Verdammnis
Paares Svensson-Bergman gefunden hatte. Keine versteckten Sexhilfsmittelchen, keine sündige Unterwäsche oder eine Kommodenschublade mit Pornofilmen. Er hatte keine verborgenen Joints oder irgendein Zeichen für kriminelle Tätigkeiten entdeckt. Die beiden schienen ein ganz gewöhnliches Vorortpaar gewesen zu sein, vielleicht (aus polizeilicher Sicht) ein bisschen langweiliger als normal.
Schließlich kehrte Holmberg ins Schlafzimmer zurück und setzte sich an den Schreibtisch. Er zog die oberste Schublade auf und sortierte eine Stunde lang Papiere. Schnell stellte er fest, dass der Schreibtisch und das Regal umfassendes Quellen- und Referenzmaterial für Mia Bergmans Doktorarbeit From Russia with Love enthielt. Alles war fein säuberlich geordnet, wie in einem guten Ermittlungsbericht, und in gewissen Textabschnitten las er sich prompt eine Weile fest. Mia Bergman hätte gut in unsere Abteilung gepasst, dachte er sich. Ein Teil des Bücherregals war halb leer und enthielt anscheinend Material, das Dag Svensson gehörte. Es waren vor allem Zeitungsausschnitte mit eigenen Artikeln oder Ausschnitte zu Themen, die ihn interessiert hatten.
Er beschäftigte sich eine ganze Weile mit dem Inhalt des Computers und stellte fest, dass er fast 5 GB umfasste: von Software über Briefe bis hin zu gespeicherten Artikeln und PDF-Dateien. Mit anderen Worten, nichts, was er heute Abend lesen wollte. Er beschlagnahmte den ganzen Computer und die verstreuten CDs sowie ein ZIP-Drive mit ungefähr dreißig ZIP-Discs.
Danach blieb er eine Weile vor dem Schreibtisch sitzen und grübelte vor sich hin. Der Computer enthielt, soweit er das beurteilen konnte, nur Material von Mia Bergman. Dag Svensson war Journalist gewesen und brauchte einen Computer als wichtigstes Arbeitswerkzeug, doch dieser Compaq im Schlafzimmer hatte nicht einmal E-Mail. Also musste Svensson noch einen anderen Computer benutzt haben. Jerker Holmberg stand auf und schritt nachdenklich durch die Wohnung. Im Korridor stand ein schwarzer Rucksack von Dag Svensson mit ein paar Notizbüchern und einem leeren Fach für einen Laptop. Doch einen Laptop konnte er nirgends in der Wohnung entdecken. Er nahm die Schlüssel und ging auf den Hof, wo er Mia Bergmans Auto untersuchte. Danach sah er sich das Kellerabteil der beiden an. Auch dort kein Laptop zu finden.
Das Merkwürdige an diesem Hund war, dass er nicht bellte, mein lieber Watson.
Er stellte fest, dass im Beschlagnahmungsprotokoll wohl bis auf Weiteres kein Laptop auftauchen würde.
Bublanski und Faste trafen Staatsanwalt Ekström gegen halb sieben in seinem Arbeitszimmer, kurz nachdem sie von der Lundagatan zurückgekommen waren. Curt Svensson hatte man angerufen und ihm aufgetragen, Mia Bergmans Doktorvater an der Universität Stockholm aufzusuchen. Jerker Holmberg war immer noch in Enskede und Sonja Modig für die Untersuchung des Tatorts am Odenplan verantwortlich. Es waren knapp zehn Stunden vergangen, seit man Bublanski zum Fahndungsleiter ernannt hatte, und sieben Stunden, seit die Jagd auf Lisbeth Salander eröffnet worden war. Bublanski fasste zusammen, was sich in der Lundagatan abgespielt hatte.
»Und wer ist Miriam Wu?«, wollte Ekström wissen.
»Wir wissen noch nicht viel von ihr. Im Strafregister taucht sie jedenfalls nicht auf. Hans Faste soll sie bis morgen früh ausfindig machen.«
»Und Salander hält sich nicht in der Lundagatan auf?«
»Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass sie dort wohnen würde. Jedenfalls hat alles, was dort im Kleiderschrank hängt, die falsche Größe.«
»Und was für Klamotten!«, fügte Hans Faste hinzu.
»Was meinen Sie damit?«, erkundigte sich Ekström.
»Das sind nicht unbedingt die Kleider, die man zum Muttertag verschenken würde.«
»Wir wissen momentan noch nichts über Miriam Wu«, sagte Bublanski.
»Zum Teufel noch mal, was müssen wir da schon groß wissen? Sie hat einen ganzen Schrank voller Nuttenuniformen.«
»Nuttenuniformen?«, echote Ekström verblüfft.
»Leder und Lack und Korsetts und Fetischklamotten und Sexspielzeug und so weiter. Das Zeug sah auch nicht gerade billig aus.«
»Sie meinen also, dass Miriam Wu eine Prostituierte ist?«
»Wir wissen momentan noch gar nichts über Miriam Wu«, wiederholte Bublanski mit Nachdruck.
»Der Bericht des Sozialamts vor ein paar Jahren deutete an, dass Lisbeth Salander als Prostituierte tätig war«, entgegnete Ekström.
»Und die Leute vom Sozialamt wissen normalerweise, wovon sie
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