordnung. Wir haben da eine Person, die wir im Zusammenhang mit den Morden verhören wollen. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Sie diese Person kennen. Ich würde gerne von Ihnen hören, was Sie über eine Frau namens Lisbeth Salander wissen.«
    Mikael Blomkvist sah im ersten Moment aus wie ein personifiziertes Fragezeichen. Bublanski bemerkte, dass Erika Berger Mikael einen scharfen Blick zuwarf.
    »Ich versteh gerade überhaupt nichts.«
    »Sie kennen Lisbeth Salander?«
    »Ja, ich kenne Lisbeth Salander.«
    »Woher kennen Sie sie?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Wie ich schon sagte, wir wollen sie im Zusammenhang mit den Morden vernehmen. Woher kennen Sie sie?«
    »Aber … das kann doch gar nicht sein. Lisbeth Salander hat überhaupt keine Verbindung zu Dag Svensson und Mia Bergman.«
    »Das müssen wir in aller Ruhe klären«, antwortete Bublanski geduldig. »Aber zurück zu meiner Frage: Woher kennen Sie Lisbeth Salander?«
    Mikael fuhr sich über die Bartstoppeln und rieb sich die Augen, während sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. Schließlich sah er Bublanski in die Augen.
    »Ich habe Lisbeth Salander vor zwei Jahren einmal für eine Recherche in einer ganz anderen Angelegenheit eingestellt.«
    »Worum ging es da?«
    »Glauben Sie mir einfach, dass es nicht das Allergeringste mit Dag Svensson und Mia Bergman zu tun hatte. Das war eine ganz andere Geschichte, die heute abgeschlossen ist.«
    Bublanski mochte es überhaupt nicht, wenn jemand behauptete, es gebe Geheimnisse, die auch in Anbetracht von Mordermittlungen nicht gelüftet werden dürften, aber er entschied sich, die Sache bis auf Weiteres auf sich beruhen zu lassen.
    »Wann haben Sie Lisbeth Salander zuletzt gesehen?«
    Mikael überlegte.
    »Im Herbst vor zwei Jahren hatte ich mit Lisbeth Salander regelmäßigen Umgang. Und zwar bis Weihnachten desselben Jahres, dann verschwand sie aus der Stadt. Danach habe ich sie überhaupt nicht mehr gesehen, bis letzte Woche.«
    Erika Berger zog die Brauen hoch. Bublanski nahm an, dass ihr diese Tatsache neu war.
    »Erzählen Sie mir von dieser Begegnung.«
    Mikael holte tief Luft und beschrieb danach in knappen Worten die Geschehnisse vor ihrer Haustür in der Lundagatan. Bublanski lauschte ihm mit wachsender Verwunderung. Er fragte sich, ob Mikael fantasierte oder tatsächlich die Wahrheit sagte.
    »Sie haben also nicht mit ihr gesprochen?«
    »Nein, sie verschwand zwischen den Häusern im oberen Teil der Lundagatan. Ich habe ziemlich lange gewartet, aber sie ist nicht wieder aufgetaucht. Ich habe ihr einen Brief geschrieben und sie gebeten, sich bei mir zu melden.«
    »Und Ihnen ist keine wie auch immer geartete Verbindung zwischen ihr und dem Paar in Enskede bekannt?
    »Nein.«
    »Können Sie die Person beschreiben, die sie überfallen hat?«
    »Ich glaube nicht. Er griff sie an, sie wehrte sich und floh. Ich habe ihn aus zirka vierzig, fünfzig Metern Entfernung gesehen. Es war mitten in der Nacht und es war dunkel.«
    »Waren Sie betrunken?«
    »Nur ein klein wenig beschwipst. Der Mann war blond und hatte einen Pferdeschwanz. Er trug eine dunkle, kurze Jacke und hatte einen ziemlichen Bierbauch. Als ich die Treppen in der Lundagatan hochlief, hab ich ihn nur von hinten gesehen, aber als er mir den Schlag versetzte, glaube ich gesehen zu haben, dass er ein hageres Gesicht und helle, dicht beieinanderstehende Augen hatte.«
    »Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«, unterbrach Erika Berger.
    Mikael zuckte mit den Schultern.
    »Es lag ein Wochenende dazwischen, und du bist für diese blöde Talkrunde nach Göteborg gefahren. Bis Montag warst du weg, und am Dienstag haben wir uns nur ganz kurz gesehen. Es ist einfach unter den Tisch gefallen.«
    »Aber im Licht der Ereignisse von Enskede … Sie haben auch der Polizei nichts gesagt«, stellte Bublanski fest.
    »Warum hätte ich das tun sollen? Genauso gut hätte ich Ihnen erzählen können, dass ich vor einem Monat diesen Taschendieb erwischt habe,

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